In den ersten drei Teilen der „Pirates Of The Caribbean“-Reihe wurde eigentlich die Geschichte von Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) erzählt. Der wahre Star war aber schon damals natürlich Captain Jack Sparrow, legendär gut verkörpert von Johnny Depp. Ab Teil vier richtete man die Reihe dann komplett auf Sparrow aus und stellte ihm einfach andere junge Helden zur Seite.
So durchleben in „Pirates of the Caribbean 4: Fremde Gezeiten“ Philip (Sam Claflin) und Syrena (Astrid Bergès-Frisbey) ihr romantisches Abenteuer, während der Fokus aber ganz klar auf Jack und seinem ganz eigenen Liebes-Drama mit Angelica (Penélope Cruz) liegt. Und in „Pirates Of The Caribbean 5: Salazars Rache” lieferten Kaya Scodelario und Brenton Thwaites das junge Blut – das aber auch an das alte Blut anknüpfte, denn Thwaites‘ Figur Henry entpuppt sich als Sohn von Elizabeth und Will Turner aus der Anfangs-Trilogie. Am Ende traten die beiden sogar noch mal auf, es wurde per Post-Credit-Scene ein Grundstein für Teil sechs gelegt – doch nun soll alles ganz anders kommen, und zwar ohne Johnny Depp!
Reboot in Arbeit…
Bei Disney setzt man nämlich alles noch einmal auf Anfang und führt in „Fluch der Karibik 6“ a.k.a. „Fluch der Karibik Reboot“ wieder einmal neue Figuren ein. Diesmal müssen diese jedoch höchstwahrscheinlich völlig ohne den allzeit betrunkenen Captain Jack Sparrow auskommen, denn Johnny Depp wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit mitspielen.
Während es schon seit längerem Gerüchte in dieser Richtung gab, gilt dies inzwischen als so gut wie bestätigt. Im Oktober 2018 wurden erstmals die Pläne für einen Reboot aus der Feder der „Deadpool“-Autoren Rhett Reese und Paul Wernick bekannt, im Dezember 2018 kam dann die Bestätigung von Disney. Und diese beinhaltete eine recht deutliche Abkehr von allem bisher Gewohnten aus der Reihe – sprich, wohl auch von Johnny Depp.
…aber ganz ohne Johnny Depp?
Doch eines muss klargestellt werden: Richtig hochoffiziell abgesägt hat man Johnny Depp noch nicht! Auch wenn viele Schlagzeilen in den Medien dies nahelegen, ist der bisherige Stand nur der, dass ein Reboot kommen soll und dass Disney-Produktionschef Sean Bailey auf die Frage des Hollywood Reportes nach Johnny Depps Rückkehr diese NICHT bestätigte.
Vielmehr formulierte Bailey sehr klar, dass man eine komplette Neuausrichtung anstrebe. Wodurch eben die Vermutung extrem nahe liegt, dass er damit auch Johnny Depp meint: „Wir wollen neue Energie und Lebendigkeit reinbringen. Ich liebe die ‚Fluch der Karibik‘-Filme, aber Paul und Rhett sind auch deswegen so interessant, weil wir der Reihe einen Tritt in den Hintern verpassen wollen.“ Wenn eine Produktionsfirma plant, Elemente einer Filmreihe selbst bei einer Neuausrichtung zu beherzigen, klingt so etwas in der Branche meist ganz anders. Da wird dann eher von „Einbeziehung des Erbes“ oder „neuen und frischen, aber auch von Fans geliebten Figuren“ gesprochen und nicht von einem „Tritt in den Hintern“.
Natürlich ermöglicht ein Reboot jederzeit auch einen Auftritt von Jack Sparrow. Wir glauben nicht, dass Disney sich diese Tür für immer verschließen wird. Doch ob Johnny Depp jemals wieder eine tragende Rolle spielen wird, Jack Sparrow nur kurz für einen Gastauftritt verkörpert oder der Pirat gar einen anderen, jüngeren Darsteller bekommt, etwa weil seine Vorgeschichte erzählt wird, bleibt erst mal offen. Einen Ausflug in Sparrows Vergangenheit gab es übrigens schon einmal: In „Pirates Of The Caribbean 5: Salazars Rache“ gab es eine Rückblende, in der der junge Jack Sparrow nicht nur seine Markenzeichen Hut, Perlenschmuck und Kompass erhielt, sondern auch erstmals zum Kapitän eines Schiffes wurde. Gespielt wurde er von einem digital verjüngten Johnny Depp.
"Pirates Of The Caribbean" ohne Piraten?
Doch wenn Oberpirat Jack Sparrow nicht mehr dabei ist, wer übernimmt dann den Piraten-Part, während ehrenhafte junge Menschen wie damals Elizabeth und Will auf hoher See um Liebe und Leben kämpfen? Ganz klar, es muss einen neuen zentralen Piraten geben, der idealerweise so charismatisch ist, dass er eine neue Filmreihe tragen kann. Auch ist überhaupt nicht gesagt, dass dieser nur als Begleitfigur für ein Helden-Pärchen auftritt – vielleicht stellt Disney seinen Piraten diesmal gleich von Anfang in den Vordergrund und erzählt dessen Geschichte als Haupthandlungsbogen.
Und so gibt es bereits Gerüchte, wer die „Pirates Of The Caribbean“ in eine neue Ära führen könnte. Die Rede ist von einer rothaarigen Piratin, die bereits Teil des Franchise ist, da sie zu den „Fluch der Karibik“-Attraktion im Disneyland Park in Kalifornien und im Disneyland Paris gehört. Ihr Name ist Redd, genannt wird sie „The Redhead“, also „Die Rothaarige“. Mit roter Haarmähne, leuchtend rosaroter Kleidung und Pistole am Gürtel könnten sie im Film zu einer ähnlich schillernden Figur wie Jack Sparrow werden.
Was ist eigentlich das Problem mit Johnny Depp?
Ein Mann hat schon mal kein Problem mit Johnny Depp: Produzent Jerry Bruckheimer, der auch bei „Fluch der Karibik 6“ mitproduzieren wird. Er betonte bereits mehrmals, dass Depp der „absolute Schlüssel zum Erfolg“ der Reihe sei und man ohne ihn keine weiteren Filme machen würde. Doch abzuwarten bleibt, wie viel Gewicht Bruckheimer in die Waagschale werfen kann. Denn so beliebt wie bei ihm ist Johnny Depp längst nicht mehr bei jedem.
Seinen früheren Star-Appeal hat Johnny Depp verloren, er gilt schon seit einer Weile nicht mehr als Kassenmagnet. In seiner Vita der jüngeren Jahre befinden sich Flops wie „Lone Ranger“, „Mortdecai“ und „Transcendence“. Ausschlaggebender dürfte für Disney als erklärten Familienunterhalter jedoch sein, dass Depp in den vergangenen Jahren immer wieder durch Negativschlagzeilen auffiel. Alkoholprobleme, Verschwendungssucht und vor allem die Affäre um die angebliche häusliche Gewalt gegen seine damalige Ehefrau Amber Heard schadeten Johnny Depps Image nachhaltig.
Teurer Spaß
Auch schon seine Besetzung in Warners Familienfilm „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ wurde im Vorfeld kontrovers diskutiert – geschadet hat es dem Film letztendlich aber nicht. Die Zuschauer mögen vielleicht nicht wegen Johnny Depp ins Kino gegangen sein, sie sind aber auf jeden Fall auch nicht NICHT wegen ihm ins Kino gegangen: „Phantastische Tierwesen 2“ schwang sich mit 3,8 Millionen Besuchern zum erfolgreichsten Kinofilm 2018 in Deutschland auf. Mag Depp vielleicht kein Magnet mehr sein, als Kassengift hat er sich, zumindest in diesem Fall, auch nicht entpuppt.
Ein weiterer Punkt, warum man vielleicht nicht gerade ungern auf Johnny Depp verzichtet, ist dessen Preis. Es wird gemutmaßt, dass Disney 90 Millionen US-Dollar sparen würde, wenn Depps Gage für einen neuen „Fluch der Karibik“-Film wegfällt – denn so viel verdiente er für den fünften Teil. Mit einem geringeren Produktionsbudget könnte der Film dann schneller an den Kinokassen rentabel werden und das finanzielle Risiko minimiert sich für Disney, gerade wenn man mit den „Deadpool“-Autoren etwas völlig Neues ausprobieren will.
Funktioniert es auch ohne Depp, hat man wunderbare Voraussetzungen für viele weitere Jahre mit „Pirates Of The Caribbean“, funktioniert es nicht, tut es Disney wenigstens nicht so weh. Aber letzten Endes bleibt abzuwarten, ob diese Rechnung aufgeht und die Zuschauer tatsächlich einen „Fluch der Karibik“-Film ohne Jack Sparrow sehen wollen – denn wenn es um Kino geht, ist das Publikum dann doch immer wieder schnell bereit, für ein Wiedersehen mit einer geliebten Figur über die etwaigen Unzulänglichkeiten von deren Darsteller in der echten Welt hinwegzusehen.
Fluch der Karibik Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2 Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt Pirates of the Caribbean: Fremde Gezeiten Pirates Of The Caribbean 5: Salazars Rache