Hoppla, das hat niemand von den Beteiligten an „Passengers“ kommen sehen: Das im Vorfeld als potenzielles Meisterwerk gehandelte Science-Fiction-Liebesdrama mit der absoluten Superstar-Besetzung Jennifer Lawrence („Die Tribute von Panem“) und Chris Pratt („Guardians Of The Galaxy“) bekam von der internationalen Kritik ordentlich auf den Deckel. Auf der Vergleichsplattform Metacritic erzielte der Film von „The Imitation Game“-Regisseur Morten Tyldum nur einen Durchschnittswert von 41 (von 100) und auf Rotten Tomatoes kamen sogar nur 30 Prozent der Bewertungen als „fresh“ an.
+++ Achtung, SPOILER zum Film +++
Einer der Gründe war unter anderem Chris Pratts Figur des Maschinenbauers Jim Preston. Viele Menschen empfanden seine Handlungen als äußerst creepy, also unangenehm unheimlich, was vor dem Dreh aber keiner auf der Rechnung hatte. Einige Hundert Jahre in der Zukunft will sich die Menschheit im Weltraum ausdehnen und schickt 5.000 Passagiere und 258 Crewmitglieder auf eine interstellare Reise zum Kolonie-Planeten Homestead II. Doch eine Fehlfunktion auf dem Raumschiff Avalon weckt Jim Preston aus seinem künstlichen Hyperschlaf. Denn die Reise soll eigentlich 120 Jahre dauern.
Da er nicht mehr in den Tiefschlaf zurück kann, ist Jim scheinbar zum Sterben auf der Reise verdammt. Anstatt das Schicksal anzunehmen, reißt er die New Yorkerin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) mit in den Abgrund. Zunächst stalkt Jim die hübsche Journalistin und Schriftstellerin von außen durch die verglasten Schlafkammern und stöbert in ihrem Leben herum, dann weckt er sie als seine neue Partnerin tatsächlich auf – und verurteilt sie so quasi lebendig zum Tode im Raumschiff während der Reise.
+++ SPOILER Ende +++
Jennifer Lawrence: Hätte genauer hinschauen müssen
Während die beiden Superstars weiterhin ihren Film verteidigen, räumt Jennifer Lawrence gegenüber Vogue ein: „Ich bin von mir selbst enttäuscht, dass ich es nicht bemerkt habe. Ich fand das Drehbuch schön – es war diese komplizierte Liebesgeschichte. Es war definitiv kein Fehler und ist mir keineswegs peinlich. Nur gibt es Dinge, von denen ich mir wünschte, ich hätte sie genauer untersucht.“ Chris Pratt ergänzt (via Variety): „Ich möchte die Kritiker nicht dafür kritisieren, dass sie ‚Passengers‘ nicht mögen. Es ist, was es ist und ich bin stolz auf den Film.“
Aus eigener Beobachtung können wir die ehrliche Begeisterung für das Drehbuch bestätigen. Wir waren damals im Dezember 2015 am Set in Atlanta, konnten beim Dreh zuschauen und zahlreiche Interviews führen. Das, wovon alle ausnahmslos und glaubhaft schwärmten, war das Drehbuch von Jon Spaihts („Doctor Strange“, „Prometheus“). Wir denken, dass alle davon überzeugt waren, selbst wenn sich später im fertigen Werk Schwachstellen offenbarten.
FILMSTARTS am Set von… „Passengers“ mit Jennifer Lawrence und Chris PrattDas Publikum (Imdb-Wertung: 7,0) war jedenfalls nicht so kritisch und machte „Passengers“ trotz seines stattlichen Budgets von 110 Millionen Dollar zu einem Hit, der weltweit 303 Millionen einspielte. In Deutschland lösten 1,27 Millionen Kinogänger ein Ticket.
Wir mögen „Passengers“ übrigens auch mit einigen Schwächen und bilanzierten in unserer FILMSTARTS-Kritik: „Intimität trifft auf epische Größe, Liebesdrama auf Space-Spektakel - Morten Tyldums romantisches Weltraum-Drama ‚Passengers‘ ist eine unterhaltsame Mischung aus kühnen Ideen und Hochglanz-Hollywood-Kino.“
„Passengers“ läuft am Sonntag, 5. Mai, um 20.15 Uhr als Free-TV-Premiere bei RTL.