Jedes Jahr gibt es im Rahmen der sogenannten Oscar-Saison auch zahlreiche andere Nominierungen und Preisverleihungen. Eine wichtige Wegmarke hin zu den Academy Awards ist dabei die Bestenliste des American Film Institute, kurz AFI. Die renommierte, unabhängige und gemeinnützige Organisation versammelt dafür jedes Jahr zahlreiche Filmexperten und Kritiker, die gemeinsam eine Liste der zehn besten amerikanischen Produktionen des Jahres erstellen. Diese Liste gilt als großer Oscar-Indikator, wobei es natürlich keine genaue Vorhersage ist (bei den Oscars haben schließlich auch ausländische Produktionen die Chance, als bester Film nominiert zu werden).
Seit 2010 stammten die amerikanischen oscarnominierten Beiträge aber in 90 Prozent der Fälle aus der AFI-Top-Liste, nur sieben US-Filme wurden seitdem für einen Oscar als bester Film nominiert, obwohl sie nicht auf der AFI-Liste waren. Man kann also mindestens sagen: Die zehn in diesem Jahr von der AFI nominierten Filme sind gegenüber allen anderen US-Filmen nun in einer herausgehobenen Favoritenrolle. Und das sind die zehn Werke, die die AFI im Jahr 2018 für besonders herausragend hält:
- BlacKkKlansman
- Black Panther
- Eighth Grade
- Beale Street
- The Favourite – Intrigen und Irrsinn
- First Reformed
- Green Book – Eine besondere Freundschaft
- Mary Poppins‘ Rückkehr
- A Quiet Place
- A Star Is Born
Diesen Filmen wird vom AFI bescheinigt, dass sie „die Kunst des bewegten Bildes besser vorangebracht haben“ als andere Werke, das „reiche kulturelle Erbe amerikanischer Kunst verbessert haben“, „gleichermaßen Publikum wie Künstler inspiriert haben“ oder „ein Zeichen in der amerikanischen Gesellschaft hinterlassen haben“.
"Black Panther" schlägt "Infinity War"
Aus der Liste können wir vor allem lernen, dass Disneys Kampagne Früchte trägt. Bekanntlich setzt der Mäusekonzern voll auf die Karte „Black Panther“, wenn es darum geht, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Oscars ein Superheldenabenteuer als bester Film nominiert werden könnte. Das geht zu Lasten von „Avengers: Infinity War“, für den es kaum Werbesupport von Disney gibt. Doch zumindest die Filmexperten, -historiker und -kritiker, die nun im Auftrag des AFI tätig waren, folgen dieser Einschätzung. Auch für sie ist „Black Panther“ der herausragende Marvel-Film des Jahres. Damit sind die Chancen einer Nominierung ganz sicher nicht gesunken. Zu einem Gewinn des Goldjungen in der Königskategorie dürfte es aber nicht reichen. Hier kommen ganz andere Filme in Frage.
Wenig überraschend findet sich so daneben mit „A Star Is Born“ einer der aktuell größten Oscar-Favoriten auf der Liste. Zudem bestätigen mit der AFI-Nominierung auch Filme wie „Green Book“ und „Beale Street“ ihren Status als Werke, die man bei dieser Verleihung auf dem Schirm haben muss.
Darum fehlt Oscar-Favorit "Roma"
Das zweite Werk, das neben „A Star Is Born“ momentan am häufigsten genannt wird, wenn es um den Goldjungen für den besten Film geht, fehlt. Doch das verwundert nicht: Alfonso Cuaróns von Netflix gekauftes Drama „Roma“ war für die AFI-Liste nicht zugelassen. Trotz amerikanischer Beteiligung gilt der in Mexiko in spanischer Sprache produzierte Film nach den Regeln der Organisation als überwiegend ausländische Produktion.
Ob „Black Panther“ wirklich als erstes Superheldenabenteuer der Geschichte für den Bester-Film-Oscar nominiert wird, entscheidet sich erst in gut einem Monat. Vom 7. bis zum 14. Januar 2019 haben die Mitglieder der Academy die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Wir erfahren das Ergebnis dann am 22. Januar 2019, wenn die Oscar-Nominierungen angekündigt werden. Schon vorher wird es weitere Hinweise geben. Schon am morgigen 6. Dezember werden so die Golden-Globe-Nominierungen bekanntgegeben.