Der „Tatort“ am Sonntag um 20.15 Uhr ist eine deutsche Fernsehtradition. Doch mit „Tschiller: Off Duty“ wagte man stolze 29 Jahre nach zwei Abenteuern mit Götz George als Schimanski auch wieder den Sprung auf die Kinoleinwand. Rund zweieinhalb Jahre nach dem Kinostart im Februar 2016 folgt nun am 8. Juli 2018 die TV-Premiere – auf dem angestammten „Tatort“-Sendeplatz, allerdings nicht in der Kinofassung.
Wie uns der NDR auf Anfrage bestätigte, sendet Das Erste den Action- Krimi „in einer bearbeiteten Fassung, die von der Jugendschutzbeauftragten für 20.15 Uhr freigegeben wurde“. Nachdem die hauseigene Jugendschutzbeauftragte des NDR den Kinofilm gesichtet und eine Reihe von Stellen angesprochen hatte, wurde die Kinoversion entsprechend verändert.
Was wurde gekürzt?
Was genau gekürzt wurde, wollte man uns auf Anfrage nicht mitteilen. Die Jugendschutzbeauftragte des NDR bestätigte uns aber, dass es eine „Bearbeitung aus Gründen des Jugendmedienschutzes an neun Stellen“ gab. Dabei seien alle Stellen überarbeitet worden, „die bei der freiwilligen Selbstkontrolle Kino im Kinofilm zu einer FSK 16-Bewertung geführt haben“.
Ein Indiz für die bearbeitenden Stellen liefert die öffentlich einsehbare Freigabebegründung der FSK, in der unter anderem ausgeführt wird, dass „Tschiller: Off Duty“ „mehrere drastische Gewaltszenen (zum Beispiel ein Kopfschuss mit spritzendem Blut oder ein aus dem Fenster stürzender Gegner, dessen Kopf beim Aufschlagen „zerplatzt“)“ beinhaltet. Die beiden beispielhaft angeführten Szenen dürften zu den neun Stellen gehören, die gekürzt sind.
Warum muss überhaupt gekürzt werden?
Eine Kürzung war für eine Ausstrahlung um 20.15 Uhr nötig, weil Filme, die ab 16 Jahren freigegeben wurden, nur in der Zeit zwischen 22.00 und 6.00 Uhr ausgestrahlt werden dürfen. Nach dem Jugendmedienschutzstaatsvertrag sind auch die öffentlich-rechtlichen Sender an die dem Jugendschutzgesetz unterworfenen FSK- Entscheidungen gebunden, auch wenn sie über einzelne Ausnahmen selbst entscheiden können.
Diese Ausnahmeregelung ermöglichte es dem NDR, selbst zu entscheiden, wo genau die Schere angesetzt wird. Die neue fürs Fernsehen angefertigte Fassung musste also nicht noch einmal der FSK oder auch der FSF (Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen) vorgelegt werden.
Auch Wiederholungen gekürzt
Neben der Ausstrahlung um 20.15 Uhr auf Das Erste gibt es noch mehrere Wiederholungen von „Tschiller: Off Duty“. Wie jeden üblichen Sonntags-„Tatort“ auch zeigt ONE den Kino-Krimi ab 21.45 Uhr. Normalerweise ist diese Wiederholung genau auf das Ende der Ausstrahlung im Ersten abgestimmt. Aufgrund der auch in der gekürzten Fassung noch stattlichen Laufzeit von „Tschiller: Off Duty“ (etwa 130 Minuten) startet der Film auf ONE aber bereits, während er im Ersten noch läuft. Diese Ausstrahlung ist dabei genauso gekürzt wie die nächtlichen Wiederholungen von Sonntag auf Montag um 00.25 Uhr auf ONE sowie von Montag auf Dienstag um 00.25 Uhr auf Das Erste. Der NDR bestätigte uns, dass man auch dort die Fassung der Ausstrahlung um 20.15 Uhr zeigen wird. Dies gilt auch für die Mediathek.
Darum geht es im Kino-"Tatort"
Mit „Tschiller: Off Duty“ bringen Hauptdarsteller Til Schweiger, Regisseur Christian Alvart („Antikörper“, „Pandorum“) und Autor Christoph Darnstädt („Das Experiment“) einen sich zuvor über vier TV-Krimis erstreckenden Erzählstrang zum Ende: den Kampf von Nick Tschiller (Schweiger) gegen den Astan-Clan. Der schien eigentlich beendet, seit Tschillers Erzfeind Firat Astan (Erdal Yildiz) in der Türkei im Gefängnis sitzt. Doch Nicks Tochter Tochter Lenny (Luna Schweiger) will Rache am Mörder ihrer Mutter nehmen. Daher reist sie nach Istanbul, wo Astan aber aus dem Knast entkommen kann und Lenny in die Fänge skrupelloser Gangster gerät. Als Nick das erfährt, kennt er natürlich kein Halten. Mit seinem loyalen Partner Yalcin Gümer (Fahri Yardim) macht sich der eigentlich vom Dienst freigestellte Tschiller auf, seine Tochter zu retten. Die wurde dabei längst nach Moskau verschleppt...
Weitere "Tatort"-Krimis mit Til Schweiger?
Obwohl „Tschiller: Off Duty“ an den Kinokassen enttäuschte und auch die TV-Krimis mit Schweiger unter rückläufigen Quoten litten, soll es weitere „Tatort“-Folgen mit Til Schweiger geben. Da die Geschichte um den Astan-Clan beendet ist, soll dafür eine neue Story entwickelt werden. Ende 2017 sprach Schweiger selbst von einer möglichen Trilogie, die ab Anfang 2019 produziert werden könnte.
Zuletzt musste dahinter aber ein kleines Fragezeichen gemacht werden, weil Schweiger selbst sich erbost über die TV-Ausstrahlung von „Tschiller: Off Duty“ mitten im Sommer zeigte. Die sonnigen Monate gelten nämlich im Fernsehgeschäft eher als Saure-Gurken-Zeit, weil wegen gutem Wetter und Urlaub jenseits großer Sportevents wie aktuell der Fußball-Weltmeisterschaft weniger Menschen vor dem TV sitzen. Der „Tatort“ pausiert daher eigentlich im Sommer, „Tschiller: Off Duty“ ist nun eine Ausnahme. Der NDR bekräftigte aber trotz Schweigers Kritik, weiter mit dem Star zusammenarbeiten zu wollen. Dass dies klappen wird, ist auch sehr wahrscheinlich, schließlich arbeitete Schweiger mit dem Sender nun sogar für selbstironische Werbespots zusammen, von denen einer auch darauf anspielt, dass der Action-Krimi im Sommerloch versendet wird.
Schweiger selbst ist aber erst einmal vielbeschäftigt. Aktuell dreht er in Berlin das englischsprachige Remake seines Mega-Hits „Honig im Kopf“. In „Honey In The Head“ schlüpft der dreifach oscarnominierte Nick Nolte in die Rolle des alten Amadeus (im Original: Dieter Hallervorden), der an Alzheimer leidet und dem seine Enkelin vor dem Altersheim noch den Traum von Venedig erfüllen will. Noltes Tochter Sophie Lane Nolte spielt in dem Remake übrigens die Enkelin Matilda, Matt Dillon („L.A. Crash“) deren Vater Nick, also jene Rolle, die Schweiger im Original selbst übernahm. Einen Kinostarttermin gibt es noch nicht.