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    Enthüllt: Netflix wollte Kinos kaufen – und das ist der Grund

    Netflix hat für seine Produktionen bisher nur einen einzigen Oscar gewonnen. Um überhaupt qualifiziert zu sein, müssen Filme im Kino laufen – ein Problem für den Streaming-Giganten, für das er eine überraschende Lösung erwog...

    Netflix

    Der Oscar gilt als wichtigster Filmpreis der Welt: Er macht sich gut auf Filmpostern und erhöht das Renommee, das eine Filmschmiede braucht, um neue Talente anzuziehen. Damit ein Film aber überhaupt für den Goldjungen nominiert werden kann, muss er dem Regelwerk nach zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember in Los Angeles County des der Verleihung vorangehenden Jahres eine Woche lang im Kino gelaufen sein. Hier liegt für Netflix der Knackpunkt: Weil der Streamingdienst auch gerne Oscars hätte (obwohl er mit Kino im Grunde nichts zu tun hat), müssen die exklusiven Produktionen dafür eben irgendwie auf die Leinwand – und wie die Los Angeles Times berichtet, wurde deswegen konzernintern erwogen, Kinos zu kaufen!

    Um welche Kinos ging es?

    Den Quellen der Zeitung nach wurde überlegt, in Los Angeles und New York Kinos zu kaufen, um dort eigene Spielfilme und Dokus zu zeigen und so die Oscarchancen zu erhöhen. Womöglich wurde sogar erwogen, Landmark Theatres zu übernehmen, die größte Kinokette in den USA. Informanten berichteten, dass es den Plan kurzzeitig gab und er deswegen aufgegeben wurde, weil die Verantwortlichen bei Netflix ihn schlicht für zu teuer hielten. Wenn man bedenkt, dass Netflix mit seinen weltweit 125 Millionen Abonnenten der Marktführer unter den Streaminganbietern ist, mit seinen Quartalszahlen an der Börse erst gerade wieder die Erwartungen übertroffen hat und 2018 7,5 bis 8 Milliarden Dollar in eigene Inhalte stecken will, dann lassen sich die Dimensionen erahnen, um die es bei dem Übernahme-Deal gegangen wäre.

    Weder Netflix noch Landmark kommentierten den Los-Angeles-Times-Bericht gegenüber der Zeitung. Eine Quelle sagte, es gab keinen Plan, Landmark zu kaufen. Da offenbar auch die „kleine Lösung“ mit dem Erwerb oder Bau einzelner Kinos zumindest vorerst verworfen wurde, wird der Streamingdienst allem Anschein nach weiter auf die bisherige Strategie setzen, Eigenproduktionen für Oscars zu qualifizieren: Titel wie die Doping-Doku „Ikarus“ (die den ersten und bisher einzigen Oscar für Netflix gewann), das Südstaatendrama „Mudbound“ (das immerhin vier Nominierungen erhielt, aber letztlich leer ausging) und „Okja“ von „Snowpiercer“-Regisseur Joon-Ho Bong (der komplett übergangen wurde) werden kurz in ausgewählte Kino gebracht und die Bedingungen dafür mit den Betreibern verhandelt, anstatt dass Netflix zum Beispiel die Ticketpreise selbst bestimmen könnte – wie das der Fall wäre, wenn Netflix die Kinos gehören würden.

    Netflix vs. Kino

    Netflix‘ Verhältnis zum Kino ist übrigens ohnehin widersprüchlich: Auf der einen Seite will man Oscars, auf der anderen Seite aber zeigt man viele der Exklusivtitel gar nicht erst im Kino (oder kauft, wie bei „Auslöschung“, die Rechte für einen bestimmten Markt wie Deutschland, wo sie dann nicht auf der Leinwand zu sehen sind). Und Cannes, das bedeutendste Filmfestival der Welt, wird von Netflix in diesem Jahr boykottiert: Nach einer Regeländerung durch die Leitung der Filmfestspiele, wonach Filme nur dann im Wettbewerb laufen können, wenn sie einen französischen Kinostart haben, hat Netflix-Boss Ted Sarandos den Verzicht erklärt. „Roma“, das neue Drama von „Gravity“-Regisseur Alfonso Cuarón, läuft daher beispielsweise nicht in Cannes, obwohl dies gut möglich gewesen wäre.

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