Als gestern die ersten Details zur Handlung der Disney+-Loki-Serie enthüllt wurden, luden diese auch sofort zum Spekulieren ein. Die große Frage, die bereits seit Ankündigung der Serie im Raum steht, ist natürlich die, wie zum Geier Loki (Tom Hiddleston) nach den Ereignissen von „Avengers 3: Infinity War“ auf neue Abenteuer aufbrechen kann, wurde ihm doch in den Auftaktminuten des Blockbusters unzeremoniell von Thanos (Josh Brolin) das Genick gebrochen. Natürlich gebe es immer die Möglichkeit, die Handlung der Serie als Prequel anzulegen, es scheint jedoch als würde Showrunner Michael Waldron eine andere Richtung einschlagen. Bei Lokis Solo-Serie könnte es sich um eine Zeitreise-Show handeln. Wir zogen bereits den Vergleich mit der britischen Kultserie „Doctor Who“, mindestens ebenso zutreffend ist aber wohl ein Vergleich mit Dan Harmons und Justin Roilands Cosmic-Horror-Comedyserie „Rick And Morty“, die sich aus Ideen verschiedenster Science-Fiction-Serien speist und bei der Waldron zur Crew gehört.
Die Rückkehr des "The Avengers"-Loki in "Endgame"
Unsere Theorie: Es könnte sein, dass es sich bei dem zeitreisenden Loki um eine frühere Version des schelmischen Schurken aus der Zeit des ersten „Avengers“-Filmes handelt. Dafür gibt es mehrere Anzeichen:
Zum einen wird in „Avengers 4: Endgame“, der ziemlich sicher irgendeine Form von Zeitreise-Firlefanz beinhaltet, womöglich nachträglich in die Ereignisse des ersten „Avengers“-Filmes eingegriffen. Die zeitreisenden Helden treffen also auf eine frühere Version von Loki, deren Charakterentwicklung noch nicht abgeschlossen ist und die immer noch plant, die Erde einzunehmen. Es könnte sein, dass die Avengers, insbesondere Thor und Hulk, die Lokis Tod live miterleben mussten, den Invasor, der laut Marvel unter dem Einfluss von Thanos' Szepter steht, vor seinem bevorstehenden Schicksal warnen. Immerhin wissen sie durch die gemeinsamen Erfahrungen in „Thor 3“ und „Infinity War“, dass Loki trotz seiner schlechten Eigenschaften am Ende gerettet werden und sich zum Helden wandeln kann. Dieser könnte sich also durch die Hilfe der Avengers bereits vorher dazu durchringen, sich Thanos‘ Gedankenkontrolle und seinen Befehlen zu widersetzen, oder sich mit seinem Vorwissen besser auf die Konfrontation mit dem purpurnen Halunken vorbereiten.
Zum anderen ist davon die Rede, dass Loki in der Serie „an verschiedenen Orten und Zeitpunkten der Menschheitsgeschichte auftaucht und historische Ereignisse beeinflusst“. Es ist naheliegend, dass Loki diese Ereignisse nicht einfach so miterlebt, sondern gezielt zu manipulieren versucht. Dafür müsste er über die Technologie und umfangreiches Wissen verfügen, das heißt den historischen Ausgang dieser Vorkommnisse bereits kennen. Ansonsten müssten Waldron und Co. ja jedes Mal erklären, warum Loki sich gerade durch Zufall auf der Erde und genau an einem Ort befindet, an dem geschichtsträchtige Entscheidungen getroffen werden. Im ersten „Thor“-Film schien es jedoch nicht so, als hätten Loki und sein Bruder im Vorfeld bereits viel Zeit auf der Erde verbracht. Ein jüngerer Loki, der eher zufällig in historische Ereignisse verwickelt wird, ist daher unwahrscheinlich.
Das (Marvel-)Universum ein Spielplatz
Es gibt aber auch noch eine zweite Möglichkeit:Vielleicht klaut dieser Loki statt seine Invasion fortzusetzen auch einfach die Zeitreisetechnologie, mit der Ant-Man, Captain Marvel, Iron-Man oder wer auch sonst zurückgekommen sind und verabschiedet sich so aus dem Film – und in die Handlung seiner eigenen Serie. Ein Loki, der trotz schurkenhafter Persönlichkeit nicht das Stigma mit sich herumträgt, beim Angriff von New York den Tod etlicher Menschen verursacht zu haben, wäre zumindest eine sympathischere Hauptfigur für eine Spin-off-Serie. So wären Fans befriedet, denen seine Wandlung zum charmanten Spaßvogel in „Thor 3“ vor dem Hintergrund seiner Verbrechen schon immer fragwürdig vorkam. Andererseits wäre Waldron mit einer mächtigen und mächtig unmoralischen Figur, die das Universum als Spielplatz nutzt, auch voll in seiner Komfortzone – Disney hat den „Rick und Morty“-Kreativkopf ja immerhin nicht umsonst verpflichtet.
Michael Waldron hat Erfahrung mit toten Figuren
Auch in „Rick And Morty“ ist der Tod zwar endgültig, durch Ricks Portalgun, die ihm auch das Reisen durchs Multiversum ermöglicht, aber keinesfalls zwangsläufig auch das Ende einer Figur. Bereits in Episode sechs der ersten Staffel erlebt das Publikum das Ausmaß dieser Macht mit allen grausigen, existenziell schockierenden Implikationen: Nach einem fehlgeschlagenen Experiment, das die gesamte Welt ins Chaos stürzt und in ein postapokalyptisches, Cronenberg-eskes Höllenloch verwandelt, lassen die Titelfiguren ihre Heimat kurzerhand hinter sich, reisen in ein Universum, in dem ihre Ebenbilder gerade durch eine Fehlfunktion ums Leben kommen, begraben diese im Garten und nehmen deren Position ein. So viel Düsternis sollte man von der Disney+-Serie zwar nicht unbedingt erwarten, auf verrückte Science-Fiction-Ideen sollten sich Zuschauer aber dennoch einstellen.
Die Loki-Serie wird exklusiv auf Disney+ erscheinen. Einen genauen Termin gibt es noch nicht.