168.575 Dollar spielte „London Fields“ am ersten Wochenende in den USA ein. Das ist eine historische Negativmarke. Denn der hochkarätig besetzte Mystery-Thriller startete nicht nur in einer Handvoll Kinos, sondern bekam einen landesweiten Start. Auf 613 Leinwänden lief „London Fields“ und ist damit ein sogenannter Wide Release. Und für einen solchen sind die Zahlen historisch schlecht. Wie eine Übersicht bei Box Office Mojo zeigt, ist es sogar der schlechte landesweite Start seit zehn Jahren, der zweitschlechteste überhaupt.
Für US-Filmverleih GVN Releasing ist es übrigens der zweite große Flop in Folge. Dort erschien erst Anfang Oktober 2018 das Tanzdrama „Shine“, welches mit 205.842 Dollar in 609 Kinos auch schon den schlechtesten landesweiten Start seit zehn Jahren hinlegte – bis „London Fields“ dieses Ergebnis nun noch einmal unterbot. Schlechtester landesweiter Start ist übrigens weiterhin das 2008 veröffentlichte Patriotismus-Drama „Proud American“, das damals gerade einmal 96.076 Dollar in 750 Kinos einspielte.
Die Kontroverse hinter "London Fields"
Im Mittelpunkt von „London Fields“ steht die Femme Fatale Nicola Six (Amber Heard), die herausfindet, dass sie bald ermordet werden soll. Daher beginnt sie Liebesaffären mit drei Männern, von denen einer ihr Mörder ist. Bekannt ist der Film vor allem aber wegen der Geschichten, die dafür sorgten, dass er überhaupt erst jetzt erschien und keiner der vielen Stars Werbung dafür machte.
Es fing damit an, dass die Produzenten sich mit Regisseur Matthew Cullen zerstritten. Die Produzenten warfen dem Regisseur vor, Zeitplan und Budget überschritten zu haben, der konterte mit dem Vorwurf, man habe ihm den Film weggenommen und diesen komplett umgeschnitten. Beide Seiten verklagten sich gegenseitig. 2015 wurde kurzfristig die Weltpremiere auf dem Filmfestival in Toronto abgesagt, weil sich die Stars mit dem Filmemacher solidarisierten und sich weigerten, über den Roten Teppich zu gehen. Doch damit fing es erst richtig an.
Porno-Szene ohne Amber Heards Einwilligung?
Die Produzenten verklagten nämlich nun auch Hauptdarstellerin Amber Heard. Diese sei vertragsbrüchig geworden, weil sie nicht nur die Teilnahme an der Premiere, sondern auch den Dreh von vorher angeblich vereinbarten, provokativen Nackt- und Sexszenen verweigert habe. Zudem habe sie auch nicht an Tonaufnahmen, die durch den von den Produzenten angefertigten Neuschnitt nötig wurden, mitgewirkt.
Während die Produzenten daher von Heard zehn Millionen Dollar forderten, konterte die mit einer eigenen Klage. So sei vorher explizit vereinbart worden, wie viel von Heard in angedeuteten Nackt- und Sexszenen zu sehen ist. Sie habe sich auch nicht verweigert, sondern genau diesen Teil gefilmt. Aber auch nicht mehr. Doch die Produzenten hätten anschließend heimlich, also ohne Heards Wissen, noch mit kleiner Crew und einem Body-Double ergänzende Einstellungen gedreht. Im finalen Film wirke es dann so, als wäre Heard nackt zu sehen. Eine explizit pornografische Szene sei dabei so vulgär, dass Heard ihr niemals zugestimmt hätte. Doch es werde nun der Eindruck erweckt, sie hätte die Szene sogar gedreht.
Während der Rechtsstreit zwischen dem Regisseur und den Produzenten immer noch anhängig ist, ist der mit Heard inzwischen beigelegt. Beide Parteien kündigten im September 2018 an, dass man eine Übereinkunft, bei der kein Geld fließe, erzielt habe, ohne aber weitere Details zu nennen. Deswegen war der Kinostart nun überhaupt erst möglich.
Die Starbesetzung von "London Fields"
Eigentlich bietet „London Fields“ eine hochkarätige Besetzung. Neben Heard ist so in einer kleinen Rolle auch Johnny Depp zu sehen. Der übernahm den Part extra als Gefallen an seine damalige Freundin, spätere Frau und heutige Ex-Frau. In größeren Rollen sind derweil unter anderem Top-Model Cara Delevingne, „Blindspot“-Star Jaimie Alexander, Schauspielveteran Billy Bob Thornton, „Harry Potter“-Bösewicht Jason Isaacs sowie Theo James, Jim Sturgess und Lily Cole zu sehen.
Dass diese Namen es nicht geschafft haben, sonderlich viele Zuschauer anzulocken, dürfte nicht nur an der problematischen Vorgeschichte und der daraus resultierenden sehr eingeschränkten Werbung hängen, sondern auch den Kritiker-Verrissen. Auf der Sammel-Webseite Rottentomatoes findet so keine einzige positive Kritik, beim berühmten Tomatometer der Seite seht „London Fields“ so bei 0%. Auf Metacritic ist der aktuelle Kritiken-Durchschnittswert Metascore bei miserablen 16 von 100 Punkten.
Ob und wann „London Fields“ auch in Deutschland erscheint, ist noch nicht bekannt.