Es ist ein heißer Sommertag, als wir in den Wäldern vor Montreal das Set von „Friedhof der Kuscheltiere“ besuchen und so ist die Hitze auch am späten Abend noch zu spüren. Ein Nachtdreh steht an, eine uns wohlbekannte Szene aus der Buchvorlage wird realisiert. Im Vorfeld dieser hat sich ein Unglück ereignet, mit dem die Geschichte in Stephen Kings Klassiker in Gang gesetzt wird: Die Katze der Familie Creed wurde von einem LKW überfahren, Vater Louis (Jason Clarke) will sie auf dem nahegelegenen Tierfriedhof beerdigen. Doch sein Nachbar Jud Crandall (gespielt von John Lithgow) fordert ihn auf, ihm über eine hohe Absperrung tiefer in den Wald zu folgen.
An diesem Abend sehen wir immer wieder wie John Lithgow nach einer Einweisung durch seinen Stuntman stoisch und ohne Worte einen von den Set-Bauern erschaffenen Wall aus Holz, Steinen und Erde nach oben kraxelt und wie ihm anschließend Jason Clarke folgt, sich auf verschiedenste Weisen wundert, warum er das tote Tier ohne Erklärung tiefer in den Wald tragen soll und aufgrund der gefährlichen Klettertour flucht. Kenner der Buchvorlage wissen natürlich, dass sie am Ende die Katze auf einem mystischen Indianerfriedhof beerdigen, von wo es lebend zurückkommt – aber auch stark verändert.
Sie machen ihr eigenes Ding…
Während wir über Monitore verfolgen, wie verschiedene Variationen dieser Szenen gedreht werden, kommen in den Pausen die Verantwortlichen zu uns. So sprechen wir mit den Regisseuren Kevin Kölsch und Dennis Widmyer sowie den Hauptdarstellern Jason Clarke und John Lithgow. Empfangen wurden wir aber schon vorher von Produzent Mark Vahradian, von dem wir natürlich umgehend wissen wollten, ob „Friedhof der Kuscheltiere“ nun vor allem kommt, weil mit „Es“ eine andere King-Adaption zum Mega-Erfolg avancierte. „Du wirst nun reich wie die Macher von ‚Es‘“, hätten ihm seine Freunde auch sofort gesagt, als endlich die Freigabe für die Filmproduktion da war, doch er ist sich bewusst, dass die beiden Bücher abgesehen von dem Autor nicht viel gemein haben: „Dort sind Kinder die Helden, wir töten ein Kind“, bringt er es ohne Umschweife und ohne Angst vor Spoilern – schließlich ist Kings Romanklassiker weltbekannt – auf den Punkt.
Der große Erfolg von „Es“ war so nur ein Anstoß. Er brachte King-Verfilmungen wieder in Mode und nachdem Vahradian schon lange an dem Projekt arbeitete, bekam er deswegen nun auch endlich grünes Licht, denn wie es Regisseur Widmyer ausdrückt: „‚Es‘ hat die Öffentlichkeit wieder daran erinnert, dass dieser Mann einfach großartige Geschichten schreibt.“. Und so wird uns während dieser Nacht am Set schnell klar: Hier will niemand „Es“ kopieren. Stattdessen macht man sein eigenes Ding.
…denn sie haben die Vorlage verstanden.
Dafür stehen auch die beiden Regisseure. Widmyer und Kölsch sind bisher noch weitestgehend unbekannt, haben aber mit der Tinseltown-Schauergeschichte „Starry Eyes – Träume erfordern Opfer“ schon eine Visitenkarte hinterlassen …. und sind ausgesprochene Stephen-King-Verehrer. Im Gespräch ist schnell zu erkennen, dass sie sich bestens mit den Werken des Erfolgsautors auskennen und so auch „Friedhof der Kuscheltiere“ verstanden haben. Immer wieder betonen sie, wie wichtig es sei, sich in erster Linie auf das Drama der Geschichte zu konzentrieren.
„Guter Horror ist in Wirklichkeit ein Drama mit furchteinflößenden Elementen“, erklärt uns so Widmyer ihre Herangehensweise und zieht dabei Vergleiche mit großen Kollegen: „Bei den meisten großartigen Horrorfilmen haben die Regisseure nie gesagt, dass sie einen Horrorfilm machen. Kubrick hat ‚Shining‘ nie als Horrorfilm gesehen, Friedkin nie ‚Der Exorzist‘. Das sind Dramen über Familien, die auseinanderbrechen“.
Auf diese Einflüsse beziehen sie sich, wenn sie ihren eigenen Plan zusammenfassen: „Es geht darum, die Figuren zu verstehen, die Emotionen aufzubauen und dann kannst du davon profitieren, wenn du die ganzen Horror-Elemente später bringst“, so Widmyer weiter. Und damit fasst er perfekt zusammen, wie und warum auch „Friedhof der Kuscheltiere“ nachhaltig auf den Autor dieser Zeilen wirkte, als er das Buch nun vor über 25 Jahren das erste Mal gelesen hat.
Das macht uns hoffnungsvoll, dass uns mit „Friedhof der Kuscheltiere“ eine weitere gelungene Stephen-King-Verfilmung erwartet. Ob sich diese Erwartung erfüllt, erfahren wir erst zum Kinostart am 4. April 2019, davor aber schauen wir in unserem ausführlichen Set-Bericht hinter die Kulissen der Produktion. In diesem verraten wir euch dann unter anderem auch, wie es am Set aussah, wie uns die Detailliebe des Tierfriedhofs begeisterte und was die Macher und Darsteller uns sonst noch zu ihrer King-Adaption verraten haben.