Im Herbst wurde ich langsam nervös: Die Blätter an den Bäumen waren schon bunt und ich hatte so viele Kinofilme geschaut wie immer, aber dieser eine Film, der mich noch am Morgen nach Kinobesuch beschäftigt, über den ich gerne immer und immer wieder rede und den ich alleine gegen eine Wand aus Gegnern verteidige, dieser Top-1-Film also, der fehlte mir noch immer. Und dann schaute ich den neuen „Halloween“.
Platz 1: "Halloween"
In den Monaten vor Kinostart des neuesten Teils hatte ich alle zehn alten Slasher-Filme der Michael-Myers-Reihe geguckt, teils zum ersten Mal, teils wiederholt. Ab „Halloween 4“ (1988) und bis „Halloween 8“ (2002) war das eher Qual als Vergnügen, gleichzeitig aber auch die beste Vorbereitung auf die neueste, wieder schlicht „Halloween“ betitelte Fortsetzung. Mit dem Inhalt hat das nichts zu tun, denn im neuesten Film werden alle alten nach dem Original ignoriert. Nein – man muss diese Lieblosigkeit gesehen haben, mit der John Carpenters Erbe in vielen Sequels behandelt wird, um den neuen „Halloween“ wirklich schätzen zu können.
Regisseur David Gordon Green und seinen Co-Drehbuchautoren Danny McBride und Jeff Fradley gelingt vor allem deswegen ein perfektes Sequel, weil sie die Geschichte des ersten Films interessant fortführen, anstatt Michael nur irgendwelche neuen Opfer vorzusetzen: Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die ängstliche „Scream Queen“ von einst, ist nun eine ebenbürtige Gegnerin, mit dem alten, tiefen Trauma als Antrieb. Und mitten rein in diese genial-simple (und wunderbar grimmig inszenierte) Konfrontation schmuggelt Gordon Green kleine, bezaubernde Ausreißer wie die Szene auf der Wiese, in der ein Junge mit gebrochenem Herzen für einen winzigen Moment ausgerechnet in Michael Myers den einzigen Menschen zu erkennen glaubt, der so einsam ist wie er.
Platz 2: "In den Gängen"
Christian (Franz Rogowski) fängt an, im Großmarkt zu arbeiten, wo er unter Bruno (Peter Kurth) lernt, wie er Waren von A nach B bringt und wo er sich in die Kollegin Marion (Sandra Hüller) verliebt. Was als Film-Synopsis in etwa so aufregend klingt wie der Job, um den es geht, wird unter der Regie von Thomas Stuber zu einem feinfühligen, poetischen Abenteuer zwischen Getränke- und Süßwarenkisten.
Die Gänge sind lang und kahl, das Licht ist künstlich. Kein Sonnenstrahl dringt in den Großmarkt – und doch öffnet Regisseur Stuber viele Fenster nach draußen. In der Halle verhandelt er die ganz großen Themen: In „In den Gängen“ geht um die Sehnsucht nach Nähe, ums Einsamsein in der Zweisamkeit und ums Gabelstaplerfahren.
Platz 3: "Taste Of Cement"
Regisseur Ziad Kalthoum war Soldat, ließ die Schlachtfelder des inzwischen länger als sieben Jahre dauernden syrischen Bürgerkriegs aber hinter sich und ersetzte das Gewehr durch eine Kamera. Für seinen Dokumentarfilm „Taste of Cement“ filmte er Männer, die wie er aus Syrien geflüchtet sind und sich im benachbarten Libanon als Bauarbeiter durchschlagen. In einem Land also, das selbst vom Krieg gezeichnet ist: 15 Jahre dauerte der innerstaatliche Konflikt hier und 2006 wurde dann vor allem die Hauptstadt Beirut durch den Krieg zwischen Hisbollah und Israel massiv zerstört.
Ziad Kalthoum zeigt Syrer im Libanon, die nicht mal hundert Kilometer vom Kampfgebiet entfernt aufbauen, was in ihrer Heimat zerbombt wird. Ebenso erschütternd wie erbaulich verwischt Kalthoum in seiner Doku die Grenzen zwischen Krieg und Wiederaufbau, zwischen tiefer Verzweiflung und leiser Hoffnung.
Die weiteren Platzierungen
- Platz 4: „Zwei Herren im Anzug“
- Platz 5: „BlacKkKlansman”
- Platz 6: „Transit”
- Platz 7: „Call Me By Your Name”
- Platz 8: „Ex Libris”
- Platz 9: „Hereditary”
- Platz 10: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”