Mit dem bevorstehenden Start von „Luke Cage“ steht bei der andauernden Kooperation zwischen Comic-Riese Marvel und Streaming-Dienst Netflix aktuell alles im Zeichen des hünenhaften Ex-Häftlings mit der undurchdringlichen Haut. Doch wird ganz marveltypisch auch schon fleißig vorausgeplant. Neben der noch einzuführenden Figur „Iron Fist“, der Helden-Zusammenkunft „The Defenders“ und dem „The Punisher“-Spin-off sind bereits eine dritte „Daredevil“- und eine zweite „Jessica Jones“-Staffel angekündigt. Zu letzterer hat sich nun Melissa Rosenberg („Twilight“, „Dexter“), die die Serie weiterhin als Chefautorin betreut, ein paar Informationen entlocken lassen.
Im Interview mit Esquire verriet Rosenberg vor allem, in welchem Zustand wir die von Krysten Ritter („Breaking Bad“) verkörperte Titelheldin zu Beginn der neuen Folgen vorfinden werden. Laut der Autorin war Jessica in gewisser Hinsicht schon verkorkst, bevor Bösewicht Kilgrave (David Tennant) auf der Bildfläche erschienen ist. In der zweiten Staffel würden wir erfahren, welche Möglichkeiten sie nun hätte, in ihrem Leben voranzuschreiten.
Auch nachdem sie Kilgrave, der bereits zum wiederholten Male mit ihren Gedanken gespielt hat, bezwungen hat, kann sie das Erlebte nicht abschütteln, was Rosenberg mit einem Vergleich zur Serienkiller-Serie „Dexter“, an der sie jahrelang als Produzentin und Schreiberin beteiligt war, verdeutlicht: „Ich habe bei der Arbeit an ‚Dexter‘ gelernt, dass man einen Charakter zwar weiterentwickeln kann, ihn aber nie ganz heilen will“, so Rosenberg gegenüber Esquire. „Im Fall von Dexter wäre die Show in dem Moment, in dem er Schuld empfindet oder akzeptiert, dass er böse ist, vorbei. Er ist nicht länger ein Soziopath. Das Äquivalent wäre hier, wenn Jessica sich irgendwie von dem Schaden erholen würde, der ihr zugefügt wurde. Menschen werden nicht einfach geheilt. Man macht so etwas nicht durch, nur um zu sagen ‚Oh, er ist verhaftet, er ist im Knast, jetzt geht’s mir gut.‘ Das Trauma ist ein riesiger Teil von dem, was sie nun ist.“
Während es in der zweiten „Jessica Jones“-Staffel wohl einige neue Figuren geben wird, dürfte neben der Protagonistin selbst aber auch ihre Stiefschwester und beste Freundin Trish (Rachael Taylor) wieder mit von der Partie sein. Schon in der ersten Season spielte die Beziehung zwischen den beiden Frauen eine wesentliche Rolle. Für einige Zuschauer ging diese gar über eine bloße Freundschaft hinaus, wozu Rosenberg nun auch nochmal Stellung bezog: „Manchmal denke ich, dass es an so etwas eine Art lüsternes Interesse gibt. Können Frauen nicht einfach nur Freundinnen sein? Für mich macht die Beziehung so einzigartig, dass sie so vertraute Freundinnen sind und ich denke nicht, dass sie Liebhaberinnen werden müssen – doch man weiß nie, was noch kommt.“
Im Hinblick auf die Planung des Helden-Aufeinandertreffens in „The Defenders“ gab Rosenberg zudem zu verstehen, dass sie darin zwar nicht aktiv involviert sei, jedoch ein stetiger gegenseitiger Austausch zwischen den Verantwortlichen hinter den einzelnen Serien stattfinde, um die Inhalte besser aufeinander abzustimmen: „Marvel ist sehr clever und sie genießen die Zusammenarbeit. Es gibt also nie einen einzelnen Verrückten, der versucht, alles an sich zu reißen.“
Wann genau die zweite Staffel von „Jessica Jones“ bei Netflix ihre Premiere feiern wird, steht noch nicht fest. Als wahrscheinlich gilt jedoch eine Veröffentlichung im Laufe des Jahres 2018. Schon am 30. September 2016 gibt es mit „Marvel’s Luke Cage“ bei Netflix aber bereits Nachschub aus der Serienwelt des „Avengers“-Universums.