„Das Boot“ nimmt weiter Fahrt auf. In der Serienfortsetzung zu Wolfgang Petersens gleichnamigem Film-Klassiker gibt es im Herbst des Jahres 1942 sowohl an Land als auch auf und unter Wasser reichlich Konfliktpotential. Während Übersetzerin Simone Strasser (Vicky Krieps) im von den Nazis besetzten La Rochelle nach den ersten vier Folgen der Event-Serie allmählich immer tiefer in den französischen Widerstand hineingezogen wird, nehmen die Spannungen an Bord des U-Boots U-612, auf dem sich auch Simones Bruder Frank (Leonard Scheicher) befindet, zu.
Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon) wurde bei der ersten Atlantikfahrt seines U-Boots mit einem strenggeheimen Spezialauftrag betraut, von dem seine Mannschaft, die darauf brennt, aktiv am Kriegsgeschehen zur See teilzunehmen, alles andere als begeistert ist. So soll er den rätselhaften Amerikaner Samuel Greenwood (Vincent Kartheiser) für einen Gefangenenaustausch sicher zu einem Kriegsschiff der Alliierten eskortieren.
Gab es solche Gefangenaustausche wirklich?
Auch wenn der Austausch von Greenwood gegen den verschollen geglaubten deutschen U-Boot-Kommandanten Ulrich Wrangel (Stefan Konarske) in „Das Boot“ nicht gerade reibungslos verläuft, fanden ähnliche Aktionen während des Zweiten Weltkrieges tatsächlich statt, obgleich sich die Serienmacher hier wohl einige Freiheiten erlauben.
In der Regel handelte es sich beim Austausch von Gefangenen um groß angelegte Aktionen, bei denen direkt ein Gros inhaftierter Soldaten (vor allem verwundete) einer Seite gegen die der anderen ausgetauscht wurden, worauf sich die Seiten meist nur einigten, wenn die Zahlen auf beiden Seiten sich in etwa die Waage hielten. Ein ursprünglich geplante erste große Austauschaktion zwischen Großbritannien und Deutschland wurde 1941 so auch deshalb vom Deutschen Reich abgelehnt, weil zu jenem Zeitpunkt rund 1.200 britischen Gefangene nur 100 deutschen Soldaten gegenüberstanden. Erst ab Ende des Jahres 1943 (also etwa ein Jahr nach der Handlung von „Das Boot“) wurden Gefangenenaustausche dann zur gängigen Praxis. Aktionen mit Einzelpersonen, wie sie als Geheimmission in „Das Boot“ zu sehen sind, sind allerdings eher weniger dokumentiert, dürften daher aber, selbst im Geheimein, auch die Ausnahme gewesen sein.
Warum müssen U-Boote auftauchen?
Ein großer Vorteil von U-Booten für die Kriegsführung ist natürlich, dass sie unter Wasser fahren können und so zumindest ohne spezielle Ortungstechnik schwerer aufzuspüren sind. Wieso also kamen die U-Boote während ihrer Einsätze im Zweiten Weltkrieg also zwischendurch überhaupt wieder an die Wasseroberfläche. Schließlich sehen wir auch in „Das Boot“, dass sie so teilweise gar mit bloßem Auge (bzw. Ferngläsern) von Feinden entdeckt werden konnten (was der Erste Wachoffizier von U-612, Karl Tennstedt, sogar gezielt nutzt, um einen Angriff zu provozieren).
Die Antwort auf die Frage ist jedoch schlicht und einfach „Luft“. Bei den U-Booten, wie sie noch im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, stieg der CO2-Gehalt im von der Außenluft abgeschlossenen Inneren je nach Größe des Schiffes sowie Stärke und Aktivität der Mannschaft bisweilen innerhalb weniger Stunden auf ein giftiges Niveau an (während der Sauerstoff abnimmt). So war ein regelmäßiger Luftaustausch (ein Durchlüften, wenn man so will) durch Auftauchen also nötig, wenn die Besatzung nicht ersticken bzw. vergiftet werden wollte.
Die Technik moderner U-Boote ist mittlerweile aber so weit, dass ein Schiff während eines Einsatzes heutzutage im Grunde gar nicht mehr auftauchen braucht. Hier kommen spezielle Filter zum Einsatz, die das CO2 aus der Luft binden und für eine kontinuierliche CO2-Reinigung sorgen. Daneben kann heute auch der von der Crew verbrauchte Sauerstoff durch solchen ersetzt werden, der mittels der Zerlegung von Wasser durch Energie aus dem Antriebssystem in seine Bestandteile erst an Bord erzeugt wird.
Was legte der Versailler Vertrag fest?
Gerade in der dritten und vierten Folge von „Das Boot“ wird hin und wieder nebenbei auf den Versailler Vertrag verwiesen, den 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ausgehandelten Friedensvertrag. In diesem wurde Deutschland die alleinige Schuld am Ausbruch des Krieges zugeschrieben, was hohe Reparationszahlungen und strenge Abrüstungsmaßnahmen nach sich zog. Viele Historiker sehen darin sogar den Näherboden für einen Groll des Deutschen Reiches gegen die damaligen Siegermächte, der als eine der Ursachen für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges angeführt wird.
Egal, ob man diese Kausalitätslinie nun zieht oder nicht, dass vielerorts Unzufriedenheit über die Bestimmungen herrschte, ist wohl Fakt und blitzt nun auch in „Das Boot“ durchaus bei der Besatzung von U-612 durch. Tatsächlich gehörte zu den Bestimmungen des Vertrages etwa auch ein Verbot deutscher U-Boot-Produktionen. Das wurde allerdings schon 1935 durch das deutsch-britische Flottenabkommen gelockert, woraufhin die deutsche Kriegsmarine den Aufbau einer neuen Flotte energisch vorantrieb. Im Laufe der folgenden Jahre verstieß das Deutsche Reich letztlich gegen immer mehr Artikel des Versailler Vertrags.
„Das Boot“ wird derzeit immer freitags um 20.15 Uhr bei Sky 1 in Doppelfolgen ausgestrahlt. Über die Streamingdienste Sky Ticket, Sky Go und Sky On Demand können alle acht Episoden der Serie schon jetzt abgerufen werden.