Nach vielen guten oder sehr guten „Black Mirror“-Episoden, die packen, weil sie dem Zuschauer vor Augen führen, in was für eine beängstigende Richtung wir uns mit Hilfe moderner Technologien bewegen, haben die Macher der vielfach ausgezeichneten Serie mit „Bandersnatch“ jüngst ein neues Format probiert – einen Netflix-Film, dessen Ablauf der Zuschauer selbst mitentscheiden kann. Das interaktive Filmerlebnis überlässt dem Publikum bei zahlreichen Szenen die Wahl zwischen mehreren Optionen, um so zu einem von insgesamt fünf Hauptenden zu kommen. Dieses Konzept ist wie gemacht für einen Escape-Room-Film, oder nicht?
Die nächste Evolutionsstufe des Horrorfilms?
Auch wenn der richtig große Hype um Escape Rooms hierzulande erst vor wenigen Jahren ausbrach, ist die Idee dahinter nicht neu – und Filme, in denen Menschen aus verschlossenen Komplexen voller Fallen flüchten wollen, sind es ebenfalls nicht. Kenner denken dabei etwa an Vorreiter wie Vincenzo Natalis „Cube“ von 1993, der später auch ein Sequel („Cube 2: Hypercube“) sowie ein Prequel („Cube Zero“) bekam sowie natürlich an das „Saw“-Franchise, das mittlerweile ganze acht Filme umfasst.
„Escape Room“ erinnert von der Grundidee zwar an jene Filmreihen, würde aber gerade als interaktiver Film einen entscheidenden Mehrwert zu bereits existierenden Fallen-Horrorfilmen bieten. Der Zuschauer würde dann für die einzelnen Figuren entscheiden, welchen Hinweisen nachgegangen oder welches Leben gerettet werden soll!
Escape Room„Escape Room“-Regisseur Adam Robitel zieht vor den „Black Mirror“-Schöpfern zwar den Hut für ihren Mut, hat zu dem Film-Gaming-Hybriden letztlich aber dennoch eine klare Meinung – und die lässt die Hoffnung auf einen interaktiven „Escape Room 2“ schwinden. Im Interview verriet uns Robitel, warum er davon nicht viel hält: „Ich finde, dass eine Geschichte, wenn sie funktioniert, nur auf eine Art und Weise enden kann und soll.“ Im selben Atemzug erwähnt er eines seiner Vorbilder, „Sieben“- und „Fight Club“-Macher David Fincher. „Wenn ich beispielsweise an die Filme von David Fincher denke, die bräuchten sowas einfach nicht“, so Robitel.
Netflix & Co. als Alternative
Dass Robitel gar nicht erst in Betracht zieht, einen interaktiven Horrorfilm zu drehen, dürfte außerdem auch andere Gründe haben. Zum einen ist der 40-jährige ein verhältnismäßig junger Filmemacher, der sich einer so komplexen Angelegenheit vielleicht einfach noch nicht annehmen will – bisher drehte Robitel erst drei Spielfilme.
Hinzu kommt natürlich, dass ein solch interaktives Erlebnis im Kino nicht einfach durchführbar ist, sondern nur mit technischer Nachrüstung (Experimente dieser Art gab es bereits). Doch genau hier, nämlich im Kino, will sich Robitel mit „Insdious: The Last Key“ und „Escape Room“ einen Namen machen. Ob wir „Escape Room“ in Zukunft aber vielleicht nicht doch direkt auf Netflix oder einer anderen Streaming-Plattform finden, vielleicht sogar interaktiv? Das lässt sich derzeit höchstens mutmaßen. Fakt ist immerhin, dass „Escape Room“ durchaus das Zeug zum Franchise hat, eine (erste) Fortsetzung wurde jedenfalls bereits bestätigt (US-Kinostart: 17. April 2020).
Und solange das Franchise erfolgreich ist, werden wohl auch neue Kapitel folgen. Will man in Zukunft wirklich immer etwas Neues liefern, wie uns Robitel im Interview erklärte, bleibt ein interaktiver Film durchaus denkbar – dafür dürfte aber „Bandersnatch“ keine Eintagsfliege bleiben, es müssten andere Filmemacher das Format mit weiteren Ideen salonfähig machen.
"Escape Room 2": Das Sequel zum Horror-Hit kommt wirklich!