„Star Wars 9: The Rise Of Skywalker“ wird der letzte „Star Wars”-Film vor einer mehrjährigen Filmpause, die Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy gerade gegenüber Entertainment Weekly verkündete. Der Fokus wird dann auf Serien liegen, die exklusiv auf dem kommenden Streamingdienst (und Netflix-Konkurrenten) Disney+ gezeigt werden. Die erste dieser Serien: „The Mandalorian“.
„The Mandalorian“ von „Jungle Book“ und „Iron Man“-Regisseur Jon Favreau, deren Auftaktfolge in den USA am 12. November 2019 veröffentlicht wird, ist eine Premiere: Es handelt sich um die erste „Star Wars“-Serie mit Schauspielern. Was bisher zu teuer war, die Folgen aussehen sollen wie die Kinofilme, ist mit heutiger Technik endlich möglich (aber natürlich immer noch teuer). Nach Animationsserien wie „The Clone Wars“ und „Rebels“ wurde nun also das erste „Star Wars“-TV-Projekt mit Schauspielern gedreht.
„Game Of Thrones“-Star Pedro Pascal spielt die Hauptfigur der acht Episoden langen Staffel 1. Pascal ist ein Kopfgeldjäger, der eine dieser durch Boba Fett bekannten Rüstungen trägt, die vom Kriegervolk des Planeten Mandalore stammen. Im Post-„Star Wars 6“-Chaos – nach dem Sturz des Imperiums und vor Etablierung einer neuen Ordnung – streift der Kopfgeldjäger am gesetzlosen Rand der Galaxis umher. Diese Zeit war bisher in keiner „Star Wars“-Produktion zu sehen – und die Schauplätze von „The Mandalorian“ ebenfalls nicht.
Auf der Star Wars Celebration in Chicago haben wir die ersten „The Mandalorian“-Szenen geschaut. Die Vorschau wurde von Disney nicht ins Netz gestellt. Zum Glück saß unser „Star Wars“-Außenkorrespondent Benjamin Hecht in der prallgefüllten Messehalle…
In der Vorschau sind Eindrücke von hinter den Kulissen zu sehen und Interview-Schnipsel mit den Beteiligten – das übliche Behind-the-Scenes-Material halt. Entscheidend aber sind die fertigen Szenen, die ins Video geschnitten wurden. Die vielen, oft kostümierten „Star Wars“-Fans in der Halle wedelten vor Begeisterung mächtig mit den Lichtschwertern – und das zu Recht!
Der Mandalorian trifft Werner Herzog
In einer längeren Szene sehen wir den Mandalorian im Gespräch mit dem Chef der Kopfgeldjäger („Rocky“-Star Carl Weathers). Leider hat der Chef nur mäßig bezahlte Aufträge anzubieten – er schickt unseren einsamen Outlaw aber zu einer anderen Adresse, wo das richtig große Geld winkt. Der Mandalorian läuft über einen typisch-wuseligen „Star Wars“-Basar (auf dem ein Viech gegrillt wird, das so aussieht wie das kichernde Alien bei Jabba in „Star Wars 6“).
Die Kontaktperson des Mandalorian wird von niemand geringerem als der deutschen Regielegende Werner Herzog („Fitzcarraldo“) verkörpert, der offenbar einen Ex-Imperialen spielt. Jedenfalls wird Herzog von vier Sturmtrupplern beschützt. Plötzlich betritt ein reich aussehender Fremder die Szenerie (gespielt von Omid Abtahi). Der Mandalorian richtet die Waffe auf den Fremden – und ist sofort im Visier der Sturmtruppler. Herzog will, dass der Kopfgeldjäger die Waffe runternimmt und sagt ihm, dass es vier zu eins steht. „Mir gefällt diese Aussicht“, antwortet der Protagonist trocken. Badass!
Schließlich aber stellt sich der Fremde als der wahre Auftraggeber raus und der Mandalorian wird losgeschickt, eine Zielperson zu finden und herzubringen – tot oder lebendig. Jon Favreau hat verstanden, dass die Wurzeln von „Star Wars“ (auch) im Western liegen.
"The Mandalorian"-Trailer
Teil der Vorschau ist ein schnell geschnittener Trailer. Giancarlo Esposito ist als Anhänger des Imperiums zu sehen, begleitet von schwarzen Sturmtruppen – denen er befiehlt, mit ihren Flammenwerfern ein Haus abzufackeln. Esposito ist in „The Mandalorian“ also offenbar mindestens so resolut wie als eiskalt-charmanter Pate in „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“.
Kampfsportlerin und Schauspielerin Gina Carano spielt eine Ex-Rebellin, die wie der Mandalorian alleine unterwegs ist. Wir sehen im Trailer, wie sie sich mit dem Kopfgeldjäger kloppt. Am Ende liegen beide auf dem Boden, die Waffen aufeinander gerichtet. Scheint, als habe man Carano nicht umsonst für diese Rolle besetzt.
Fazit: Plötzlich die meisterwartete Serie des Jahres
Nachdem wir vor dem Panel mangels Infos noch nicht so richtig wussten, was wir von „The Mandalorian“ halten sollen, haben die „Star Wars“-Fans in der Redaktion nun ihre meisterwartete Serie des Jahres gefunden. Wir haben und schon lange gewünscht, die Western-Wurzeln der Saga mal deutlicher zu würdigen: Die Vorschau zeigt nicht viel, doch wie der Mandalorian einsam in einer Schneewüste umherzieht und bei Werner Herzog die Wumme zückt, weckt sofort wohlige Erinnerung an Clint Eastwood in Sergio Leones „Dollar“-Trilogie.
„The Mandalorian“ sieht extrem hochwertig aus, beinahe auf Kinoniveau. Es könnte zwar sein, dass es aus Kostengründen weniger Schauplätze geben wird als in den Filmen, allerdings wäre das nicht automatisch schlimm. Im Gegenteil: Anstatt die Protagonisten von einer Umgebung in die nächste zu jagen, könnten Jon Favrau und sein Team durch die Beschränkung dazu gezwungen sein, sich auf ihre Figuren zu konzentrieren – und dazu ist eine Serie ja ohnehin das passende Format.
Wann kommt "The Mandalorian" nach Deutschland?
Das ist die große Frage. Disney+ wird voraussichtlich erst Anfang 2020 bei uns verfügbar sein, Monate nach dem US-Start und der Premiere von „The Mandalorian“. Es bleibt abzuwarten, ob Disney die „Star Wars“-Realserie in dieser Zeit anderweitig nach Deutschland bringt – oder in Kauf nehmen muss, dass die ungeduldigen unter den deutschen Fans (wovon es viele gibt) auf anderem Wege an „The Mandalorian“ kommen.