Woody Allen hat als Regisseur, Autor, Komiker und Schauspieler eine weltweite Anhängerschaft, die vor allem seine scharfzüngigen Pointen rund ums chaotische Beziehungsleben seiner neurotischen Protagonisten schätzt. Das Privatleben Allens aber ist deutlich umstrittener als seine Kunst, vor allem weil sich der inzwischen 82-jährige New Yorker seit Anfang der Neunziger dem von seiner damaligen Noch-Ehefrau Mia Farrow erhobenem Vorwurf ausgesetzt sieht, seine Adoptivtochter Dylan Farrow sexuell missbraucht zu haben, als sie sieben Jahre alt war.
Vor Gericht wurden keine ausreichenden Beweise für den Vorwurf vorgelegt, seit 2013 aber wird er wieder diskutiert: Da sprach Dylan Farrow mit der Vanity Fair erstmals öffentlich über den angeblichen Missbrauch, der zuvor von ihrer Mutter im Sorgerechtsstreit mit Allen vorgebracht worden war. Und nun wird der Regisseur von seiner Vergangenheit womöglich erneut eingeholt.
Page Six berichtet, dass Woody Allen nach der Fertigstellung seines neuesten Films „A Rainy Day in New York“ vorerst kein weiteres Projekt angehen wird – und das, nachdem er fast vier Jahrzehnte lang einen selbstgeschriebenen Film nach dem anderen drehte. Von ihren Quellen habe die zur New York Post gehörende Webseite erfahren, dass Allen nicht etwa die Ideen ausgegangen seien, sondern der Dauerfilmer zum ersten Mal nicht mehr das nötige Geld zusammenbekomme.
Nun hat Allen mit Amazon, wo auch seine sechsteilige Serie „Crisis in Six Scenes“ erschien, zwar einen finanzstarken Geldgeber. Aber zum einen braucht es weitere Verleiher, um den Film in möglichst vielen Ländern in die Kinos zu bringen, zum anderen solle Amazon einem älteren Artikel des Hollywood Reporters nach erwägen, den Vertrag mit Allen zu beenden – obwohl dieser Deal drei weitere Filme nach „Rainy Day“ vorsieht und die Aufhebung für den Konzern teuer wäre.
Woody Allen wird gemieden
„Nichts davon ist wahr“, wird ein Sprecher von Woody Allen bei Page Six zitiert. Fest stehen aber zwei Dinge: Mit Filmen von Woody Allen lässt sich in der Regel nicht viel Geld verdienen, auch völlig unabhängig der im Zuge von #MeToo wieder aufgeflammten Debatte um Allens Vergangenheit. Und nun dürfte sich die Situation verschärft haben. Denn bekannte Schauspieler wie Greta Gerwig, Ellen Page und Colin Firth distanzierten sich öffentlich von dem Regisseur, während Timothée Chalamet, Griffin Newman und Rebecca Hall aus dem „Rainy Day“-Ensemble erklärten, ihre Gagen für den neuen Film an Organisationen spenden zu wollen, die Opfern sexuellen Missbrauchs helfen.
„A Rainy Day in New York” hat unterdessen nach wie vor keinen Kinostarttermin. Anfang 2018 wurde berichtet, dass Amazon erwägt, den Film entgegen des ursprünglichen Plans und üblichen Verfahrens gar nicht ins Kino zu bringen und stattdessen ohne viel Aufhebens nur über den eigenen Videodienst zu veröffentlichen.