Zum ersten Mal seit Jahren musste ich auch bei den hinteren Plätzen meiner Top 10 keinerlei Kompromisse eingehen, sondern kann guten Gewissens behaupten, dass ich von allen zehn Filmen absolut überzeugt und begeistert bin. (Was auch damit zu tun haben könnte, dass ich in diesem Jahr wieder etwas fleißiger war und um die 550 Langfilme, davon etwa die Hälfte mit deutschem Kinostart, gesehen habe.) Dass die USA mit vier Filmen in der Top 10 bei mir vorne liegt, ist übrigens keine Selbstverständlichkeit, in den vergangenen Jahren lag oft Deutschland an der Spitze, ist 2018 allerdings nur einmal in meiner Liste vertreten ist. Trotzdem bin ich auch mit der Durchmischung ganz zufrieden – China, Südkorea, Argentinien und zwei Mal Frankreich. Und dazu mit Hong Sang-soo mein absoluter Lieblingsregisseur, der anschließend schon vier (!) weitere Filme gedreht hat, die auch alle super sind, an der Spitzenposition. Passt.
Platz 1: "On The Beach At Night Alone"
Wenn euer Lieblingsregisseur vom anderen Ende der Welt plötzlich einen Film in eurer Heimatstadt macht! Genau das ist mir bei „On The Beach At Night Alone“ passiert, den der südkoreanische Über-Auteur Hong Sang-soo zur Hälfte in meiner Heimat Hamburg gedreht hat. Obwohl er schon fast 30 Filme inszeniert hat, die überwiegend in den Wettbewerben der wichtigsten Filmfestivals der Welt gezeigt wurden, ist dies erst der zweite Film von ihm, der einen regulären deutschen Kinostart erhalten hat – eine absolute Tragödie! In meine 5-Sterne-Kritik zu „On The Beach At Night Alone“ habe ich übrigens auch noch einen Hong-Sang-soo-Crashkurs für Einsteiger mit eingebaut. Bitte wagt euch an diesen so wunderbaren Soju-Connaisseur heran...
Platz 2: "Hereditary – Das Vermächtnis"
Kaum ein Film wurde in diesem Jahr in der FILMSTARTS-Kommentarspalte so kontrovers diskutiert wie Ari Asters Langfilmdebüt. Mich persönlich hat ein Horrorfilm noch nie derart emotional fertiggemacht wie „Hereditary“ – die Szene im Auto und den leeren Blick von Alex Wolff werde ich wohl mein Leben lang nicht mehr los. Viele haben sich vor allem über das finale Drittel und das Abgleiten in okkulten Hokuspokus beschwert. Aber für mich ist der Plot aber eh nur ein Mittel zum Zweck für einen psychologisch unfassbar präzisen und knüppelharten Schocker, der so stark inszeniert ist wie kein anderer Horrorfilm seit Stanley Kubricks „Shining“. Den Rest könnt ihr in meiner 5-Sterne-Kritik nachlesen.
Platz 3: "Ex Libris: Die Public Library von New York"
Ich bin aktuell dabei, die mehr als 40 Filme umfassende DVD-Box mit (fast) allen Werken meines Lieblings-Dokumentarfilmers Frederick Wiseman durchzugucken. Eine ganz schöne Aufgabe, denn wo seine frühen Filme aus den 1960ern oft nur 70 bis 80 Minuten lang sind, kratzen viele seiner späteren Werke auch gerne mal an der 4-Stunden-Marke. „Ex Libris“, eine systemische und wunderbar lebens- sowie wissensbejahende Dokumentation über das Bücherhallensystem in New York, ist nun „nur“ 187 Minuten lang – und so lautet das Fazit in meiner 5-Sterne-Kritik dann auch: „Inspirierender können drei Stunden und sieben Minuten Kino nicht sein.“
Die weiteren Platzierungen
- Platz 4: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri”
- Platz 5: „Zwei Herren im Anzug“
- Platz 6: „Ready Player One“
- Platz 7: „Ava“
- Platz 8: „Zama“
- Platz 9: „Climax“
- Platz 10: „An Elephant Sitting Still”
Die besten Filme ohne deutschen Kinostart:
- „Genèse“ (Philippe Lesage, Kanada 2018)
- „I Do Not Care If We Go Down in History As Barbarians” (Radu Jude, Rumänien 2018)
- „Brawl In Cell Block 99“ (S. Craig Zahler, USA 2017)