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    Unser erster Eindruck von "Sankt Maik": Charmanter Pfarrer gibt lahmen Einstand

    Mit „Sankt Maik“ steuert RTL am heutigen 23. Januar 2018 die nächste Station in der großen Serienoffensive an. Doch die Gebete nach einer gelungenen Mischung aus Drama und Comedy wurden zumindest in der ersten Folge noch nicht erhört.

    MG RTL D / Frank Dicks

    Um der wachsenden Konkurrenz durch Streaming-Anbieter und dürftigen Reichweiten eingekaufter Serien-Stoffe zu begegnen, hat RTL 2017 eine groß angelegte Offensive eigenproduzierter Formate gestartet. So löblich das Vorhaben auch ist, dass der Kölner Sender, Autoren ermöglicht, sich in verschiedenen Bereichen zu versuchen, so ernüchternd das Ergebnis – sowohl hinsichtlich des Erfolges (von bislang fünf Neustarts wurde nur „Magda macht das schon!“ verlängert) als auch in Sachen Qualität. Auch dem neuesten Vorstoß „Sankt Maik“ fehlt es – gerade zur Zeit des andauernden Serien-Booms – an Mut und eigenen Ideen.

    Ein falscher Pfarrer

    Maik Schäfer (Daniel Donskoy) und sein Bruder Kevin („GZSZ“-Star Vincent Krüger) verdienen ihren Lebensunterhalt als Diebe und Trickbetrüger. Als Maik nach ihrem jüngsten Coup versucht unterzutauchen, gibt er sich zunächst als Schaffner aus, bevor er im Zug notgedrungen die Soutane eines gerade in seinem Abteil verstorbenen Pfarrers überstreift. Als er dann beim nächsten Stopp in der verschlafenen Kleinstadt Läuterberg aussteigt, wird er dort prompt für den neuen Kirchenvorstand gehalten. Um an eine wertvolle Relique der Gemeinde zu bekommen, mit der er seine massiven Schulden bei einem Gangster begleichen könnte, nimmt Maik seine neue Rolle widerwillig an...

    Es kommt selbstverständlich, wie es kommen muss: Maik (der trotz seiner illegalen Machenschaften natürlich eigentlich ein ganz feiner Kerl ist) erobert mit seiner unkonventionellen Art (und seines unverschämt guten Aussehens) die Herzen vieler Dorfbewohner im Sturm. Er wird unverhofft zum Problemlöser, baut so Beziehungen zu seinen Mitmenschen auf und verguckt sich obendrein in die Kirchenchorleiterin Eva (Bettina Burchard), die – wie soll es auch anders sein – hauptberuflich Polizistin ist.

    Angestaubtes Konzept

    Es wäre unfair, „Sankt Maik“ grundsätzlich vorzuwerfen, ausschließlich auf ausgetretenen Story- und Charakter-Pfaden unterwegs zu sein, aus der altbekannten Trickbetrüger-Prämisse ließe sich sicherlich auch 2018 noch eine unterhaltsame Geschichte zimmern. Doch ruht sich Autorin Vivien Hoppe („Türkisch für Anfänger“, „Binny und der Geist“) mit ihrem Drehbuch derart uninspiriert auf dem Genre-Einmaleins der Figurenkonstellationen und Handlungsabläufe aus, dass die Serie einfach nicht so recht in Fahrt kommen will. Gerade bei dem derzeitigen Output von RTL und der starken Konkurrenz darf gerne etwas mehr riskiert werden.

    Anflüge einer etwas gewagteren dunkleren Humor-Einfärbung (wie etwa der kurzerhand verstorbene Pfarrer zu Beginn, der als Identitätenspender herhalten muss) bleiben leider Ausnahmefälle. Insgesamt kann „Sankt Maik“ weder auf Humor- noch auf emotionaler Ebene wirklich Akzente setzen. Für letztere sind die (meisten) Figuren (und ihre Darsteller) von vornherein zu blass, für erstere fehlt es den Machern einfach an Ideen. Da hilft es auch nicht, eine absolut unglaubwürdige Gesangseinlage aus dem Hut zu zaubern oder möglichst viele plumpe Kirchenwortwitze und -anspielungen in die teils peinlichen und oftmals hölzern vorgetragenen Dialoge zu packen (auf die Frage „Können sie kochen?“ wird da etwa schon mal ein völlig deplatziertes „Ist der Papst katholisch?“ entgegnet).

    Famoser Hauptdarsteller auf verlorenem Posten

    Einziger wirklicher Lichtblick in dem Ganzen ist Hauptdarsteller Daniel Donskoy („Detectorists“, „Victoria“), der sich mit einer einnehmenden Spielfreude in das Geschehen stürzt, mit der das Skript und die lahme Inszenierung im typisch-glänzenden RTL-Bonbon-Look einfach nicht mithalten können. Mit dem Charme, den er allein schon durch sein breites Grinsen und seinen Hundeblick versprüht, dürfte er nicht nur im fiktiven Läuterberg, sondern auch vor den Empfangsgeräten einige Herzen zum Schmelzen bringen. Damit rettet Donskoy zwar so manche Szene, gegen die Einfallslosigkeit des gesamten Projekts kommt aber auch er kaum an. Verlassen sich die Macher im weiteren Verlauf allerdings ganz auf ihn und die (wohl vorhersehbare) Entwicklung seiner halbwegs faszinierenden Figur könnten sie „Sankt Maik“ damit zumindest auf durchschnittlichem Nivau über die Staffel-Zielgerade schleppen.

    Fazit

    Viel bleibt nach der ersten Dreiviertelstunde von „Sankt Maik“ nicht hängen. Das Gros der holzschnittartig gezeichneten Figuren ist uninteressant, die ohne dramatische Höhepunkte vor sich dahinplätschernde Handlung unspannend, Witz und Emotionen allenfalls behauptet. Vielleicht können die weiteren Folgen das Ruder ja nochmal rumreißen, Grund zum Einschalten bietet zunächst aber höchstens der sympathisch-verschmitzte Hauptdarsteller Daniel Donskoy, dem man in Zukunft nur ein besseres Händchen bei der Rollenwahl wünschen kann. Um künftig mit Eigenproduktionen zu überzeugen, braucht es bei RTL definitiv mehr Mut zum Risiko – da die auf Nummer sicher gespielten Formate ohnehin fast alle am Quotendruck scheitern, kann man nur hoffen, dass die demnächst noch kommenden Formate „Beck Is Back!“, „Jenny - echt gerecht!“ und „Lifelines“ in dieser Hinsicht mehr zu bieten haben.

    Die zehn Folgen der ersten „Sankt Maik“-Staffel laufen ab dem heutigen 23. Januar 2018 immer dienstags um 20.15 Uhr bei RTL. Zum Auftakt gibt es direkt zwei Episoden am Stück.

     

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