Mein Konto
    Nach Netflix-Deal: Große US-Kinoketten wollen den möglichen Oscar-Kandidaten "Beasts Of No Nation" nicht zeigen

    Für angeblich zwölf Millionen Dollar kaufte Netflix das Kindersoldaten-Drama "Beasts Of No Nation". Dabei kündigte der Streamingdienst auch an, den Film ins Oscar-Rennen zu schicken. Dagegen machen nun die großen US-Kinoketten mobil.

    Participant Media

    Nachdem der VoD-Dienst Netflix zuerst mit Eigenproduktionen wie "House Of Cards" und "Orange Is The New Black" den Serienmarkt erobert hat, drängt man nun auch verstärkt ins Filmgeschäft. So produziert Adam Sandler für den Streaming-Dienst eine Reihe von Komödien, die exklusiven Rechte an dem Kriegsfilm "Jadotville" mit Jamie Dornan ("Fifty Shades Of Grey") wurden erworben und "Tiger & Dragon 2" wird parallel auf Netflix und in IMAX-Kinos zu sehen sein. Der größte Coup gelang aber nun mit dem Kauf der Rechte an "Beasts Of No Nation". Das Kriegsdrama von "True Detective"-Regisseur Cary Fukunaga mit Idris Elba wird bereits als heißer Oscar-Kandidat gehandelt, die darauf spezialisierten Verleihe standen deswegen auch Schlange. Doch statt zum Beispiel des ebenfalls laut Variety sehr interessierten Verleihs Fox Searchlight, der jüngst "Birdman" zum Oscar-Triumph führte, bekam Netflix den Zuschlag.

    Der Streaming-Dienst kündigte daraufhin an, "Beasts Of No Nation" weiterhin bei den Oscars ins Rennen schicken zu lassen. Um sich für den begehrtesten Filmpreis der Welt zu qualifizieren, muss der Film auch kurz in Kinos laufen. Laut Variety will Netflix ihn aber gleichzeitig auch weltweit auf seiner Plattform anbieten. Und genau dagegen machen nun die US-Kinoketten mobil.

    AMC, Regal, Cinemark und Carmike, vier der größten amerikanischen Kinoketten, kündigten an "Beasts Of No Nation" nicht in ihren Sälen zu zeigen. Es sei üblich, dass ein Film mindestens 90 Tage exklusiv im Kino zu sehen ist, bevor er anderweitig veröffentlicht wird. Dagegen verstoße Netflix mit seiner Praxis.

    Allerdings ist fraglich, wie sehr Netflix dieser Boykott stört. Laut Variety gibt es auch Besitzer kleiner Kinos, die keine Probleme damit hätten, den Film zu zeigen. So gab der Leiter der über 19 Kinos verfügenden, berühmten, kleinen Spezialitätenkette The Alamo Drafthouse bereits bekannt, dass er den Film gerne zeigen wird, wenn er gut ist. Und diese kleinen Kinos reichen Netflix. Schließlich geht es dem Streamingdienst nur darum, die Kriterien für die Oscars zu erfüllen. Daneben sollen sich die Leute lieber auf Netflix anmelden, um den Film zu schauen, und anschließend Kunde bleiben, statt ein einzelnes Kino-Ticket zu lösen.

    Für den gewöhnlichen Zuschauer bleibt die Sache ein zweischneidiges Schwert: Ob die Sandler-Komödien, "Tiger & Dragon 2" oder nun "Beasts Of No Nation" – alle Filme dürften in allen Netflix-Ländern, so also auch in Deutschland, gleichzeitig über den Streamingdienst veröffentlicht werden. Diesem Vorteil der schnellen und bequemen Verfügbarkeit des Films zu Hause steht dann aber auch der Nachteil gegenüber, dass ein Kinoerlebnis nicht mehr möglich ist. Denn abgesehen von Oscar-Qualifikation oder einer IMAX-Kooperation wie bei "Tiger & Dragon 2" dürften diese Filme nicht mehr in den Lichtspielhäusern laufen, für die meisten Zuschauer – gerade in Deutschland – sind sie auf diesem Wege also gar nicht mehr verfügbar..

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top