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    Das MCU hat ein Bösewicht-Problem – und auch "Black Panther" ist betroffen

    Erik Killmonger aus „Black Panther“ soll der „beste Bösewicht seit Loki“ sein, liest man überall. Doch davon ist er wie ich finde weit entfernt: Denn auch er ist wie viele andere MCU-Schurken nur ein böses Abziehbild des Helden...

    Walt Disney / Marvel

    Achtung: Im nachfolgenden Text wird auf die Handlung von „Black Panther“ eingegangen. Es folgen also SPOILER!!!

    Das MCU hat ein Problem mit seinen Bösewichten. Ich bin zwar beileibe kein Verfechter der These, dass es bei DC grundsätzlich die besseren Schurken gibt – im Gegenteil, es gibt hervorragende Fieslinge auf beiden Seiten – aber so sehr ich die Filme des Marvel Cinematic Universe auch mag: Die meisten Widersacher waren bisher eine echte Enttäuschung. Und auch Erik Killmonger (Michael B. Jordan) aus „Black Panther“ bildet da leider keine Ausnahme.

    Dabei stimme ich meinem Kollegen Christoph Petersen sogar in weiten Teilen zu, der in unserer FILMSTARTS-Kritik zu „Black Panther“ Killmonger als „besten MCU-Bösewicht seit Loki“ bezeichnet: Natürlich spielt Michael B. Jordan seinen Schurken ebenso eindringlich wie intensiv. Und natürlich verfolgt Killmonger ehrenwerte Absichten und hat trotz seiner fragwürdigen Methoden (Mord nimmt er ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf) grundsätzlich richtige Absichten – nämlich die systematische Benachteiligung von Schwarzen in der Welt abzuschaffen. Doch der „beste MCU-Bösewicht seit Loki“? Davon ist Jordans Killmonger weit entfernt. Denn auch er ist, wie viele andere MCU-Fieslinge, einfach nur ein böser Doppelgänger des Helden.

    Böse Doppelgänger wohin das Auge schaut

    Nimmt man die bisherigen MCU-Filme nämlich mal unter die Lupe, entdeckt man in vielen davon, dass es die jeweiligen Helden einfach nur mit einer fiesen (und zumeist mächtigeren) Version ihrer selbst zu tun bekommen: In „Iron Man“ muss Tony Stark (Robert Downey Jr.) gegen den von Obadiah Stane (Jeff Bridges) gesteuerten Iron Monger kämpfen, eine wesentlich größere und stärkere Version seines eigenen Iron-Man-Anzugs. In „Der unglaubliche Hulk“ kämpft der grüne Wüterich gegen Abomination (Tim Roth) eine aus der Kombination von Super-Soldier-Serum und Hulk-Blut entstandenen Kreatur, die mächtiger als der Hulk ist. In „Iron Man 2“ baut Ivan Vanko (Mickey Rourke), ein ebenso brillanter Wissenschaftler wie Tony, seinen eigenen Iron-Man-Anzug und kann von Iron Man und War Machine (Don Cheadle) nur mit vereinten Kräften niedergerungen werden. Und der Red Skull (Hugo Weaving) aus „Captain America“ hat sowohl seine übermenschlichen Kräfte als auch sein Aussehen einer unausgegorenen Kopie des Super-Soldier-Serum zu verdanken.

    Auch nach der sogenannten Phase One des MCU finden sich noch Beispiele für diese Formelhaftigkeit: So bekommt es der Scott Lang (Paul Rudd) in „Ant-Man“ mit Yellowjacket (Corey Stoll) zu tun, einem Fiesling, der in einer ausgemotzten und mit Waffen bestückten Version des Ant-Man-Anzugs steckt. Und in „Doctor Strange“ muss es Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) mit Kaecilius (Mads Mikkelsen) aufnehmen, einem abtrünnigen und ungleich erfahreneren Magier desselben Ordens.

    Auch "Black Panther" ist betroffen

    Und nun also auch „Black Panther“: Im direkten Duell steckt der Ex-Geheimagent und Söldner Killmonger den amtierenden Black Panther (Chadwick Boseman) locker in die Tasche, sichert sich damit den Platz als Herrscher von Wakanda und erhält seinen eigenen Black-Panther-Anzug. Im erneuten Duell am Ende des Films sind die beiden dann nur noch an den verschieden farbigen Markierungen auf ihren Vibranium-Anzügen auseinanderzuhalten (und weil sie aus irgendeinem Grund ständig ihre Helme ausziehen) und T’Chala kann seinen Widersacher nur durch eine List besiegen – übrigens ein weiteres Klischee, das gerne in Kombination mit dem bösen Abziehbild des Helden Verwendung findet.

    Natürlich ist das Prinzip des bösen Doppelgängers nicht grundsätzlich schlecht, aber in dieser Häufung ist es ziemlich faul und mittlerweile vor allem einfach nur noch entsetzlich öde. Daher konnte ich trotz aller oben beschriebenen Argumente nicht wirklich mit Killmonger mitfiebern – geschweige denn, dass ich nicht gewusst hätte, wem ich die Daumen drücken soll, wie der Kollege Petersen in unserer Kritik schreibt.

    Klaue wäre der bessere Bösewicht gewesen

    Daher hätte ich dann auch den von Andy Serkis hervorragend und mit sichtlicher Freude gespielten Ulysses Klaue den viel besseren Bösewicht gefunden. Nicht nur ist Klaue eben kein böser Doppelgänger und auch kein vergessenswerter Langweiler wie viele andere MCU-Schurken (etwa Malekith aus „Thor 2“ oder Ronan aus „Guardians Of The Galaxy“), ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass dem MCU durch Klaues ziemlich eindeutigen Tod ein Bösewicht vom Kaliber eines Joker verloren gegangen ist. Natürlich sind die Figuren von ihrer Biographie her kaum vergleichbar, doch Klaues Unberechenbarkeit, seine anarchistische Ader und sein purer Spaß am Bösen haben mich im bestmöglichen Sinne an den Joker erinnert.

    Als der Black Panther und seine Verbündeten die geplante Übergabe des geklauten Vibranium-Artefakts in Seoul verhindern, regt sich Klaue so beispielsweise nicht etwa über seinen gescheiterten Plan auf, sondern freut sich einfach nur diebisch auf die nun anstehende Verfolgungsjagd. Und er hat kein Problem damit, sich schnappen zu lassen, um anschließend ein wenig Zwietracht unter seinen Gegnern zu sehen und Everett K. Ross (Martin Freeman) mit seinen Enthüllungen über Wakanda aus der Bahn zu werfen.

    Hoffen auf Thanos

    Hier stimme ich dann wieder mit unserer Kritik überein: Vielleicht wäre es das Beste gewesen, Killmonger als tragische, zwiespältige Figur irgendwo zwischen Held und Schurke zu verwenden und die echte Bösewichtrolle komplett an Klaue zu übergeben. Vielleicht wäre dadurch ein Teil der politischen Botschaft von „Black Panther“ verloren gegangen und das Finale hätte umgeschrieben werden müssen. Aber es wäre eben auch deutlich spannender gewesen.

    Für den nächsten MCU-Filme habe ich übrigens große Hoffnungen: Thanos macht in den ersten Trailern zu „Avengers 3: Infinity War“ einen richtig guten Eindruck und ich bin zuversichtlich, dass Darsteller Josh Brolin, die Autoren Christopher Markus und Stephen McFeely und die Regisseure Joe und Anthony Russo den mächtigen Titanen nicht zu einem platten und austauschbaren intergalaktischen Eroberer (wie unlängst Steppenwolf in „Justice League“) verkommen lassen. Und vielleicht trauen sich Kevin Feige & Co. bei einem zukünftigen MCU-Film ja, mal komplett auf einen anarchistischen Spaß-Bösewicht wie Klaue zu setzen.

     

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