„Als großen Blödsinn“ bezeichnete Jon Krakauer gegenüber Variety den Abenteuerfilm „Everest“, der aktuell in der Top Fünf der deutschen Kinocharts vertreten ist. Der Journalist, Bergsteiger und Autor hat die unbändige Naturgewalt auf dem Gipfel des höchsten Berges der Welt am eigenen Leib erfahren. Im Auftrag des US-Magazins schloss er sich der kommerziell geführten Expedition des Unternehmens Adventure Consultans auf den Mount Everest an, die am 10. Mai 1996 nach einem unvorhergesehenen Unwetter ein tragisches Ende nahm und acht Menschen das Leben kostete.
Von seinen Erfahrungen erzählt Krakauer in dem Tatsachenbericht „In eisige Höhen“ (Originaltitel: „Into Thin Air“), dabei schildert er chronologisch und nahezu minutiös vom Verlauf der Katastrophe. Auch die Frage nach Schuld, menschlichem Versagen und verheerenden Fehlentscheidungen seitens der Bergführer, die die Kunden der kommerziellen Expedition auf das Dach der Welt führten, versucht Krakauer aus seiner Perspektive zu beleuchten. Das Buch entpuppte sich als weltweiter Bestseller. Schnell zeigten sich Filmstudios interessiert an den Rechten von Krakauers Bericht und so verkaufte er die Rechte 1997 an Sony Pictures. Das Studio schickte noch im gleichen Jahr das TV-Abenteuer „In eisige Höhen – Sterben am Mount Everest“ auf Sendung.
Nun, Jahre später, bereut der Autor diese Entscheidung jedoch. Dem Branchenmagazin Variety erzählte Jon Krakauer:
„Alle haben mir damals geraten, ich solle das Geld nehmen und die Filmrechte verkaufen, da die meisten Filme niemals gedreht werden und ich nichts zu verlieren habe. Ich habe mir mit dieser Entscheidung selbst einen Fluch auferlegt Nach dem TV-Film habe ich feststellen müssen, dass die Verantwortlichen mit den Rechten machen können, was sie wollen. Das ist das Geld, das ich dafür bekommen habe, nicht wert!“
„Everest“-Regisseur Baltasar Kormakur bezog bereits Stellung. Krakauers „In eisigen Höhen“ sei nicht seine einzige Referenz gewesen, als er sich auf den Film vorbereitete. Er habe eine Vielzahl verschiedener Bücher über das Unglück am Everest 1996 sowie die Aufnahmen der Anrufe im Camp am Everest als Quelle herangezogen. Dabei war es ihm wichtig, dass sowohl er als Regisseur als auch die Drehbuchautoren einen neutralen Blickwinkel einnehmen, der keine der Gruppen bevorzuge oder in ein negatives Licht rücke.