In dem Vertreter Reed (Christopher Abbott, „Girls“) schwillt die immer unbändiger werdende Lust, einfach zuzustechen. Und zwar selbst, wenn er sein eigenes Baby in den Händen hält. Deshalb zeigt seine Frau (Laia Costa, „Veronica“) auch volles Verständnis, als er sich in New York Erleichterung verschaffen und eine Prostituierte in seinem Hotelzimmer töten will. Aber da hat der angehende Frauenmörder die Rechnung ohne das Callgirl Jackie (Mia Wasikowska, „Crimson Peak“, „Stoker“) gemacht. Die junge Prostituierte, die sich erst einmal eine halbe Ewigkeit im Badezimmer einsperrt, ist nämlich mindestens ebenso abgefuckt wie ihr potentieller Killer. Der Beginn einer Nacht voller überraschender Wendungen und abgründiger Perversionen…
„Piercing“ ist die Verfilmung eines Romans von Ryu Murakami, der auch selbst das Drehbuch beigesteuert hat. Kennen dürftet ihr den japanischen Autor wohl vor allem als Vorlagenlieferant für Takashi Miikes abgründiges Serienmörderinnen-Meisterwerk „Audition“ (übrigens einer der fünf absoluten Lieblingsfilme des Autors dieser News). Und auch der New Yorker Regisseur Nicolas Pesce hat sich direkt mit seinem schwarz-weißen Debütfilm „The Eyes Of My Mother“, in dem eine junge Frau den Killer ihrer Mutter jahrelang in der Scheune vor sich hinvegetieren lässt und dabei selbst auf den Geschmack am (Serien-)Morden kommt, bereits als angemessen abgefuckt erwiesen.
Ein perfekt-passendes Perversionen-Doppel also – und dennoch ist „Piercing“ aller blutigen Abartigkeiten zum Trotz ein erstaunlich zärtlicher und empathischer Film geworden. In unserer Kritik gibt es deshalb auch starke vier Sterne für den ebenso faszinierenden wie stylischen Independent-Thriller.
Nachdem „Piercing“ hierzulande bereits beim Fantasy Filmfest lief, ist aktuell noch nicht bekannt, ob und wann er ins Kino kommt beziehungsweise fürs Heimkino erscheint. Aber zumindest unsere ausführliche Kritik zum Film könnt ihr natürlich jetzt schon lesen:
Piercing