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    Chinesische Regierung gibt Filmkritikern die Schuld an enttäuschenden Einspielzahlen

    Die rasant wachsende chinesische Kinoindustrie bietet gerade ein seltenes Bild. Man liegt hinter den Zahlen des Vorjahres. Die Regierung hat auch Schuldige ausgemacht: Filmkritiker! Und deren Kritiken verschwinden plötzlich von einer Übersichtsseite…

    Sparkle Roll Media

    Schon oft haben wir an dieser Stelle darüber berichtet, wie rasant die Kinoindustrie in China wächst und Hollywood sogar als bedeutendsten Filmmarkt ablösen konnte. Doch es kann nicht ungebrochen aufwärts gehen, dass sollte eigentlich klar sein. Dass innerhalb von rund zwei Wochen aber nun drei potentielle Blockbuster hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, sorgt in China für viele Diskussionen. Und die chinesische Regierung, die sich in der Vergangenheit mit den Erfolgen und Rekordzahlen an den Kinokassen gebrüstet hat, gibt Filmkritikern die Schuld und scheint nun in deren Arbeit eingreifen zu wollen.

    Doch der Reihe nach. Im Dezember 2015 eröffnete das 3D-Fantasy-Abenteuer „Mojin: The Lost Legend“ (erscheint am 17. März 2017 auch in Deutschland fürs Heimkino) mit Fabel- und Rekordzahlen. Mit Einnahmen von 92 Millionen Dollar am Eröffnungswochenende gab es damals auf der ganzen Welt nur einen weiteren Film, der an diesen Tagen mehr einspielte: „Star Wars: Das Erwachen der Macht“. Solche Zahlen erwartete man sich in China auch für dieses Jahr.

    Die Erwartungen waren besonders hoch, weil gleich drei hochkarätige Produktionen an den Start gingen: die von Kar-wai Wong produzierte Romantikkomödie „See You Tomorrow“, „Railroad Tigers“ mit Jackie Chan sowie die chinesisch-amerikanische Co-Produktion „The Great Wall“ mit Superstar Matt Damon. Letzterer spielte mit laut dem Hollywood Reporter 64,7 Millionen Dollar am Eröffnungswochenende zwar eine ordentliche Summe (die anderen beiden landeten bei 40 bzw. 31 Millionen Dollar), bliebt aber deutlich hinter den Werten zurück, die im Vorjahr in diesem Zeitfenster erzielt wurde. Und damit bestätigt sich ein Trend an den Kinokassen. Nachdem es in den Vorjahren steil aufwärts ging, von 2014 auf 2015 die Einnahmen zum Beispiel um fast 50 Prozent (Quelle: Hollywood Reporter) gewachsen sind, stagniert das Wachstum. Laut den Branchenexperten wird von 2015 auf 2016 nur eine Steigerung von 4,5 Prozent erwartet. Zu wenig, um Hollywood den Status als Kinomarkt Nr. 1 streitig zu machen.

    Und die Schuld gibt man nun wie eingangs gesagt den Filmkritikern, das lässt zumindest ein Editorial vermuten. Dieses erschien auf der Webseite der People’s Daily, der offiziellen Zeitung der chinesischen Partei, die in einer Auflage von mehreren Millionen Exemplaren in verschiedenen Sprachen erscheint und dafür bekannt ist, die offizielle Meinung der Regierung zu Themen zu präsentieren. Dort werden „bösartige und unverantwortliche“ Kritiken (Übersetzung via THR) angeprangert, die der chinesischen Filmindustrie scheinbar schaden wollen. Es werden sogar chinesische Dienste direkt angegriffen, dass auf ihren Seiten zu niedrige Wertungen für die Filme gelistet sind.

    Eine dieser direkt angesprochenen Webseiten ist Maoyan. Dabei handelt es sich um einen Dienst, der Online-Tickets zum Kauf anbietet, daneben aber auch vergleichbar mit US-Seiten wie Rottentomatoes oder Metacritic ist: Denn neben der Hauptfunktion, dem Ticketverkauf, werden auch diverse Kritiken gesammelt und aus all diesen ergibt sich eine Durchschnittswertung der Kritiker. Aber auch User können abstimmen, woraus sich auch eine Leserwertung ergibt. Nach dem Angriff durch die Regierung sind nun aber für die betroffenen Filme die professionellen Kritiken plötzlich verschwunden und es werden nur noch die Userwertungen ausgegeben. Wie die in englischer Sprache verfügbare chinesische Seite globaltimes ausführt, stehen dort nun noch hervorragende Wertungen für die angesprochenen Filme: „The Great Wall“ ist mit 8,4 von 10 gelistet, „See You Tomorrow“ mit 7,8 von 10 und „Railroad Rigers“ sogar mit 8,5 von 10. Bei den Kritikern rangierten alle drei Filme dagegen im Mittelfeld der Wertungsskala – nämlich zwischen 4,9 und 5,2 Punkten. Diese Wertungen sind aber nicht mehr sichtbar.

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