Alexandra Maria Lara: Von „Der Vorleser“ bis zu „Geostorm“
Ihren größten Kinotriumph feierte Alexandra Maria Lara 2004 mit der Rolle der Hitler-Sekretärin Traudl Junge in Oliver Hirschbiegels Weltkriegsdrama „Der Untergang“, der weltweit erfolgreich in den Kinos lief. Lara, 1978 im rumänischen Bukarest geboren, kam mit fünf Jahren nach Deutschland und wuchs in Berlin auf. Sie dreht aber auch immer wieder international, 2006 lernte sie bei den Dreharbeiten zu dem Musiker-Biopic „Control“ (über Joy-Division-Sänger Ian Curtis) ihren Ehemann Sam Riley („Free Fire“, „Maleficent“) kennen.
Daneben hatte Lara Auftritte in Stephen Daldrys erfolgreichem Nachkriegsdrama „Der Vorleser“ und Ron Howards tollem Rennfahrer-Drama „Rush“ sowie in den französischen Filmen „Small World“ und „Vertraute Fremde“ – bevor sie für Roland Emmerichs Produktionspartner Dean Devlin („Independence Day“) in dessen Regiedebüt „Geostorm“ die Raumstation-Kommandantin Ute Fassbinder spielte. In dem Katastrophen-Blockbuster, der weltweit mehr als 220 Millionen Dollar einspielte und seit dem 12. April 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, untersucht sie gemeinsam mit Konstrukteur Jake Lawson (Gerard Butler) einen fehlerhaften Satelliten, der global das Wetter verändert und verheerende Umweltkatastrophen heraufbeschwört. Abgedreht hat Lara auch schon „Colin You Anus“ von Regisseur Ben Wheatley („High-Rise“), der zuletzt den 70er-Jahre-Actionfilm „Free Fire“ mit Laras Mann Sam Riley im Kino hatte. So laufen die Fäden zusammen...
Jürgen Prochnow: Der „Boot“-Kaleu als Hollywoods Bösewicht
In einem Interview mit der Zeit resümierte „Das Boot“-Star Jürgen Prochnow, dass er zwar eine gute Hollywoodkarriere hatte, mit der er sehr zufrieden sei, aber er trotzdem bedauere, in den USA nie eine Hauptrolle gespielt zu haben, obwohl er einige Anstrengungen unternahm. So wollte Prochnow unbedingt in dem Holocaust-Drama „Schindlers Liste“ spielen, doch es kam nicht dazu, obwohl Regisseur Steven Spielberg seine herausragende Leistung in „Das Boot“ lobte. Das zeigt das Problem: Helden in amerikanischen Filme spielen in der Regel nur Muttersprachler oder auf ähnlichem Niveau agierende Ausländer.
Abgesehen davon ist Prochnow aber weit gekommen. In großen Filmen wie dem neunfach oscarprämierten Drama „Der englische Patient“ spielte der gebürtige Berliner einen fiesen deutschen Major sowie in „Air Force One“, „Beverly Hills Cop 2“ und „Das siebente Zeichen“ den klassischen Bösewicht. Er war in David Lynchs „Dune – Der Wüstenplanet“ und „Twin Peaks: Der Film“, in „Body Of Evidence“ (mit Madonna) und „Judge Dredd“ (mit Sylvester Stallone) dabei.
Christoph Waltz: Vom TV-Schmonzettendarsteller zum gefeierten Hollywoodstar mit zwei Oscars
Christoph Waltz‘ späte Hollywoodkarriere ab dem Alter von 52 Jahren ist nach wie vor wie ein Wunder – oder eben auch nicht, weil sein riesiges Talent nur von den richtigen Leuten entdeckt werden musste. Von 1977 bis 2008 hat sich der Deutsch-Österreicher (bis 2010 besaß er nur einen deutschen Pass, inzwischen auch einen österreichischen) im deutschen Fernsehen beinahe wahllos mit Rollen durchgeschlagen – mit dem oft bizarren Ergebnis, dass seine Performance aus dem öden Einheitsbrei einfach grotesk herausstach, weil er um so viele Klassen besser war als seine Mitstreiter.
Dazu hat er auch im deutschsprachigen Kino sein Können gewohnt extrovertiert ausgestellt, in Nebenrollen bei Leander Haußmanns „Herr Lehmann“ oder Oskar Roehlers „Der alte Affe Angst“. Doch dann war es Kultregisseur Quentin Tarantino, der Waltz‘ begnadetes Talent auch international zum Scheinen brachte. Denn: Hollywood liebt Waltz, der - wenn überhaupt - mit einem winzigen Anflug eines klitzekleinen Akzents perfektes Englisch spricht. Seit seinem grandiosen Durchbruch 2009 mit „Inglourious Basterds“ als skrupelloser Nazi-Kommandant Hans Landa hat der gebürtige Wiener bisher 15 weitere tragende Rollen in internationalen Produktionen wie „James Bond 007: Spectre“, „Der Gott des Gemetzels“ oder „Legend Of Tarzan“ ergattert. Er ist derzeit die unbestrittene Nummer eins der deutschsprachigen Schauspieler in Hollywood – nicht zu vergessen seine beiden Oscars für Tarantinos „Inglourious Basterds“ und „Django Unchained“.
Daniel Brühl: Das Allroundtalent
Der vielseitige Daniel Brühl hat sich als zweite Kraft nach Christoph Waltz fest etabliert. Mit dem Comic-Actioner „The First Avenger: Civil War“ rückte der Deutsch-Spanier (geboren in Barcelona, er hat beide Pässe und spricht fließend Spanisch) in den Marvel-Blockbusterbetrieb vor und spielte davor schon in bedeutenden Produktionen wie „Rush“ (für die Rolle von Nikki Lauda gab es sogar einen gewissen Oscar-Buzz), „Inglourious Basterds“, „Inside WikiLeaks“ oder „Intruders“ große Rollen sowie danach wieder in „Die Frau des Zoodirektors“, „The Cloverfield Paradox“ und jüngst „7 Tage in Entebbe“ (ab 3. Mai 2018 im Kino). Soll heißen: Der Allrounder Brühl ist ganz dick im Geschäft.
Diane Kruger: Deutschlands einziger weiblicher Hollywoodstar
Bei den Frauen gibt es auch eine klare Nummer eins: Diane Kruger. Die gebürtige Norddeutsche aus Algermissen bei Hildesheim, die akzentfrei Englisch und Französisch spricht, hatte Blockbuster wie „Troja“, „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“, war in dem German-All-Star-Cast von „Inglourious Basterds“ in der vorderen Reihe dabei und gewann für ihre Hauptrolle in Fatih Akins Terrorismus-Thriller „Aus dem Nichts“ (ihre erste in einem deutschsprachigen Film) den begehrten Schauspielpreis bei den Filmfestspielen in Cannes. Daneben dreht sie auch immer wieder französische Produktionen wie „Maman und ich“, „Barfuß auf Nacktschnecken“ oder „Ohne Schuld“. Seit 2013 ist Kruger übrigens auch US-Staatsbürgerin.
Udo Kier: Ein Mann für alle Gelegenheiten
Bei der Berlinale 2018 war Schauspielikone Udo Kier jüngst mit einer kleineren Rolle in dem Biografie-Drama „Don’t Worry, Weglaufen geht nicht“ (Kinostart: 23. August 2018) von Regisseur Gus Van Sant vertreten. Bereits 1991 spielte der gebürtige Kölner auch in Van Sants Kultfilm „My Private Idaho“ mit. Vielfilmer Kier hatte dieses Jahr aber auch noch einen vielbeachteten Auftritt in Alexander Paynes Sci-Fi-Satire „Downsizing“ neben Matt Damon. Sein bekanntester Hollywood-Film ist und bleibt jedoch Michael Bays Sci-Fi-Blockbuster „Armageddon“ mit Bruce Willis und Ben Affleck. Zudem war der emsige Kier auch für Rob Zombie im „Halloween“-Remake dabei, spielte neben Arnold Schwarzenegger in „End Of Days“ und hat ansonsten noch Werke wie „Blade“, „Barb Wire“ oder „Ace Ventura“ in seiner langen Filmografie stehen. Kier kann man immer – auch oder gerade für kleine Rollen – anheuern, wenn eine Figur einen Hauch Deutsches oder Fremdes haben soll.
Thomas Kretschmann: Eine Karriere im Schatten der anderen
Die internationale Karriere des Thomas Kretschmann ist vielleicht nicht so auffällig wie andere, aber dafür von steter Dauer. Wer kann schon einen Auftritt in Blockbustern wie „Avengers: Age Of Ultron“ oder Peter Jacksons „King Kong“ vorweisen und behaupten, mit Dwayne „The Rock“ Johnson gespielt zu haben (in „Central Intelligence“)? Daneben war Kretschmann in Filmen wie „Operation Walküre“, „Wanted“ oder „Blade II“ dabei. Begonnen hat seine internationale Karriere schon 1992, als er eine kleine Rolle in dem Weltkriegsdrama „Wie ein Licht in dunkler Nacht“ mit Michael Douglas, Melanie Griffith und Liam Neeson ergatterte. Es ist übrigens kein Wunder, dass seine Darstellungen oft sehr physisch sind: Der gebürtige Dessauer, der 1989 in den Westen floh, war früher mehrmaliger DDR-Meister im Schwimmen.
Frank Potente: Comeback mit „Conjuring 2“ nach sechs Jahren Kinopause
Wer übrigens dachte, Franka Potentes Hollywoodzeiten mit großen Produktionen wie „Die Bourne Verschwörung“, „Die Bourne Verschwörung“ oder „Blow“ seien vorbei, irrt. Obwohl der „Lola rennt“-Star zwischen 2010 und 2016 keinen Kinofilm drehte (stattdessen aber Serien-Folgen zu „The Bridge - America“ und „American Horror Story“), ist die Zeit der Leinwanddürre mit ihrem Auftritt in dem Horror-Sequel „Conjuring 2“ vorbei. In der Zeit wurde sie Mutter zweier Töchter. Sie lebt derzeit mit ihrem Mann, dem Schauspieler Derek Richardson („Hostel“, „Dr. House“), und ihren Kindern in Los Angeles.
Das Beste vom Rest: Von Til Schweiger bis Rainer Bock
Es gibt natürlich noch viel mehr deutsche Schauspieler, die (un)regelmäßig speziell in Hollywood oder internationalen Produktionen unterwegs sind, das aber eher als „Nebenerwerb“ sehen. Ein großartiger Mime wie Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“) hat sich zum Beispiel eine schöne Nebenrollen-Vita mit Filmen wie „Bridge Of Spies“, „Unknown Identity“, „Stirb langsam 5“ oder „Danish Girl“ aufgebaut. Dasselbe gilt für August Diehl („21“), der in „Inglourious Basterds“, „Salt“ und „Allied“ mit an Bord war. Auch ein Moritz Bleibtreu („Der Baader Meinhof Komplex“) dreht ab und zu mal auf Englisch („World War Z“, „München“, „Speed Racer“, „Die Frau in Gold“).
Und dann ist da ja noch der heimische Superstar Til Schweiger („Keinohrhasen“), der seine Hollywoodkarriere Anfang der 2000er Jahre mit Auftritten in „The Replacement Killers“, „Driven“, „Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“ und „King Arthur“ forciert hatte, sich dann aber wieder vermehrt deutschen Produktionen zuwandte. Eine kurios unspektakuläre Rolle hatte Schweiger zuletzt in dem im Berlin zur Wendezeit spielenden Action-Thriller „Atomic Blonde“ als wortkarger Uhrmacher. Und immer wieder gern sehen wir natürlich den coolen Hund Rainer Bock, der zahlreiche Werke wie „Wonder Woman“, „Gefährten“, „Unknown Identity“, „Die Bücherdiebin“, „A Most Wanted Man“, „Hänsel & Gretel“ oder „Inglourious Basterds“ mit seiner Präsenz bereichert hat.