Als das Black-Metal-True-Crime-Porträt „Lords Of Chaos“ von „Polar“-Regisseur und Musikvideo-Gott Jonas Åkerlund im Januar im Rahmen der Fantasy White Nights in Hamburg seine Deutschlandpremiere feierte, beglückwünschte ein Verantwortlicher vom deutschen Verleih Studio Hamburg die anwesenden Zuschauer für ihr Kommen – und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es sei nämlich sehr gut möglich, dass dies die einzige Vorführung der ungeschnittenen Fassung in Deutschland sei. Es bestehe schließlich die sehr ernste Möglichkeit, dass der Film in dieser Form nicht durch die FSK kommt. Nun wurde der Film trotzdem ab 18 Jahren von der FSK freigegeben.
Achtung: Die nächsten zwei Absätze enthalten Spoiler für „Lords Of Chaos“, falls ihr die wahre Geschichte nicht kennt!
Eines mal gleich vorweg: Wir halten die Ankündigung vor der Premiere in dieser Form ausnahmsweise mal nicht für das übliche PR-Gelaber. Natürlich ist die FSK in den vergangenen Jahren sehr viel großzügiger geworden, speziell was die Darstellung von Gewalt angeht. Aber im Fall von „Lords Of Chaos“ liegt der Fall eben noch mal anders: Zum einen ist es eben eine sehr real wirkende und betont nicht stilisierte Gewalt, wenn Varg Vikernes (Emory Cohen) am Ende minutenlang und dutzendfach auf Øystein Aarseth alias Euronymous (Rory Culkin) einsticht.
Zum anderen schätzt die FSK Gewalt oft sogar als schädlicher ein, wenn sie sich jemand selbst zufügt, weil auch die Nachahmungsgefahr einfach viel höher ist: Und beim Selbstmord von Dead (Jack Kilmer) hält die Kamera nicht nur voll drauf, wenn er sich die Pulsadern längs auftrennt und sich anschließend den halben Kopf mit einer Schrotflinte wegschießt. Anschließend gleitet sie außerdem – man könnte fast „bewundernd“ sagen – an den überall im Zimmer verteilten Hirnresten vorbei. Auch das wiederholte Abfackeln von christlichen Kirchen dürfte die FSK-Verantwortlichen kaum milder stimmen.
FSK ab 18! Aber für welche Fassung?
Heute hat die FSK auf ihrer Webseite veröffentlicht, dass sie einer 117 Minuten und 25 Sekunden langen Fassung von „Lords Of Chaos“ (bei 24 Bildern pro Sekunden) eine Freigabe ab 18 Jahren erteilt hat. Das entspricht ziemlich exakt der Länge der ungeschnittenen Festivalfassung, es könnte also – wenn überhaupt – lediglich sehr minimale Kürzungen geben. Aber ist diese Version wirklich die völlig ungeschnittene Fassung von den Fantasy Filmfest Nights? Oder womöglich die amerikanische R-Rating-Fassung, die offenbar für das US-amerikanische FSK-Pendent MPAA gekürzt werden musste? (Zumindest wurde die Fantasy-Filmfest-Fassung explizit als „Unrated Version“ angekündigt, was nur dann Sinn ergibt, wenn auch eine kürzere „Rated Version“ existiert.) Oder haben wir es womöglich mit einer ganz anderen Fassung zu tun, die speziell für den deutschen Markt gekürzt wurde? Wir tendierten stark zu der Annahme, dass tatsächlich die ungekürzte Fassung in die deutschen Kinos kommt.
Trotzdem fragten wir natürlich sofort sowohl bei Studio Hamburg als auch bei der zuständigen PR-Agentur nach, ob die FSK-18-Fassung nun vielleicht doch geschnitten ist oder nicht. Als Antwort haben wir von der Agentur die Aussage bekommen, dass man uns noch keine Auskunft über die FSK beziehungsweise die finale Kinofassung geben könne, weil sich dies erst in den kommenden Tagen entscheiden würde. So ganz können wir diese Antwort aktuell aber nicht nachvollziehen, schließlich hat die FSK die Freigabe ja schon erteilt – und damit müsste logischerweise auch die Fassung feststehen, auf deren Grundlage diese Freigabe erfolgt ist. Aber gut, wir halten euch auf dem Laufenden. Man will sich bei uns melden, sobald weitere Infos vorliegen.
„Lords Of Chaos“ kommt am 20. Februar in die deutschen Kinos – und wir sind jetzt schon große Fans des in jeglicher Hinsicht krassen Films:
Lords of ChaosUpdate 7. Februar
Die Seite schnittberichte.com bekam von Studio Hamburg die Auskunft, dass „Lords Of Chaos“ tatsächlich ungeschnitten in den deutschen Kinos laufen wird.