New York, Mexiko, Prag, Venedig und London sind nicht nur einige der vielen Locations, an denen „Spider-Man: Far From Home“ spielt, sondern auch Orte, die man als Filmjournalist innerhalb von weniger als acht Stunden besuchen kann – zumindest, wenn man an einem Filmset ist. Denn als wir von FILMSTARTS Anfang August 2018 als weltweit erste Journalisten die Dreharbeiten zum zweiten Solo-Abenteuer mit Tom Holland als Spider-Man in den Studios in Leavesden bei London besuchen, werden wir durch all diese Sets geführt und bekommen so nicht nur all die Schauplätze gezeigt, sondern erfahren in den meisten Fällen auch, gegen wen Spider-Man hier kämpft..
Auch wenn für den Film dann auch noch einmal vor Ort oder zumindest an einem alternativen Schauplatz (so dient die tschechische Stadt Liberec, wo der komplette Marktplatz für die Filmemacher für zwei Wochen gesperrt wurde, als Double für Prag, wo dies undenkbar wäre) gedreht wird, bietet ein solcher Studiodreh natürlich viele Vorteile. Hier kann man aufwändige Sets bauen und auch zerstören, was sich auch schnell zeigt: Das Mexiko-Set ist eine zerbombte Kleinstadt, in Prag ist eine Bar völlig ausgebrannt und in Venedig wird man einen ganzen Glockenturm umstürzen lassen, wozu die Kuppel auf einer Hydraulik-Vorrichtung nachgebaut ist und so wirklich kippen kann.
Venedig in London
Es ist beeindruckend, mit welcher Detailversessenheit diese Sets errichtet sind. Gedreht wird an diesem Tag in Venedig, es ist der Anfang der Aufnahmen der großen Actionszenen: Ein Wassermonster greift an, als Peter gerade mit seinen Mitschülern den Italien-Ausflug genießt. Mit einem großen Wassertank auf dem die Gondeln fahren, einem Fischmarkt, voll besetzten Cafés und Touristenläden, den typischen Treppen und verzierten Häusern wähnt man sich schnell in der italienischen Lagunenstadt. Dass die Gondoliere sogar wirklich Italiener sind, ist da nur das i-Tüpfelchen.
Auch für die Crew bietet der Dreh in den Studios natürlich große Vorteile, hat man doch das ganze Equipment immer dabei. Man habe ihnen sogar massiv davon abgeraten, für zusätzliche Außendrehs nach Venedig zu gehen, verraten uns die Macher. Schließlich ist es in der Stadt, in der Autos nicht erlaubt sind, ein Albtraum, die Tonnen Material, die eine Filmcrew mit sich herumschleppt, zu transportieren. Doch trotzdem entstehen dort auch einige Szenen, schließlich soll auf der Leinwand alles perfekt aussehen.
Auch die Darsteller zeigen sich begeistert von den Vorteilen des Hauptdrehs im Studio, auch wenn Zendaya uns kritisch korrigiert, dass man nicht in London, sondern nahe London dreht und das damit einhergehende mangelnde Freizeitangebot beklagt: „Es gibt hier nur ein Kino und eine Bowlingbahn.“ Für den gebürtigen Londoner Tom Holland ist die Sache derweil ein wenig surreal: „Der erste Film hieß ‚Homecoming‘ und ich habe ihn 9.000 Meilen weg von zu Hause gedreht. Nun heißt der Film ‚Far From Home‘ und wir drehen ihn quasi vor meiner Haustür.“
Keine Geheimniskrämer
Einen großen Vorteil hat das Drehen im Studio natürlich auch: Es ist fern von jeglichen Paparazzi und Leaks, was bei Marvel, wo Trailer auch mal lügen und alles unter Verschluss gehalten wird, eigentlich nicht ganz unwichtig ist. Umso überraschender ist es aber, mit welcher Offenheit uns Produzent Eric Carroll empfängt und gleich zu Beginn des Besuchs mal reichlich Material vorführt. So sehen wir sogenannte Previsualizations von gleich zwei Actionszenen, die zu diesem frühen Zeitpunkt noch zu drehen sind.
Mit diesem am Computer animierten und erzeugten Sequenzen bekommen unter anderem auch die Schauspieler einen Eindruck davon, wie eine Szene am Ende aussehen soll. Während alle Welt zu diesem Zeitpunkt noch über die Sinister Six als Spider-Man-Gegner spricht und angebliche Castings die Runde machen, sehen wir bereits, was wirklich passieren wird: Nämlich wie „Wassermonster“ Hydro-Man in Venedig sein Unwesen treibt und Jake Gyllenhaal als Mysterio nicht als Bösewicht daherkommt, sondern in dieser Szene als Held den Tag rettet. Bleibt er das? Hier mauern die Macher. Hauptdarsteller Tom Holland, der bekannt dafür ist, sich zu verplaudern und Spoiler zu verraten, hält gleich zwei Mal mit der PR-Betreuerin Rücksprache, als wir ihn auf die Beziehung ansprechen, um dann nur zu sagen: „Sie bilden ein Team. Jeder glaubt, Mysterio ist ein Bösewicht, doch er und Spidey sind wirklich Mitglieder eines Teams.“
Doch damit nicht genug. Weit bevor der Name im Zusammenhang mit dem Projekt das erste Mal die Runde macht, zeigt man uns, wie Molten Man Prag verwüsten wird und verrät uns, dass es auch noch zwei weitere Monster gibt, mit denen es eine Einsatztruppe um Spidey und Mysterio zu tun bekommt. Zusammen hören dann alle vier auf den Namen die Elementals. Da juckt es einen eigentlich, schnell mal das Handy zu zücken und die große Exklusivmeldung zu schreiben. Doch natürlich mussten wir Journalisten uns zur Verschwiegenheit verpflichten und dürfen dann – wenige Stunden nachdem man uns erste Szenen mit Samuel L. Jackson als Nick Fury zeigt und exklusiv verrät, dass er der Marvel-Star an Peter Parkers Seite sein wird – im Netz lesen, wie das Gerücht die Runde macht, dass Jackson angeblich dabei ist.
Gerade diese ungewöhnliche Wahl Nick Fury könnte sich als großer Pluspunkt für „Spider-Man: Far From Home“ erweisen. Wir müssen zugeben, als Produzent Eric Carroll bei der Präsentation enthüllt, dass Nick Fury der Marvel-Star an Peters Seite ist, war da für eine Sekunde Enttäuschung. Kein Doctor Strange, kein Captain America, kein Thor, die alle damals, als wir noch nicht ahnten, wie „Avengers: Endgame“ enden wird, gehandelt wurden... Aber schnell wird auch uns klar: Gerade diese Kombination hat ihren Reiz. Schließlich hat man auf der einen Seite einen vorlauten Teenager und auf der anderen Seite den eiskalten, abgebrühten Bad-Ass-Spion. „Sie sind komplett gegensätzlich. Daraus entwickelt sich eine interessante Dynamik. Und es wird auf der Leinwand ziemlich lustig, wenn sie aneinandergeraten“, verspricht uns Tom Holland dann auch.
Ein James-Bond-Film
Nick Fury wird dabei in „Spider-Man: Far From Home“ eine Einsatztruppe zusammenstellen, die die Elementals aufhalten und den Ursprung dieser Bedrohung herausfinden soll. Nicht nur er selbst, Maria Hill (Cobie Smulders), Spider-Man und Mysterio gehören dieser an, sondern noch ein paar eher düster daherkommende Typen – von denen einer übrigens von dem deutschen Schauspieler Numan Acar („Aus dem Nichts“, „Homeland“) gespielt wird, mit dem uns eine lustige Busfahrer-Szene verraten wird. Mit Peters Klassenfahrt als perfekte Tarnung muss dieses Team selbst in einem holländischen Tulpenfeld der außergewöhnlichen Bedrohung entgegentreten. Mit Missionen rund um den Globus soll sich „Far From Home“ dabei wie ein James-Bond-Film anfühlen.
So wollen die Macher dem nun auch schon achten „Spider-Man“-Kinofilm in den vergangenen 17 Jahren und nach „Homecoming“ und Animationsfilm „A New Universe“ dritten in drei Jahren einen neuen Dreh verleihen. Eigentlich war Spider-Man immer auf seine Nachbarschaft beschränkt. Nun reist er herum, was uns auch gleich die Möglichkeit gibt, die veränderte Welt nach „Avengers: Endgame“ auch außerhalb des US- (und Wakanda-) Blickwinkels kennen zu lernen. Nicht nur die verschiedenen Schauplätze sollen an Spionagefilme wie James Bond erinnern, sondern auch ein neues Spinnenkostüm – für das übrigens auch Nick Fury verantwortlich ist.
Spider-Mans Stealth-Anzug
Der schwarzen Anzug wurde mittlerweile bereits auf Messen gezeigt und hat viele Fans zum Rätseln gebracht. Wir dürfen ihn uns – wie übrigens auch das komplette Mysterio-Kostüm – bereits im August 2018 als erste Außenstehende überhaupt aus nächster Nähe ansehen und unter die Lupe nehmen, was sogar Tom Holland überrascht: „Es gibt kein neues Spider-Man-Kostüm“, blockt er eine Nachfrage von uns zu seinem neuen Outfit sofort ab. Erst als man ihm versichert, dass wir das wirklich schon erfahren haben und er frei reden darf, holt er mit einem „Ich habe es wirklich versucht“ aus, um uns dann zu verraten, warum Spidey plötzlich schwarz trägt.
Schließlich befindet sich der Titelheld in „Spider-Man: Far From Home“ auf Klassenfahrt. Und seine Mitschüler dürften sich wundern, wenn der Superheld nach den Geschehnissen in „Homecoming“ erneut auf einem ihrer Klassentrips auftaucht. Das Kostüm gibt ihm Nick Fury persönlich, damit niemand von Spidey erfährt, was Holland „ziemlich cool“ findet: „Normalerweise muss Peter Parker seine Identität vor der Welt verstecken, nun geht es darum, Spider-Man zu verstecken.“ Während wir begeistert von kleinen Gagdets an dem Outfit sind (die Flip-Up-Brille ist einfach toll) und es einiges an S.H.I.E.L.D.-Technik gibt, die im Film eine Rolle spielen wird, sieht Holland vor allem einen Vorteil: „Ich kann damit auf Toilette gehen.“ Einig sind wir uns aber mit dem Star: „Es wird ein Halloween-Lieblingskostüm!“
Wie dieses in Action aussieht, was für Geheimnisse es sonst noch gibt und ob Mysterio sich nach dem Kampf gegen die vier Elementals vielleicht doch noch als Strippenzieher im Hintergrund und eigentlicher Bösewicht entpuppt, erfahren wir dann ab dem 4. Juli 2019 im Kino. Nachfolgend gibt es auch noch den gerade erst veröffentlichten neuen Trailer: