Die bisherigen Inhaltsangaben zu „Once Upon A Time In… Hollywood“ sind sehr allgemein gehalten: Der Film, den wir nicht genau in ein Genre einordnen können, spielt 1969 in Hollywood, als die klassischen Mainstream-Filme kaum noch ein Publikum finden. Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) war der Star einer Western-Serie, die allerdings schon längst nicht mehr läuft. Er träumt von einer Filmkarriere und schlägt sich mit Mini-Rollen durch. Sein Stunt-Double und bester Kumpel Cliff Booth (Brad Pitt) möchte ebenfalls Star-Schauspieler werden. Dazu wenden sich die beiden an den Star-Agenten Marvin Schwarzs (Al Pacino) – und vielleicht hilft ihnen ja auch ihre Nachbarin, Sharon Tate (Margot Robbie), die Ehefrau von Roman Polanski (Rafal Zawierucha).
Quentin Tarantino, der die Filmgeschichte schon immer rauf und runter zitierte, taucht in seinem neuesten Werk so tief in Hollywood ein wie nie zuvor. Das ist spätestens nach der Synopsis und dem ersten Trailer klar. Viel interessanter als das finden wir aber zwei Spekulationen zur Handlung, die gerade im Netz die Runde machen. DiCaprio und Pitt könnten ein schwules Paar spielen – und nach „Inglourious Basterds“ sowie „Django Unchained“ könnte „Once Upon A Time In“ der dritte Film aus Tarantinos Trilogie über alternative Geschichtsverläufe werden.
Leonardo DiCaprio und Brad Pitt als Liebespaar?
Am Anfang des Trailers gibt es einen deutlichen Hinweis darauf, dass sich die Hauptfiguren Rick und Cliff in Wirklichkeit näherkommen, als es „beste Kumpels“ für gewöhnlich tun. Im deutschen Trailer sagt Rick über Cliff, dass es dessen Aufgabe sei, ihm „Erleichterung zu verschaffen“ – und auch im englischen Original ist die Stelle doppeldeutig. Gut möglich, dass die beiden also ein schwules Paar sind. Wenn ausgerechnet die beiden Cowboy-Darsteller homosexuell wären, könnte das als von Tarantino bewusst eingebauter Seitenhieb auf das sonstige Machogehabe in dem Genre interpretiert werden.
Vorstellbar, dass Tarantino sein „Once Upon A Time“-Drehbuch hierzu sogar nochmal geändert hat – und zwar womöglich unter dem Eindruck des Skandals um Harvey Weinstein. Mit dem Produzenten arbeitete Tarantino jahrelang zusammen, bis im Oktober 2017 die Vorwürfe des jahrzehntelangen, dutzendfachen Missbrauchs öffentlich wurden, aus denen schließlich auch die MeToo-Debatte hervorging.
„Once Upon A Time“ wurde zwar schon zuvor im Juli 2017 angekündigt, die Dreharbeiten allerdings begannen erst ein knappes Jahr später – das wäre jedenfalls genug Zeit, das Drehbuch umzuschreiben und noch ein bisschen progressiver zu machen, um gegen männliche Dominanz mit all ihren negativen Auswirkungen zu schießen. Fakt ist zumindest, dass sich die Inhaltsangabe zum Film, die online kursierte, im Laufe der Monate veränderte:
Hieß es von den für gewöhnlich gut informierten Kollegen bei Deadline ursprünglich noch, dass es in Tarantinos neuem Film um die Manson-Morde ginge, wurde das in den folgenden Beschreibungen der Handlung zunehmend zu einem Nebenaspekt. Könnte sein, dass einfach nur besser bekannt wurde, worum es im Film schon immer primär gehen sollte – also um Rick und Cliff. Vielleicht jedoch hat Tarantino den Schwerpunkt seine Geschichte wirklich noch mal verändert und in diesem Zuge auch die sexuelle Orientierung seiner Hauptfiguren.
Wird Charles Manson gekillt, bevor er Sharon Tate töten kann?
Der zweiten Theorie nach steht „Once Upon a Time in Hollywood“ in einer Reihe mit „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“. Tarantinos Nazijäger-Film endete bekanntlich mit der großen, historisch nicht korrekten Genugtuung, dass Hitler von Kugeln durchsiebt und damit der Krieg früher beendet wurde. Und in „Dango“ knallt ein Sklave im saucoolen Alleingang und bester Westernhelden-Art seine Peiniger ab. Da würde es passen, wenn auch Charles Manson (in „Once Upon a Time“ gespielt von Damon Herriman) abtreten muss, bevor seine Sektenmitglieder ihr prominentestes Opfer Sharon Tate (Margot Robbie) töten. Bei Tarantino könnte die Schauspielerin überleben, womit der Regisseur ein weiteres Mal die Freiheit seiner Kunst unterstreichen würde. Gestützt wird diese Theorie übrigens durch einen aktuellen Tweet von Leonardo DiCaprio, der den Film als „Version von 1969“ beschreibt:
Ob die Theorien stimmen, finden wir spätestens zum deutschen „Once Upon A Time In… Hollywood“-Kinostart am 15. August 2019 heraus.