In den vergangenen vier Jahren begleitete die Oscarverleihung stets eine deprimierende Nachricht: Die Einschaltquoten sind im Vergleich zum Vorjahr schon wieder drastisch gesunken. Diese Entwicklung will die Academy of Motion Picture Arts and Science nun stoppen und so hat sich die Führungsriege unter dem kürzlich wiedergewählten Präsidenten John Bailey (Kameramann, unter anderem bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“) einige entscheidende Änderungen überlegt, die dafür sorgen sollen, dass bei der nächsten Verleihung am 24. Februar 2019 wieder mehr Zuschauer live vor dem Fernsehen mitfiebern, wer die Goldjungen am Ende mit nach Hause nimmt. Die drei offiziell beschlossenen Neuerungen gab die Academy nun in einem Brief an ihre Mitglieder bekannt (via Vanity Fair).
Eine ganz neue Kategorie
Die wohl bedeutsamste Neuerung ist die Einführung einer komplett neuen Kategorie. In dem Brief der Academy heißt es: „Wir wollen eine neue Kategorie für außerordentliche Leistungen im Bereich des populären Films ins Leben rufen.“ Das heißt also, dass ab 2019 auch Blockbuster geehrt werden, die bisher meist nur in den technischen Kategorien wie Beste visuelle Effekte auftauchten. Die Academy war zuletzt auch dafür kritisiert worden, dass große Filme wie „Deadpool“, „Black Panther“, „Logan“ (der immerhin für das Beste adaptierte Drehbuch nominiert war) oder auch „Wonder Woman“ in den bedeutenden keine wirkliche Chance hätten.
Dies wird sich mit der Einführung der neuen und damit insgesamt 25. Kategorie nun ändern, womit sich die Verantwortlichen hinter „Mission: Impossible – Fallout“ oder „Avengers: Infinity War“ wohl tatsächlich Hoffnungen auf einen Academy Award abseits der technischen Kategorien machen dürfen. Es ist das erste Mal seit 2001, dass den Oscars eine neue Sparte hinzugefügt wird (damals kam der Beste Animationsfilm hinzu).
Aber natürlich will die Academy damit nicht nur Blockbustern größere Gewinnchancen einräumen. Vielmehr sollen damit natürlich die vielen Fans der jeweiligen Filme vor die Fernsehbildschirme gelockt werden, vor allem, weil auch die jeweiligen Stars in Los Angeles zugegen sein werden. Bisher gibt es jedoch noch keine weiteren Informationen zu der neuen Kategorie. „Teilnahmebedingungen und andere Details werden bald bekanntgegeben“, heißt es im Brief der Academy.
Eine deutlich kürzere Show
Doch das ist nicht die einzige Änderung, die uns bei der nächsten Oscarverleihung erwartet. Als Reaktion auf die Kritik, dass die Übertragung der Verleihung zu lang, zu zäh und zu langweilig sei, wurde nun beschlossen, die Show zu kürzen. Dem Brief zufolge hat sich die Academy dazu bereit erklärt, „eine dreistündige Unterhaltungsshow“ zu produzieren. Zum Vergleich: 2018 dauerte es ziemlich genau vier Stunden, bis „The Shape of Water“ als Bester Film ausgezeichnet und Moderator Jimmy Kimmel die Verleihung für beendet erklärt hatte.
Natürlich müssen für eine solche Verkürzung der Laufzeit Opfer gebracht werden. Eine traurige Nachricht ist diese Änderung daher für die Nominierten in für die meisten Zuschauer nur wenig interessanten Kategorien wie Bester animierter Kurzfilm oder Beste Kurzdokumentation: In diesen sollen die Preise dann nämlich während der Werbepausen verliehen werden. Den Fernsehzuschauern wird dann später in der Show nur noch ein kurzer Zusammenschnitt der Preisübergaben gezeigt.
Hinter den Änderungen soll vor allem der ausstrahlende TV-Sender ABC stecken, der sich wie gesagt bessere Quoten erhofft. Pikantes Detail am Rande: ABC ist eine Tochterfirma von Disney und der Mäusekonzern, der in den vergangenen Jahren wenig Interesse an den Oscars außerhalb der Animationssparte zeigte, könnten von einem Preis für populäre Filme profitieren.
Frühere Ausstrahlung
Die letzte Neuerung betrifft erst die Oscarverleihung im Jahr 2020. Diese soll nun nicht mehr, wie zuvor angekündigt, am 23. Februar 2020, sondern stattdessen bereits am 9. Februar 2020 abgehalten werden. Dies habe den einfachen Grund, dass das Publikum nach der mehrmonatigen Award Saison, in die zum Beispiel auch die Verleihung der Golden Globes fällt, bereits die Nase voll von solchen Veranstaltungen habe. Das Vorziehen soll dem nun entgegenwirken.
Der Brief der Academy schließt mit den folgenden Worten: „Wir haben von vielen von euch gehört, dass Verbesserungen nötig sind, um die Oscars und unsere Academy in einer sich weiterentwickelnden Welt relevant zu halten. Wir haben dies sehr ernst genommen. Und wir begeistert über diese ersten Schritte und freuen uns darauf, euch bald mehr Details mitzuteilen.“