Nachdem die ganze Woche lang schon kleine Ausschnitte daraus veröffentlicht wurden, erschien heute Morgen endlich der langerwartete erste Trailer zu „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“. Und da der erste Teil mit einem Einspielergebnis von mehr als 208 Millionen Dollar allein am ersten Wochenende in Nordamerika noch immer das zweiterfolgreichste Eröffnungswochenende aller Zeiten vorzuweisen hat (nur hinter „Star Wars: Das Erwachen der Macht“), ist eigentlich schon so gut wie sicher, dass „Jurassic World 2“ im kommenden Sommer ebenfalls wieder zu einem massiven Kassenhit avancieren wird.
Während ich nach dem Schauen des Trailers meinte, einen ziemlich guten Eindruck davon zu haben, was uns ab dem 7. Juni 2018 im Kino erwarten wird, bin ich mir nun nach dem Interview mit Regisseur J.A. Bayona („Sieben Minuten nach Mitternacht“) gar nicht mehr so sicher. Vor allem seine (überraschende) Antwort auf unsere letzte Frage könnte zugleich gar nichts oder auch alles bedeuten (und wäre dann ein riesen Spoiler). Wir bleiben gespannt, denn offenbar liefert der erste Trailer tatsächlich nur einen kleinen Einblick in die in Wahrheit viel massivere Geschichte von „Jurassic World 2“!
FILMSTARTS: Das ist ja schon eine ungewöhnliche Situation – ich interviewe Regisseure ja sonst meist am Set oder wenn ihre Filme ins Kino kommen…
J.A. Bayona: Oh ja, für mich auch, ich gebe normalerweise auch keine Interviews zu Trailern.
FILMSTARTS: Aber ich denke, das ist eine gute Möglichkeit, sich mal über das Verhältnis von Regisseuren und Trailern zu unterhalten, darüber spricht man ja sonst auch eher selten. Wann im Produktionsprozess denkst du denn zum ersten Mal an den Trailer? Gibt es da schon in der Vorproduktion Momente, wo du meinst, dass diese oder jene Szene aber gut in einen Trailer passen würde? Oder passiert das erst, wenn dann irgendwann die Marketingabteilung bei dir an die Tür klopft?
J.A. Bayona: Das ist eine interessante Frage, denn als Filmemacher ist man sich all der Sachen, die mit der Veröffentlichung des Films zu tun haben, in der Regel gar nicht gewahr. Denn wenn ich am Set daran denken würde, was das jetzt für ein massives weltweites Event ist, würde ich vermutlich völlig gelähmt erstarren. Deshalb denke ich nie an die Veröffentlichung, egal wie groß oder klein ein Film ist, es geht immer nur um die Story, die Charaktere, die Kamera und die Schauspieler. Trotzdem hatten wir diesen Running Gag am Set, vor allem mit den Spezialeffekt-Spezialisten, dass wir jede Einstellung, die uns gut gefallen hat, einen „guten Trailer-Shot“ genannt haben. Und davon gab es eine Menge. Als die Marketingleute den Film gesehen haben, waren sie total enthusiastisch, nicht nur wegen des Films, sondern auch wegen der vielen Trailer-Shots. Aber so ist das eben bei diesem Film – wir wollen eine gute Story erzählen, darin aber auch möglichst viele ikonische Einstellungen generieren, die im Gedächtnis der Zuschauer haften bleiben.
FILMSTARTS: Ein Trailer wird ja nicht von den Filmemachern selbst, sondern von einer extra Abteilung geschnitten. Wie ist es da für dich als Regisseur, der die Story als Ganzes im Kopf hat und von jeder einzelnen Szene weiß, warum sie für den Film wichtig ist, zum ersten Mal einen Cut des Trailers zu sehen? Immerhin wirst du in dem Moment damit konfrontiert, was jemand anderes für die marketingwirksamsten zweieinhalb Minuten aus deinem Zwei-Stunden-Film hält?
J.A. Bayona: Ich denke, Universal hat ein großartiges Marketing-Team und sie haben einen spektakulären Trailer kreiert, der zudem auch nur eine kleine Sektion aus dem Film andeutet. Es ist schön, dass nicht die ganze Story schon im Trailer erzählt wird, man sieht nur einen kleinen Teil davon. Ich denke, sie haben einen guten Job gemacht, Erwartungen zu schüren, ohne deshalb gleich den ganzen Plot zu offenbaren.
FILMSTARTS: Einer der herausragenden Momente des Trailers ist, wenn der riesige T-Rex einen etwas weniger riesigen, aber immer noch recht gewaltigen Dino attackiert. Nun ist das plötzliche Auftauchen des T-Rex in der Szene ja eine ziemliche Überraschung – gab es da vorab viele Diskussionen, welche solcher Momente man jetzt schon zeigen und welche man besser als Überraschung für den eigentlichen Kinobesuch aufheben sollte?
J.A. Bayona: Noch einmal, ich denke, sie haben einen großartigen Job gemacht. Auch wenn ich persönlich am liebsten vor dem Schauen gar nichts über einen Film weiß, erscheint es heutzutage nun mal unmöglich, dass Leute ins Kino gehen, ohne vorher den Trailer gesehen zu haben. Das ist ein Teil des Geschäfts, ein Teil der Filmkultur. Die Veröffentlichung eines Trailers wird zu einem immer größeren Event und ich bin mit unserem Trailer glücklich.
Lässt sich der Indominus Rex überhaupt noch toppen
FILMSTARTS: Wie weit seid ihr denn mit dem Film?
J.A. Bayona: Wir haben noch eine lange Postproduktionsphase vor uns, Tonnen von Spezialeffekten, das wird noch Monate dauern, es ist eben ein gewaltiger Film. Der Schnitt ist fast fertig, jetzt machen wir gerade den Sound – wir liegen gut im Zeitplan, aber es ist noch immer eine Menge zu tun.
FILMSTARTS: Besteht denn die Chance, wenn ein Element des Trailers ganz besonders gut bei den Fans ankommt, dass der Schnitt dann eventuell noch geändert wird, um mehr davon im Film unterzubringen?
J.A. Bayona: Ich denke nicht. (lacht) Nein, ich denke nicht.
FILMSTARTS: Für „Jurassic World“ wurde ja der Indominus Rex erfunden, ein besonders großer, besonders schlauer Supersaurier, der sich sogar unsichtbar machen kann. Wollt ihr das im neuen Film noch übertreffen? Oder ist dieser spezielle Weg damit ausgereizt?
J.A. Bayona: Der Indominus Rex hat im ersten Teil eine sehr wichtige Rolle gespielt, aber ein Sequel muss sich weiterentwickeln. Für mich geht es in „Jurassic World 2“ nicht um die Kreation neuer Dinosaurier, sondern darum, was wir mit den Dinosauriern noch Neues anstellen können. Trotzdem wird es natürlich eine Menge Dinos im Film geben – vermutlich ist es sogar der „Jurassic“-Film mit den meisten Dinosauriern. Es wird auch Überraschungen geben, aber ich bevorzuge, sie nicht zu spoilern.
FILMSTARTS: Eine der neuen Sachen, die ihr mit den Dinos anstellt, ist, einen ganzen Haufen von ihnen ins Wasser zu schmeißen. Einen Dinosaurier zu animieren, ist für sich sicherlich schon nicht leicht, aber dann noch mit all den physikalischen Effekten im Wasser – war das eine der herausforderndsten Sequenzen des Films?
J.A. Bayona: Ja, technisch ist diese letzte Einstellung im Trailer auf jeden Fall auch die komplexeste. Wasser ist immer das schwierigste, wenn es um CGI geht – und dann hat man dazu noch all die Dinosaurier, das Feuer, es ist ein massiver Aufwand.
Wie viel Computeranimationen wiegen sollten
FILMSTARTS: Apropos Dino-Kreation: Wo auf der Skala zwischen „wissenschaftlich so korrekt wie möglich“ und „es soll vor allem möglichst cool aussehen“ würdest du dich einordnen?
J.A. Bayona: Wir machen Kino. Da will man das größtmögliche Erlebnis für das Publikum generieren. Aber zugleich sind die „Jurassic“-Filme nicht nur Unterhaltung, sondern behandeln immer auch relevante Themen. Man versucht also auch, möglichst akkurat zu sein – wir reden andauernd mit Experten, die einem erzählen, was ein Dinosaurier tun kann und was nicht. Eine gewisse Bodenständigkeit wollen wir also schon bewahren.
FILMSTARTS: Für mich persönlich ist bei einem „Jurassic“-Film immer am wichtigsten, dass ich das riesige Gewicht dieser massiven Giganten am eigenen Leib spüre. Wir erinnern uns alle an die legendäre Einstellung mit dem bebenden Wasserglas aus „Jurassic Park“ – ein genialer Moment, um die Masse der Kreaturen glaubhaft zu machen. Fünf Filme später kann man aber natürlich nicht einfach immer nur zitterndes Wasser zeigen – was sind deine Tricks, den Dinos buchstäblich das nötige Gewicht zu verleihen?
J.A. Bayona: Du hast total recht, es ist aber nicht nur das Gewicht, sondern auch die Interaktion zwischen dem CGI und den Schauspielern. Ich rede sehr viel mit der Abteilung für visuelle Effekte, um das hinzubekommen. Eine der großartigen Neuerungen in diesem Film ist, dass wir viel mehr mit Animatronics arbeiten. Die Idee ist, Animatronics und CGI in derselben Szene miteinander zu verbinden, um so eine Kombination zu kreieren, auf die die Zuschauer hereinfallen. Das Publikum soll nie wissen, ob es gerade einen real nachgebauten oder einen computergenerierten Dinosaurier sieht.
FILMSTARTS: Zuletzt haben wir Jeff Goldblum im Kino oft als dadaistisches Comedy-Genie erlebt, so kürzlich auch wieder in „Thor 3“. Im Trailer sieht es aber so aus, als ob er sich diesmal wieder mehr zurückhält. Hast du ihn da an eine etwas kürzere Leine genommen?
J.A. Bayona: Colin Trevorrow und ich haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir Verbindungen zwischen der „Jurassic Park“-Trilogie und den „Jurassic World“-Filmen herstellen können. Es gibt neue Charaktere, die aber Beziehungen zu Figuren aus den ersten Filmen haben – auch BD Wong als Dr. Hu wird ja wieder dabei sein. Und dazu kehrt Dr. Ian Malcolm nach 20 Jahren wieder zurück – er ist nicht direkt Teil der Action, aber er hat trotzdem eine sehr wichtige Rolle. Und er schließt direkt an den Charakter an, den wir von damals kennen – es war großartig zu sehen, wie Jeff Goldblum auch nach 20 Jahren am Set noch von einer Sekunde auf die andere auf Ian Malcolm umschalten kann.
Hitchcock, ick hör dir trapsen
FILMSTARTS: Am Ende gibt es schon einen kleinen Höreindruck davon, wie das berühmte „Jurassic Park“-Thema im neuen Film variiert wird. Für mich klingt es fast ein bisschen nach Alfred Hitchcock oder einem Film-noir. Was waren die Vorgaben, die du Komponist Michael Giacchino mit auf den Weg gegeben hast?
J.A. Bayona: Ich finde interessant, wie diese Musik gleich klarmacht, dass es diesmal um eine noch gefährlichere Mission geht, sie hat einen noch bedrohlicheren Kontext. Man bekommt es nicht nur mit Dinosauriern zu tun, die auf einen zustürmen, dazu kommt auch noch der Vulkan, der jederzeit ausbrechen könnte. Der Einsatz ist diesmal noch höher – und ich liebe, wie die Streicher dieses Gefühl von Suspense heraufbeschwören, das erinnert mich sofort an Bernard Herrmann (Anm. d. Red.: Hitchcocks Komponist bei „Psycho“ und „Vertigo“).
FILMSTARTS: Nach dem massiven Erfolg von „Jurassic World“ gab es sofort eine Menge Gerüchte, worum es wohl in der Fortsetzung gehen könnte. Eins davon handelt von militarisierten Dinosauriern, die statt menschlicher Soldaten in den Krieg geschickt werden. Gab es diese Version tatsächlich mal oder ist das einfach nur völliger Bullshit?
J.A. Bayona: Ich will keine Überraschungen aus dem Film spoilern. „Jurassic World 2“ ist das zweite Kapitel einer Trilogie und wir entwickeln viele Ideen aus dem vorherigen Teil weiter. Wir wollen eine für sich allein rundum befriedigende Kinoerfahrung schaffen – streuen aber zugleich auch die Saat für den dritten Teil.