Was oft als Hobbyprojekt begann, ist inzwischen ein professionelles Geschäft mit Werbeeinnahmen und Studio: Die Produktion von YouTube-Videos, die dann Millionen von – vor allem jungen – Zuschauern erreichen. Dass YouTuber wie Lilly Singh, Take Tyler Oakley oder Grace Helbig eine riesige Anhängerschaft haben, hat sich natürlich auch in Hollywood herumgesprochen. Der Hollywood Reporter erklärt in einem Hintergrundbericht, wie die Filmstudios mit der Konkurrenz aus dem Netz Geld verdienen wollen.
Komikerin Lilly Singh, besser bekannt unter ihrem YouTube-Namen Superwoman, hat über acht Millionen Follower – und sie hat eine Doku gedreht, „A Trip To Unicorn Island“. Dem Hollywood Reporter nach sind 2015 etwa zwölf Filme dieser Art entstanden, Filme mit einer Länge über 60 Minuten und einem YouTuber im Mittelpunkt. Wie die Brancheninsider schreiben, könnte sich diese Zahl 2016 verdoppeln, weil große Studios einsteigen und ähnliche Projekte vorantreiben. Das Prinzip dahinter: Die Filme werden nicht primär fürs Kino produziert, sondern für iTunes und Vimeo, wo sie zum bezahlten Download angeboten werden, und für Streamingdienste wie Netflix oder Hulu. Dabei wird voll auf die Bekanntheit der YouTuber gesetzt.
Unter Bezug auf Quellen in der Industrie werden die Produktionskosten mit zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Dollar veranschlagt, das Marketing-Budget mit einem Bruchteil des üblichen Mindestwertes von 20 Millionen. Wozu auch viel Geld für Werbung ausgeben, wenn die YouTuber ihr Publikum mitbringen?
Der 26-jährige Tyler Oakley etwa hat dem Hollywood Reporter nach acht Millionen YouTube-Abonnenten, fünf Millionen Follower auf Twitter, sechs Millionen auf Instagram und drei Millionen Facebook-Fans. Seine 2015er Doku „Snervous” kam auf Platz 1 der iTunes-Charts dieses Genres – und sei nicht der einzige Film mit diesem Erfolg. Im besten Fall kämen mehr als das Zehnfache des ursprünglichen Investments zurück.
Studios wie DreamWorks Animation (über AwesomenessTV), Legendary und Lionsgate wollen investieren – und ziehen dazu auch Schauspieler heran, die auf traditionellen Kanälen – also im Kino und/oder Fernsehen – bekannt wurden. Der Hollywood Reporter zitiert Greg Siegel von Legendary Digital: „Wir wollen, dass diese Filme für so viele Menschen wie möglich zugänglich sind. Es soll nicht so aussehen, als würden wir nur YouTube-Stars reinpacken.“
Deutsche Filme mit hierzulande bekannten YouTubern haben bisher keinen guten Ruf, heißen sie nun „Kartoffelsalat“ oder „Bruder vor Luder“.