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    Pressekonferenz zu "Bridge Of Spies": Tom Hanks über den frostigen Winter an der Glienicker Brücke und das Ende von "Wetten, dass ..."

    Steven Spielberg ist in Berlin zur Europapremiere seines Spionage-Thrillers „Bridge Of Spies“, bei der Pressekonferenz im Berliner Hotel Adlon gibt er mit den Darstellern Tom Hanks, Amy Ryan und Sebastian Koch Auskunft bei seinen historischen Film.

    Was für ein ungewohnter Anblick: Tom Hanks erscheint bei der Pressekonferenz mit ungewohnt weiß-grauen Haaren und Schnauzbart. Diese seltsame Haarpracht hat auch einen Grund: Der Superstar dreht gerade „Sully“, die Verfilmung der spektakulären Notwasserung eines Verkehrsflugzeugs auf dem Hudson River in New York. Hanks spielt dort Flugkapitän Chesley J. Sullenberger - und der hat weiß-graues Haupthaar und einen kessen Oberlippenbart! Für „Bridge Of Spies“ musste er keine Frisur ändern, aber sich dennoch die wahre Geschichte über den Versicherungsanwalt James Donovan aneignen, der 1962 mitten im Kalten Krieg einen brisanten Gefangenenaustausch zwischen den USA und der Sowjetunion verhandelte. „Ich habe nichts mit James Donovan gemeinsam, er trägt nur meine Nase“, angesprochen auf die Transformation von Donovan in einen typischen Hanks-Charakter. Auch Steven Spielberg war die Story vorher unbekannt. Drehbuchautor Matt Charman brachte ihn darauf.

    Abseits vom Film lässt Hanks sein skurriler inzwischen legendärer Auftritt mit Hundemütze bei „Wetten, dass …“ (inklusive anschließender Schimpftirade) nicht los. Was er an Berlin und dem Land so schätze wurde er gefragt. Nach den üblichen Floskeln brach es unter Lachen aus ihm heraus: „Was ich an Deutschland auf keinen Fall vermissen werde, ist ‚Wetten, dass …‘. Diese Show, die hier seit 800 Jahren lief. Habe ich sie wirklich zu Fall gebracht? Sorry!“

    In „Bridge Of Spies“ spielt Sebastian Koch den ambivalent-gerissenen Ost-Berliner Anwalt Wolfgang Vogel, der an dem Tauschhandel der inhaftierten Amerikaner und Russen im Film beteiligt war, seine Hochzeit der Aktivität aber in den 70er und 80 Jahren hatte. Vogel starb 2010 im Alter von 82 Jahren und war bekannt dafür, mit seinem goldenen Mercedes zwischen Ost- und West-Berlin hin- und her zu düsen. Koch bedauerte, dass diesem Charakter nur eine begrenzte Leinwandzeit zur Verfügung steht, obwohl die Figur einen ganzen Film tragen würde. Steven Spielberg pflichtet Koch bei: „Ja, es sollte einen eigenen Film über Wolfgang Vogel geben.“

    Bei einem Werk, das auf wahren Begebenheiten beruht, ist die historische Genauigkeit besonders wichtig, aber das war für Steven Spielberg nur selbstverständlich. Schließlich drehte er größtenteils in Babelsberg, Berlin und im angrenzenden Polen. Das Schwierigste an „Bridge Of Spies“ sei das Casting gewesen, mit dem der Regisseur mehr als glücklich ist. „Ich habe für jede wichtige Rolle meine erste Wahl bekommen“, feixte der 68-Jährige. „Wenn ein Angebot von Steven Spielberg kommt, kann man nicht ablehnen“, sagen Tom Hanks und Amy Ryan, die im Film seine Frau Mary spielt, unisono. „Er bietet den Schauspielern Raum für Kreativität“, schätzt Sebastian Koch besonders an Spielberg, abgesehen von der Ehre, für ihn zu arbeiten. Von den Drehanekdoten hatte Hanks die amüsanteste zu berichten. Als besonders frostig hat er den dreitätigen Berliner Dreh an der Glienicker Brücke, der Brücke der Spione, im eiskalten Winter in Erinnerung, wo einst die amerikanischen und russischen Agenten ausgetauscht wurden. „Aber das passt schließlich perfekt zu einem Film über den Kalten Krieg“, so Hanks.

    Hanks und Spielberg, die hier zum vierten Mal (nach „Der Soldat James Ryan“, „Catch Me If You Can“ und „Terminal“) zusammenarbeiten, verbindet mittlerweile eine Freundschaft. „Ich war schon immer ein Historienliebhaber, ein richtiger Geek, wie Tom. Wir haben Dokumentationen, Bücher und vieles mehr geteilt“, erklärt Spielberg den Ursprung der persönlichen Verbindung. Seine Arbeit selbst liebt er ebenso wie zu Beginn seiner Karriere 1971 unverändert. Er habe sich nicht gewandelt, „das ist der beste Weg, mich mit meinen Dämonen auseinander zu setzen.“

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