+++ Meinung +++
„Avengers: Endgame“ ist mein Film des Jahres 2019. Doch so großartig ich das Finale der Infinity-Saga auch fand: In den Tagen und Wochen danach schlich sich langsam die Sorge ein, dass es im Marvel Cinematic Universe (MCU) von nun an erstmal ein wenig bergab gehen könnte. Wie sollte es auch anders sein? „Endgame“ ist das Finale von 22 Filmen und elf Jahren MCU, mit einem gewaltigen Cast von Figuren, die einem über die Jahre ans Herz gewachsen sind, einem sorgfältig aufgebauten Bösewicht und einem Gänsehautfinale, das wohl auf Jahre unerreicht bleiben wird.
Auch „Spider-Man: Far From Home” hat wenig dazu beigetragen, meine Sorgen zu vertreiben. Klar, Tom Hollands zweites Soloabenteuer war witzig, wendungsreich und hatte einige der kreativsten Actionszenen des MCU – aber „Far From Home“ ist eben auch kein „Endgame“. Doch dann kam die Comic-Con – und nach der Ankündigung der nächsten zehn Marvel-Projekte freue ich mich auf einmal mehr auf die Zukunft des MCU, als ich es vor oder nach „Avengers 4“ für möglich gehalten hätte.
Diese Titel!
Eigentlich reichen mir dafür sogar schon die Titel der angekündigten Projekte. „Shang-Chi And The Legend Of The Ten Rings”. „Thor: Love And Thunder“. „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“. Wer sich bei solchen Filmtiteln nicht auf Phase vier des MCU freut, ist selbst schuld (auch wenn ich mich ein wenig davor fürchte, was in den deutschen Untertiteln daraus gemacht wird).
Verwiesen die vorherigen Untertitel meist noch direkt auf bestimmte Comic-Storylines („Age Of Ultron“, „Civil War“, etc.), die dann auch mehr oder weniger detailgetreu adaptiert wurden, scheinen sich die Marvel-Verantwortlichen um Kevin Feige nun mehr und mehr von den Vorlagen zu befreien und ihre eigenen Geschichten mit den etablierten Figuren zu erzählen – voraussichtlich etwa eine Dreiecksbeziehung zwischen dem bisherigen Thor (Chris Hemsworth), Valkyrie (Tessa Thompson) und dem neuen weiblichen Thor (Natalie Portman) im perfekt betitelten „Love And Thunder“. (Wie der überwältigende Erfolg des MCU dazu beigetragen hat, hat mein Kollege Christian Fußy bereits in einem sehr lesenswerten Artikel aufgeschrieben.)
"Thor 4": Darum war Natalie Portman als neuer Thor die beste Ankündigung der Comic-ConDas MCU wird divers
Sowieso scheint Phase vier des MCU ganz im Zeichen der Diversität und Gleichberechtigung zu stehen, was allerdings streng genommen auch schon längst überfällig war. In der zurückliegenden Phase drei gab es die ersten beiden weiblichen (Wasp und Captain Marvel) und den ersten farbigen (Black Panther) Titelhelden, doch die MCU-Zukunft wird sogar noch viel bunter:
Mit „Shang-Chi“ wird der erste asiatische MCU-Held seinen eigenen Film bekommen, auf den ich mich alleine schon wegen des wahnsinnig sympathischen Twitter-Accounts von Hauptdarsteller Simu Liu freue. Und zum äußerst diversen Cast von „The Eternals“ gehört (soweit bislang bekanntgegeben) genau ein weißer Mann, nämlich „Game Of Thrones“-Star Richard Madden. Zum Vergleich: In Phase eins und zwei des MCU gab es nur Solofilme über weiße männliche Helden.
Mehr Abwechslung
Mehr Abwechslung wird es in Zukunft jedoch nicht nur bei den Helden auf der Leinwand geben, sondern auch in der Form, wie ihre Geschichten erzählt werden. Mit dem Streaming-Dienst Disney+, der im Herbst 2019 in den USA an den Start gehen soll (und dann wohl 2020 in Deutschland), haben Feige und Co. das perfekte Werkzeug an der Hand, um noch mehr, noch abwechslungsreichere MCU-Geschichten zu erzählen.
So kann Feige etwa die Handlung von „Doctor Strange 2“ mit der Disney+-Serie „WandaVision“ (übrigens ebenfalls ein äußerst spannendes Konzept) verknüpfen und Serie und Film aufeinander aufbauen lassen. So kann Fanliebling Hawkeye (Jeremy Renner) endlich seinen verdienten Soloauftritt bekommen, auch wenn es „nur“ in Form einer Serie ist. Und so kann man bisherige Randfiguren wie Falcon (Anthony Mackie) und den Winter Soldier (Sebastian Stan) in den Vordergrund rücken – und wenn in zukünftigen Filmen andere Schauspieler so eine starke Chemie beweisen, wie diese beiden in „Civil War“, kann man ihnen auch einfach ihre eigene Serie geben. Wie wäre es etwa mit „Shuri And The Wasp“? Oder „Wong And The Incredible Hulk“?
Ich für meinen Teil kann die nächsten zwei Jahre MCU jedenfalls überhaupt nicht erwarten. Und auch für die Zeit danach („Blade“! „Guardians Of The Galaxy 3“! „Captain Marvel 2“!) gibt es genügend Filme, die wegen mir gerne auch noch dieses Jahr in die Kino kommen könnten – von einem etwaigen „Avengers 5“ mal ganz abgesehen.
"Thor 4" startet früher als in den USA! Die deutschen Termine der "Avengers 4"-Nachfolger sind da