Jahr für Jahr tritt Deutschland hoffnungsvoll bei den Oscars an, um den begehrten Goldjungen für den Besten fremdsprachigen Film zu ergattern, doch am Ende ging zuletzt immer eine andere Nation in Los Angeles als Sieger hervor (selbst Maren Ades Wunderwerk „Toni Erdmann“ ging 2017 leer aus). Das letzte Erfolgserlebnis fand im Jahr 2007 statt, als Florian Henckel von Donnersmarck die Trophäe für „Das Leben der Anderen“ entgegen nahm. Und nun soll Donnersmarck es wieder richten: Wie das nationale Informations- und Beratungszentrum für die internationale Verbreitung deutscher Filme, German Films, verkündet, wird der Filmemacher bei den Acadamy Awards 2019 mit seinem Künstler-Drama „Werk ohne Autor“ für Deutschland ins Rennen um den Auslands-Oscar gehen.
Elf deutsche Filmproduktionen standen zur Auswahl für die Einreichung, wie wir erst vor wenigen Tagen berichteten. Auch Michael Bully Herbigs DDR-Flucht-Drama „Ballon“ galt als aussichtsreicher Kandidat, ebenso wie die Berlinale-Beiträge „Transit“ und „In den Gängen“ mit Franz Rogowski. Nun fiel die Entscheidung durch ein unabhängiges Auswahlkomitee dagegen auf das dreistündige „Werk ohne Autor“, dessen internationaler Titel „Never Look Away“ lautet.
Bei uns kommt der Film am 3. Oktober 2018 in die Kinos. Darin spielt Tom Schilling den jungen Künstler Kurt Barnert, der seine Jugendtraumata aus der Nazi- und SED-Zeit verarbeitet und sich dann in die Studentin Elizabeth (Paula Beer) verliebt, heiratet und mit ihr von der DDR in die Bundesrepublik flieht. Als er seinen neuen Schwiegervater Professor Seeband (Sebastian Koch) kennenlernt, holt ihn seine Vergangenheit wieder ein…
Donnersmarck könnte Geschichte schreiben
„Werk ohne Autor“ ist erst der zweite Film, den Regisseur und Drehbuchautor Florian Henckel von Donnersmarck seit seinem Oscar-Sieg für „Das Leben der Anderen“ gedreht hat. Nach seiner Hollywood-Produktion „The Tourist“ aus dem Jahre 2010 legte der Filmemacher eine lange Pause ein. Der gebürtige Kölner gilt schon seit seinem Kurzfilm „Dobermann“, welchen er während seines Regie-Studiums an der HFF München fertigstellte, als Ausnahmetalent und deutscher Hoffnungsträger in der Filmwelt. Sollte Donnersmarck im nächsten Jahr tatsächlich erneut für Deutschland den Goldjungen für den Besten nicht-englischsprachigen Film gewinnen können, wäre er der erste Filmemacher überhaupt, der das in seiner Karriere zweimal vollbracht hat.
Sicher ist die Oscarnominierung aber noch nicht: Erst am 22. Januar 2019 gibt die Acadamy offiziell die finalen Beiträge für die Kategorie bekannt. Die Verleihung findet dann am 24. Februar in Los Angeles statt.