Mit seinem Erstlingswerk „Fight Club“ landete der Buchautor Chuck Palahniuk 1996 gleich seinen großen Durchbruch. Wir haben den 57-Jährigen auf der CCXP in Köln zum exklusiven Interview getroffen und auch sein Panel „Fight Club @20: Chuck Palahniuk In Conversation With The Modern School Of Film“ verfolgt, wo er mit Robert Milazzo von der Modern School Of Film plauderte. Der ehemalige Journalist hat über die Jahre mehr als ein Dutzend Romane geschrieben, aber keiner ist so bekannt geworden wie „Fight Club“. Damit hat Palahniuk kein Problem: „In meinem Alter bin ich froh darüber, dass ich davor keine Angst mehr habe.“ Er fühlt sich geehrt, dass David Fincher sein Buch verfilmt hat.
„Ich war immer eingeschüchtert von dem Film. So ein Buch wird immer von einer Person erschaffen. An dem Film sind eine Menge so talentierter Leute beteiligt, die das auch schon eine lange Zeit betreiben.“ Schlimmer noch: „Ich dachte, dass es so werden würde, wie bei ‚Die Reifeprüfung‘ oder ‚Rosemaries Baby‘, wo die Zuschauer nach dem Film vergessen würden, dass es überhaupt einen Roman gab. Oder die Menschen sich einfach nicht für das Buch interessieren. ‚Die Reifeprüfung‘ wird nicht mehr gedruckt, ‚Rosemaries Baby‘ wird mal gedruckt, dann fliegt das Werk wieder aus dem Programm raus. Ich hatte befürchtet, dass ‚Fight Club‘ dasselbe Schicksal erleiden würde.“ Die Kehrseite der Medaille: „Ich war auch ein bisschen ‚enttäuscht‘ von der Verfilmung, weil der Film so absolut werkgetreu ist. So sehr, dass ich beim Schauen Seiten meines Buches sah.“
“Fight Club“-Sequel: Herausforderung zu groß
Aber so ganz ließ „Fight Club“ Palahniuk nicht los. 2015 schrieb der heute in Portland, Oregon lebende und im Bundesstaat Washington geborene Autor eine Fortsetzung zu „Fight Club“ – allerdings nicht als Roman oder Drehbuch, sondern auf andere Weise. „Ich musste das Sequel von ‚Fight Club‘ als Graphic Novel umsetzen, weil die Leute der Geschichte als Film oder Buch nie eine echte Chance gegeben hätten. Deshalb brauchte ich eine dritte Form von Medium“, so Palahniuk.
Dass seine Graphic Novel jemals verfilmt wird, glaubt der Amerikaner derzeit aber nicht: „Das wäre eine riesengroße Herausforderung, für denjenigen, der das machen würde. Ich sehe da gerade niemanden, der sich der Aufgabe stellen würde.“
Auch nicht Original-Regisseur David Fincher? Palahniuk: „Fincher hat mal darüber gesprochen, etwas anderes aus dem Material machen zu wollen. Aber er sprach niemals davon, ein Sequel zu drehen. Wir belassen es dabei.“ Dabei heißt es, dass „Fight Club“-Hauptdarsteller Brad Pitt 2015 nach der Veröffentlichung der Graphic Novel Interesse an einer Verfilmung gezeigt habe, doch Edward Norton absolut keine Lust auf eine Teilnahme hätte, weil er sich ein wenig aus dem Rampenlicht zurückgezogen habe und sich dort wohlfühle.
Wie David Fincher das Studio “erpresste“
Eine kleine Anekdote hatte Palahniuk noch parat: Er erzählte, wie David Fincher sich 1999 das Recht auf den Final Cut von „Fight Club“ erzwang. Nach seinen Horror-Erfahrungen beim Dreh von „Alien 3“ (1992) weigerte sich Fincher, den Dreh von sogenanntem EPK-Material zuzulassen – das heißt, eine Crew dreht hinter den Kulissen, was die Marketingabteilung später in der PR einsetzt. So war das Studio 20th Century Fox komplett von Finchers gutem Willen abhängig, Promotion für den 63 Millionen Dollar teuren Film zu machen. Als Gegenleistung ließ er sich den Final Cut garantieren. Am Ende wurde „Fight Club“ zu einem Kultfilm, der weltweit nach verhaltenem Start noch 100 Millionen Dollar einspielte und in Deutschland mehr als eine Millionen Zuschauer in die Kinos lockte.