Die Fantastic Four sind die älteste Helden-Truppe aus dem Hause Marvel. Der erste Comic um das außergewöhnliche Quartett erschien bereits 1961 und damit noch vor den Abenteuern der X-Men und der Avengers. Auf der großen Leinwand ist auf Grundlage des traditionsreichen Stoff allerdings noch nichts wirklich Sehenswertes bei rumgekommen. Die beiden „Fantastic Four“-Filme aus den Jahren 2005 und 2007 mit Jessica Alba und Chris Evans sind allenfalls mittelmäßig, die Kino-Neuauflage von 2015 wurde gar komplett gegen die Wand gefahren. Doch abschreiben sollte man das Franchise deswegen noch nicht...
Streit hinter den Kulissen
Noch bevor „Chronicle“-Regisseur Josh Trank die Fantastischen Vier in neuer Besetzung in die Lichtspielhäuser brachte, wurden beim Produktionsstudio Fox schon Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet, die damals sogar bereits einen Starttermin im Sommer 2017 verpasst bekam. Doch wurde dem Vorhaben mit dem Flop des neuen „Fantastic Four“ ein Strich durch die Rechnung gemacht.
Schon während der Produktion gab es Krach hinter den Kulissen. Josh Trank soll sich aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen vom Endergebnis nicht nur mit den Produzenten überworfen, sondern dann auch am Set meistens abgekapselt und so für ein schlechtes Arbeitsklima gesorgt haben. Das Studio soll im Nachhinein noch mittels drastischer Kürzungen massiv in den Film eingegriffen haben, sodass sich am Trank am Ende gar von diesem distanzierte. Pünktlich zum Kinostart erklärte er in einem (wenig später wieder gelöschten) Tweet, dass er ein Jahr zuvor eine fantastische Version des Films hatte, die nun wohl niemand zu Gesicht bekommen wird.
Trotzdem noch Sequel-Pläne?
Und tatsächlich konnte der neue „Fantastic Four“ zum Kinostart nur die wenigsten überzeugen. Die Kritiken fielen vernichtend aus (auch von FILMSTARTS gab es nur einen von fünf Sternen) und mit knapp 170 Millionen Dollar weltweitem Einspiel (bei 120 Millionen Dollar reinem Produktionsbudget) fiel der Comic-Actioner auch finanziell durch. Obwohl als Konsequenz dann wenig später der anberaumte Kinostart für „Fantastic Four 2“ gestrichen wurde, beteuerten sowohl Autor und Produzent Simon Kinberg („X-Men“-Franchise) als auch die Darsteller Miles Teller (spielte Reed Richards) und Kate Mara (Susan Storm), dass sie nach wie vor Lust auf eine Fortsetzung hätten.
Fantastic FourIn einem Interview mit Collider ergänzte Kinberg 2017 dann allerdings noch, dass sein Team, bevor es einen weiteren „Fantastic Four“-Film angeht, sich sicher sein wolle, es komplett richtig zu machen, da die Fans nach dem Desaster um den Vorgänger nur noch eine einzige Chance dafür geben würden. Um die zu nutzen, wollte Kinberg zwar gerne denselben Cast zurückholen, zu dem auch noch Michael B. Jordan (Johnny Storm) und Jamie Bell (Ben Grimm) gehörten, aber einen neuen (nicht so düsteren) Ton anschlagen.
Daneben gab es allerdings auch Gerüchte, dass Fox statt „Fantastic Four 2“ lieber einen kinderfreundlichen Ableger über Franklin und Valeria, die Kinder von Reed Richards und Susan Storm, produzieren wolle, der in Sachen Stimmung an Pixars Animationsabenteuer „Die Unglaublichen“ erinnern soll und sich demnach primär an ein jüngeres Publikum richten würde. „Abraham Lincoln Vampirjäger“-Autor Seth Grahame-Smith soll angeblich mit einem entsprechenden Drehbuch betraut worden sein. Seit der ersten Meldung zu dem Projekt Mitte 2017 gab es hierzu jedoch keine weiteren Neuigkeiten.
Geplatztes Comeback in "Deadpool 2"
Trotz aller Schwierigkeiten mit dem „Fantastic Four“-Reboot und den auf Eis gelegten Sequel-Plänen wäre es 2018 fast dazu gekommen, dass wir Miles Teller, Kate Mara, Michael B. Jordan und Jamie Bell erneut als Helden-Quartett auf der großen Leinwand gesehen hätten. Wie der Konzeptkünstler Alexander Lozano nämlich im August 2018 auf Instagram enthüllte, war ursprünglich vorgesehen, dass die gescholtenen Fantastic Four für einen Gastauftritt im ebenfalls von Fox produzierten „Deadpool 2“ vorbeischauen – zumindest so lange Tim Miller, Regisseur des ersten „Deadpool“ noch in das Projekt involviert war.
Als Miller dem Sequel wegen einiger kreativer Differenzen den Rücken kehrte und durch „John Wick“-Regisseur David Leitch ersetzt wurde, wurde auch der „Fantastic Four“-Cameo verworfen. Doch vielleicht wird die Idee in „X-Force“ oder einem immer noch möglichen „Deadpool 3“ ja nochmal aufgegriffen.
Eigenständiger "Doctor Doom"-Film
Eine etwas andere Idee zur Wiederbelebung der „Fantastic Four“-Marke im Kino (ohne die Fantastic Four) machte erstmals im Juli 2017 die Runde. Demnach plant „Fargo“- und „Legion“-Schöpfer Noah Hawley im Auftrag von Fox einen Film über den legendären „Fantastic Four“-Bösewicht Victor Von Doom alias Doctor Doom (im Reboot von Toby Kebbell gespielt), der losgelöst vom eigentlichen Franchise funktionieren und sich ganz auf die ambivalente Figur und ihre Origin-Story konzentrieren, also nicht die komplette Reihe neustarten soll. Dafür kündigte Hawley schon an, keinen üblichen Comic-Film drehen zu wollen, sondern verschiedene Genres einfließen zu lassen und so beispielsweise ähnlich wie in „Captain America 2“ aus dem Stoff vor allem einen politischen Thriller zu machen, schließlich sei Doom der Herrscher seiner eigenen problemgeplagten Nation Latveria.
Einen ersten Drehbuchentwurf zu „Doctor Doom“ hat Hawley laut eigener Aussage sogar schon fertiggestellt. Da der vielbeschäftigte Autor und Regisseur aktuell aber an seinem Spielfilm-Regiedebüt „Pale Blue Dot“ werkelt und obendrein auch neue Staffeln von „Legion“ und „Fargo“ auf der Agenda hat, bleibt ihm derzeit keine Zeit für einen Feinschliff des Skripts. Und ganz davon abgesehen, hängt es wahrscheinlich auch sehr stark von den Plänen Disneys ab, ob das Projekt jemals das Licht der Leinwand erblickt...
Aufnahme ins MCU?
Ganz neue Möglichkeiten für die Fantastic Four selbst ergeben sich nun nämlich auch durch die bevorstehende Übernahme von Fox durch Disney. Wenn der entsprechende Deal endgültig unter Dach und Fach ist, wandern nämlich auch die Filmrechte an der Helden-Truppe (und daneben die an Deadpool und den X-Men) zum Mäusekonzern. Da zu diesem ja auch die Marvel Studios gehören, ist somit die Tür dafür offen, Mr. Fantastic und Co. ebenfalls ins Marvel Cinematic Universe (MCU) einzuführen, sodass sie schon bald auf die Avengers treffen könnten.
Noch gibt es laut Marvel-Mastermind Kevin Feige keine konkreten Pläne für ein solches Zusammentreffen, aber früher oder später wird man sich diese Gelegenheit wohl kaum entgehen lassen, schließlich sind gemeinsame Abenteuer der Fantastic Four und weiterer Marvel-Helden in den Comics schon lange gang und gäbe. Die Frage ist dann nur, ob man hierbei noch einmal auf die alte Besetzung um Miles Teller zurückgreift und sie in neuen Solo- und/oder Team-Up-Filmen unter dem Disney-Banner auftreten lässt, oder ob man – wie zuletzt beim Einstand von Spider-Man im MCU – auf einen komplett anderen Ansatz mit neuem Cast setzt. Es dürfte aber in jedem Fall feststehen, dass wir die Fantastic Four trotz des Kino-Debakels im Jahr 2015 nicht zum letzten Mal auf der Leinwand gesehen haben.