Zunächst kämpft John Wick (Keanu Reeves) in „John Wick: Kapitel 3“ auf sich allein gestellt ums Überleben. Hilfe findet er in Casablanca, wo seine alte Bekannte Sofia (Halle Berry) ihm einen Gefallen schuldet, den sie nicht verweigern darf. Nach einer Konfrontation mit Berrada (John Flynn), dem Hersteller der legendären Goldmünzen, stehen John und Sofia einer Überzahl an Gegnern gegenüber. Sie müssen sich ihren Weg freischießen. Doch das allein reicht nicht. Zum Glück hat Sofia zwei Hunde…
Während John dann in besser Wick-Manier ballert, fallen die beiden belgischen Malinois-Schäferhunde Gegner um Gegner an, setzen einen Feind nach dem anderen außer Gefecht. Schon früh zeichnete sich ab, dass diese Actionszene eines der Highlights von „John Wick 3“ werden würdet und über kaum eine wird nun auch so viel gesprochen. Die Szene brauchte Monate an Vorbereitung, schien sogar komplett unmöglich, bis „John Wick“-Mastermind und -Regisseur Chad Stahelski auf den Wolf-Experten von „Game Of Thrones“ traf…
Seit Jahren in Planung
Stahelski hatte schon vor Jahren die Idee für diese Szene (und plante sie ursprünglich bereits für „John Wick 2“). Doch sie schien nicht umsetzbar. Man könne Hunde eigentlich nicht trainieren, so zu tun, als würden sie einen Menschen töten, erklärt der Filmemacher den Kollegen von Polygon. Denn der Hund versucht dann wirklich, den Menschen zu töten. In Filmen werde daher getrickst: Es werden enge Bildausschnitte gewählt, die möglichst wenig zeigen, damit die Trainer außerhalb stehen können, während der Hund in diesen Momenten wirklich aggressiv und auf Töten und Verletzen gepolt ist. Doch die „John Wick“-Reihe ist bekannt für ihre übersichtlichen Actionszenen, die mit wenigen Schnitten auskommen. Da gibt es keine Möglichkeit, Trainer zu verstecken.
Stahelski erklärt Polygon, dass er mit zahlreichen Hunde-Trainern sprach und sie bat, Hunde so auszubilden, dass sie wissen: Alles ist nur ein Spiel. Ihm schien das naheliegend, immerhin spiele man laufend mit Hunden. Doch er bekam nur Absagen, weil dies einfach nicht möglich sei – bis er auf Andrew Simpson traf. Der schottische Tiertrainer arbeitete an „Game Of Thrones“. Sein eigener Wolf Quigley spielte Jon Snows Schattenwolf Geist – und greift in der Serie Menschen an, was für den Wolf ein Spiel ist, weil Simpson ihn schon im Alter von mehreren Monaten entsprechend trainierte. Als der Regisseur Simpson erklärte, was ihm vorschwebt, sei dieser „für fünf Minuten sehr, sehr still“ gewesen und habe dann gesagt: „Ja, ich denke, das ist etwas, was wir machen können.“
11 Monate Hundetraining
Man habe insgesamt fünf Hunde im Alter von ein bis eineinhalb Jahren gefunden, die geeignet erschienen und diese elf Monate lang trainiert, um ihnen zu zeigen, dass es okay ist, spielerisch anzugreifen. Das größte Problem sei gewesen, den Hunden beizubringen, wen und wann sie spielerisch angreifen. Grün sei dabei als Signalfarbe eingesetzt worden. Alle Schergen im Filmen, die von den Hunden außer Gefecht gesetzt werden, hätten dann grüne Polster in die Leiste oder über die Brust bekommen, auf denen sich grünes „Hundespielzeug“ befand. Die Hunde attackierten nicht wirklich, sondern wurden darauf trainiert, dieses Spielzeug abzureißen. Grüne Dinge kann man bekanntlich am Computer sehr einfach entfernen, sodass diese im Film nicht zu sehen sind.
Zudem mussten Halle Berry und Keanu Reeves fünf Monate mit den Tieren trainieren, um von diesen als Freund identifiziert zu werden, der nicht „angegriffen“ wird. Halle Berry hat angeblich sieben Tage die Woche bis zu drei Stunden pro Tag Zeit noch mit den Hunden verbracht, nach ihrem Kampfsporttraining bzw. dem Dreh anderer Szenen. Doch dies galt nicht nur für die Leute vor der Kamera. Auch der Kameramann und allen anderen am Filmen dieser Sequenz Beteiligten musste die ganze Zeit bei den Hunden sein, damit sie von diesen erkannt wurden. Daher seien die Hunde schon sehr lange vor ihrem eigentlichen Einsatz am Set gewesen.
Eine Schattenseite hatte das Training übrigens, wie Stahelski einräumt. Auch wenn Andrew Simpson eine „großartige Trainingsmethode“ entwickelt habe, mit denen die Hunde verstehen, dass es nur ein Spiel ist, sie wirklich nur das Spielzeug wollen und rechtzeitig stoppen und nicht wirklich versuchen, jemanden zu töten, könne man diese Hunde nun nicht einfach direkt in „die Gemeinschaft“ entlassen, denn sie sind nun trainiert, (aus Spaß) anzugreifen. Und grüne Kleidung sollte man in ihrer Umgebung nicht tragen…
Trotzdem sei ihr Ansatz besser für die Tiere, erklärt Stahelski in einem Interview mit Vulture. Wenn sonst in Filmen Hunde angreifen, dann seien die Hunde wirklich auf Angriff gepolt. Sie versuchen dann wirklich, den Menschen zu verletzten. Sie sind aggressiv und legen das laut Stahelski, der selbst Hundehalter und großer Fan der Tiere ist, auch nicht mehr ab. Bei „John Wick 3“ dagegen spielen die Hunde. Das stresse die Tiere auch nicht so, weil sie eben die ganze Zeit nur Spaß machen. Da die Hunde auch nicht richtig zubeißen und nur in die grünen Polster bzw. das Spielzeug, werden außerdem ihre Zähne nicht verletzt. Und natürlich gehe auch die Verletzungsgefahr von Menschen nach unten.
Ohne die Erfahrungen, die Andrew Simpson am Set von „Game Of Thrones“ sammelte, wäre all das nicht möglich gewesen. Ohne die Fantasy-Serie hätte es also die „John Wick 3“-Actionszene mit den Hunden wahrscheinlich gar nicht gegeben. Dass die in letzter Minute beinahe noch von Katzen zerstört worden wäre, ist dagegen eine andere Geschichte.
"John Wick 3": Tausende rebellische Katzen suchten die Dreharbeiten heim