Ende der Nullerjahre erreichten die DC-Verfilmungen ihren vorläufigen Höhepunkt: Zwar gab es damals noch kein Extended Universe und überhaupt erschienen unter dem Comic-Label deutlich weniger Titel als heutzutage. Aber statt mit Masse überzeugten die Superheldenfilme der Detective Comics mit Klasse: Nach dem überragenden Christopher-Nolan-Film „The Dark Knight“ von 2008 folgte im Jahr 2009 Zack Snyders meisterhafte Comic-Verfilmung „Watchmen“, die Adaption eines Stoffes, der eigentlich als nicht verfilmbar bezeichnet wurde. Die vorliegende Graphic Novel von Alan Moore gilt nämlich nicht nur als eines der besten Comicbücher überhaupt, sondern auch als so hochkomplexes Meisterwerk, das die Leinwand-Adaption eigentlich nur schiefgehen konnte. Sogar große Namen wie Darren Aronofsky oder Terry Gilliam waren zuvor schon an dem DC-Schwergewicht gescheitert.
Watchmen - Die WächterDie Kinofassung
Doch der eingesprungene Zack Snyder belehrte die Skeptiker tatsächlich eines Besseren – statt das Mammutprojekt an die Wand zu fahren, kreierte der „300“-Regisseur mithilfe des Drehbuchs von David Hayter und Alex Tse sowie der starken Kameraarbeit von Larry Fong ein fantastisches Epos mit erstaunlich reflexiver Ausrichtung und einer hohen emotionalen Tragweite. Ein Film über gescheiterte Superhelden, die sich ihrem Wert in der Welt nicht mehr bewusst sind. Der politisch wie auch philosophisch angehauchte Kraftakt fordert nicht nur jede Menge Aufmerksamkeit, sondern auch einiges an Geduld: Mit 163 Minuten Laufzeit ist „Watchmen“ nämlich alles andere als kurz. Allerdings handelt es sich dabei „nur“ um die Kinofassung, welche nun auch auf ProSieben gezeigt wird. Daneben existieren aber noch zwei deutlich längere Fassungen.
Der Director‘s Cut
Wie bei Heimkinoveröffentlichungen nicht ungewöhnlich, gibt es auch bei „Watchmen“ einen Director‘s Cut, der mit 187 Minuten noch ganze 24 Minuten länger als die Kinoversion ausfällt. In der gut dreistündigen Neufassung wurde fast jede Szene angepasst oder verlängert. Hierbei handelt sich speziell um kleine Zwischenschnitte oder zusätzliche Einstellungen, die den Sequenzen etwas mehr Tiefe geben, oftmals erfolgt auch der Schnitt zwischen den Kameraperspektiven einfach einen Moment später oder früher, wodurch die Bildwechsel zum Teil dynamischer als in der Kinofassung wirken. So fällt beispielsweise die Beerdigung des Comedian (Jeffrey Dean Morgan) im Director’s Cut mit zahlreichen Gegenschüssen deutlich umfangreicher und greifbarer aus.
Die 20 besten Director’s Cuts aller ZeitenAuch bei der Inszenierung der Gewalt gibt es Unterschiede: Das Attentat auf Adrian Veidt (Matthew Goode), bei welchem eine Angestellte am Bein verletzt wird, fällt in der längeren Fassung viel brutaler aus. Dort ist in kurzen Nahaufnahmen zu sehen, wie der armen Frau einige Finger abgeschossen werden. Auch die verstörende Szene, in welcher der Antiheld Rorschach (Jackie Earle Haley) einem Pädophilen den Kopf zerhackt, kommt im Director’s Cut um einiges intensiver daher.
Der Ultimate Cut
Für „Watchmen“ gibt es aber sogar noch eine dritte Schnittfassung: Der Ultimate Cut dauert sogar 215 Minuten, also gut dreieinhalb Stunden. Wie auch der Director’s Cut ist diese Fassung nicht in Deutschland oder in deutscher Sprache erhältlich. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Versionen sind dennoch nicht so relevant, wie man meinen könnte: Im Grunde wurde hier nämlich nur der Director’s Cut von „Watchmen“ um den Zeichentrickfilm „Tales Of The Black Freighter & Under The Hood“ ergänzt. Die 26-minütige Geschichte über einen einsamen Seemann (gesprochen von Gerald Butler) gibt es auch als separaten Film auf DVD, im Ultimate Cut von „Watchmen” wurde dieser dagegen in mehrere, kurze Episoden aufgeteilt und quer über den ganzen Film verstreut. So wird das eigentliche Geschehen immer wieder unterbrochen und der Zuschauer bekommt regelmäßig in größeren Abständen einen Abschnitt in Zeichentrick-Optik spendiert.
Auch wenn wir „Tales Of The Black Freighter“ als eigenes Werk sehr gelungen finden, stören die Szenenhäppchen im Ultimate Cut eher, als das sie „Watchmen“ bereichern würden. Das liegt vor allem daran, dass beide Geschichten inhaltlich nichts miteinander zu tun haben und die Verbindung dieser somit schlicht unangemessen und entschleunigend wirkt. Wem 215 Minuten einfach zu viel sind, der kann sich auch unbesorgt den englischsprachigen Director’s Cut von „Watchmen“ ansehen, denn da entgeht ihm nichts.
Fazit
Wir empfehlen ganz klar den Director's Cut - und würden deshalb zumindest allen, die sich Filme auch auf Englisch anschauen (den Director's Cut gibt es ja leider nicht in einer synchronisierten Version), heute Abend empfehlen, bei ProSieben nicht in „Watchmen“ reinzuschalten.