In der Regel landen Fake-News in den Schlagzeilen, wenn sie politische Propaganda-Zwecke erfüllen sollen. Offenbar hat aber auch Hollywood das Potenzial gefälschter Wahrheiten erkannt. Und schreckt dabei durchaus nicht vor politisch brisanter Materie zurück: Kurz vor dem Kinostart der deutsch-amerikanischen Co-Produktion „A Cure For Wellness“ griffen die dafür zuständigen PR-Leute zu etwas unorthodoxen Mitteln, um die Öffentlichkeit auf Gore Verbinskis Mystery-Thriller aufmerksam zu machen.
Zeitgleich tauchte eine ganze Reihe neuer Nachrichten-Websites im Internet auf. Sie trugen Namen wie Salt Lake City Guardian, Sacramento Dispatch, Houston Leader und Indianapolis Gazette und veröffentlichten – teils dieselben – von Unwahrheiten gespickte Artikel. Werbeblöcke wiesen dabei auf „A Cure For Wellness“ hin und es wurde verstärkt dazu aufgefordert, die in den Texten aufgegriffenen Themen mit den Hashtags #takethecure und #cureforwellness zu verbreiten.
Nicht wenige Leute nahmen die veröffentlichten Artikel für bare Münze und auch einige real existierenden News-Seiten griffen die Meldungen auf. Als Buzzfeed (via Variety) den Promo-Gag schließlich auflöste, kam es entsprechend zu einem Aufschrei in den Sozialen Medien und einige User äußerten sich empört gegenüber der von 20th Century Fox und Produktionsfirma Regency Enterprises gefahrenen Kampagne. Andere lobten wiederum die Kreativität hinter der außergewöhnlichen Promoaktion.
Häufiges Sujet der Artikel war Donald Trump, bisweilen wurde auch indirekt Stellung zur Politik des neuen US-Präsidenten genommen. So gab es neben explizit filmbezogenen Meldungen à la „Psychological Thriller Screening Leaves Salt Lake City Man in Catatonic State“ („Psycho-Thriller-Vorführung versetzt Mann in Salt Lake City in katatonischen Zustand“) auch Berichte über eine sogenannte „Trump Depression Disorder“ („Trump-Depressionsstörung“), die angeblich von der American Medical Association offiziell als Krankheit anerkannt wurde. Des Weiteren sollte Donald Trump vorübergehend Impfungen verboten haben und sich kurz vor der im November 2016 abgehaltenen US-Präsidenten-Wahl mit dem russischen Staatsoberhaupt Wladimir Putin in einem Spa-Tempel in den Schweizer Alpen getroffen haben (in einem solchen spielt auch „A Cure For Wellness“). Über 50.000 Facebook-Reaktionen provozierte eine Story, derzufolge Lady Gaga plante, während der Super-Bowl-Halbzeit-Show Muslimen ihre Achtung zu bezeugen. Im Vorfeld war ohnehin gemutmaßt worden, die Sängerin würde den Auftritt nutzen, um die Politik Donald Trumps scharf zu kritisieren. Letztendlich vermittelte sie zwar eine politische Botschaft, allerdings fiel diese verhältnismäßig subtil aus.
Regency Enterprises rechtfertigte seine Werbemaßnahme gegenüber Buzzfeed wie folgt: „‚A Cure For Wellness‘ ist ein Film über eine Fake-Heilkur, die Menschen nicht gesund, sondern kränker macht. Teil unserer Kampagne war es, die falsche Wellness-Seite healthandwellness.co zu kreieren und uns mit einem Fake-News-Anbieter zusammenzuschließen, um Fake-News zu publizieren.“ In einem Statement fügten Fox und Regency hinzu: „Wie der Antagonist unseres Filmes schon sagt: ‚Es existiert eine Krankheit in uns. Und nur wenn wir wissen, was uns plagt, können wir hoffen, ein Heilmittel zu finden.‘“ (via Variety) Gerade letzterer Satz kann in Kombination mit den Trump-bezogenen Artikeln wohl als deutliche Kritik der Filmemacher am US-Präsidenten gelesen werden.
Mittlerweile sind die Fake-News-Seiten übrigens wieder offline, während die von Regency erwähnte Website healthandwellness.co seit dem 13. Februar auf die Domain acureforwellness.com weiterleitet, wo deutlich zu erkennen ist, dass es sich um eine Homepage zum Film handelt. Das Wellness-Angebot ist dort allerdings nach wie vor abrufbar. Zu düsteren Bildern und der Stimme eines Meditations-Trainers kann man sich innerlich an einen finsteren Ort der Verzweiflung und Einsamkeit geleiten lassen.
„A Cure For Wellness“ startet übrigens am 23. Februar 2017 in den deutschen Kinos. In den Hauptrollen sind Dane DeHaan, Jason Isaacs und Mia Goth zu sehen. Hier findet ihr unsere ausführliche FILMSTARTS-Kritik.