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    Ein Rendez-vous mit Ryan Coogler: Darum hat er so lange die größte Inspiration für "Black Panther" nicht verraten

    Bei den Filmfestspielen in Cannes gibt es in diesem Jahr vier zweistündige „Rendez-vous“ mit Filmemachern und Schauspielern. Den Anfang macht „Black Panther“-Regisseur Ryan Coogler im Gespräch mit Filmkritiker Elvis Mitchell. Wir waren dabei...

    Disney

    Unerwartete Inspiration für "Black Panther"

    Nach seinen Einflüssen für seinen rekordbrechenden Marvel-Blockbuster gefragt, erzählt Ryan Coogler zunächst noch einmal, was auch hier wahrscheinlich eh schon alle wissen, nämlich dass Marvel bereits vor seinem Hinzustoßen entschieden habe, dass Black Panther der James Bond des MCU werden solle. Coogler verrät dann auch noch, dass „Casino Royale“ sein persönlicher Lieblings-007-Film sei und dass er mit dem Titel von „Goldfinger“ immer durcheinanderkomme, weil er zu seiner Schande gestehen müsse, dass er die Mike-Meyers-Verarsche „Austin Powers in Goldmember“ zuerst gesehen habe.

    Aber sein stärkster Einfluss bei „Black Panther“ sei trotzdem kein Bond-Abenteuer gewesen, sondern ein anderes Werk, in dem ebenfalls eine geheime Gesellschaft im Zentrum steht, nämlich Francis Ford Coppolas Über-Meisterwerk „Der Pate“. Allerdings gesteht Coogler auch, dass er sich während der Vorbereitung und der Dreharbeiten lange Zeit gar nicht getraut hätte, über diesen speziellen Einfluss offen zu sprechen, weil er Angst hatte, dass ihm vorgeworfen wird, er wolle mit „Black Panther“ zu hoch hinaus, schließlich sei es ja „nur“ ein Superheldenfilm.

    DCM

    Schwarz und erfolgreich

    An einer Stelle des Gesprächs wirft Elvis Mitchell den Produzenten in Hollywoods vor, sie würden jede an den Kinokassen erfolgreiche Produktion mit oder von Schwarzen einstufen wie das Finden eines 100-Dollar-Scheins auf der Straße – nämlich als pures Glück und damit als nicht so einfach wiederholbar. Stattdessen wäre es geradezu ein Reflex, den Erfolg zu relativieren – auch den von „Black Panther“, etwa indem das Box Office allein der Magnetwirkung der Marke Marvel zugeschrieben wird.

    Aber auch wenn Coogler dem Moderator im Großen und Ganzen zustimmt, ist sein Blick in die Zukunft doch wesentlich optimistischer, wobei er eine spannende Analogie ins Feld führt. Schließlich hätten die Besitzer von NBA-Teams noch bis weit in die Sechzigerjahre hinein Angst gehabt, schwarze Spieler in ihre Teams zu holen, weil sie befürchteten, dass dann die Zuschauer wegbleiben könnten. Aber bekanntermaßen war das Gegenteil der Fall. Als Coogler (Jahrgang 1986) als kleiner Junge zum ersten Mal ein Basketballspiel im Fernsehen sah, dachte er zunächst, in der NBA würden überhaupt nur Schwarze spielen – und auch wenn im Publikum zwar hauptsächlich Weiße saßen, so trugen sie doch fast alle Trikots ihrer schwarzen Idole.

    Warner Bros. France

    Das erste Treffen mit Sylvester Stallone

    Von Filmkritiker Mitchell auf das Zustandekommen seiner Idee für eine „Rocky“-Fortsetzung angesprochen, erzählt Coogler zunächst von seinem Vater, einem großen Sportfilmfan, der jedes Mal heulen musste, wenn „Rocky“ im Fernsehen lief. Allerdings sei sein Vater dann noch vor dem Dreh seines ersten Spielfilms „Nächster Halt: Fruitvale Station“ schwer krank geworden, weshalb Coogler unbedingt so schnell wie möglich seine Idee zu „Creed – Rocky’s Legacy“ verwirklichen wollte, damit sein Vater den Film noch sehen kann. Und tatsächlich kam schnell ein erstes Treffen mit Sylvester Stallone zustande, der ihn als Regisseur ohne abgedrehten Film allerdings eiskalt abblitzen ließ.

    Erst nach den Lorbeeren für „Fruitvale Station“ ließ sich Stallone bei einem zweiten Treffen zum Glück doch noch umstimmen – und dann ging ja auch alles Schlag auf Schlag: Weil die Verhandlungen für den Marvel-Job noch während der Marketing-Tournee für „Creed“ stattfanden, musste Coogler übrigens „Black Panther“-Hauptdarsteller Chadwick Boseman ausgerechnet am Tag eines großen Interviewtages in einem Hotel treffen, in dem es auf jedem Stockwerk nur so von Filmjournalisten wimmelte. Boseman musste deshalb alle seine Black-Panther-Ninjamoves anwenden, um unbemerkt zu ihm aufs Zimmer zu kommen – und so zu verhindern, dass Cooglers „Black Panther“-Verpflichtung vorzeitig an die Öffentlichkeit kommt.

    Was steht als nächstes an?

    Als nächstes dreht Coogler bekanntlich den auf einem Zeitungsartikel aus dem New Yorker basierenden „Wrong Answer“, in dem es um einen Mathelehrer (zum vierten Mal im vierten Film dabei: Michael B. Jordan) geht, der die Testergebnisse seiner Schüler manipuliert, um so die finanzielle Förderung für seine Schule zu verbessern. Auf die Frage, ob er nach dann vier Adaptionen beziehungsweise Fortsetzungen nicht auch mal einen Originalstoff verfilmen will, antwortete Coogler, dass ihn das natürlich schon reizen würde. Zugleich sei aber gegen Adaptionen überhaupt nichts einzuwenden, man müsse sich schließlich nur die von meisterhaften Buchverfilmungen gespickte Karriere von Stanley Kubrick ansehen. Marvel-Fans können also aufatmen, denn so spricht erst mal nichts dagegen, dass sich Coogler direkt nach der Fertigstellung von „Wrong Answer“ an die Arbeit an „Black Panther 2“ macht.

    Nachdem die Mikrofone die ersten 20 Minuten hindurch viel zu leise eingestellt waren und nach vielem hin und her schließlich ausgetauscht wurden, witzelte Moderator Mitchell, dass Cannes wohl extra die Schwarzen als Versuchskaninchen vorgeschickt hätte, damit dann am Sonntag beim nächsten Rendez-vouz mit Christopher Nolan auch ja alles glattläuft. Aber ganz egal ob die Mikos das nächste Mal von Beginn an funktionieren oder ob wir unsere Ohren erneut ganz weit aufsperren müssen, unser Bericht über das Gespräch mit dem „The Dark Knight“-Regisseur erscheint am Sonntag auf jeden Fall – schließlich warten bei ihm gerade alle ganz gespannt darauf, wann er endlich sein nächstes Projekt nach „Dunkirk“ ankündigt.

     

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