Das Streaming-Portal Netflix, seit September 2014 auch in Deutschland vertreten, ist vor allem für seine eigenproduzierte Serien wie "House of Cards" oder "Orange Is the New Black" bekannt. Doch der Konzern will sich offenbar auch als Verleiher von Kinofilmen etablieren. So zeigt Netflix "Virunga" nicht nur per Stream, sondern brachte die oscarnominierte Natur-Doku 2014 auf Festivals und zwecks Oscar-Qualifikation auch kurz in wenige US-Kinos. Und nun wurde ein noch größerer Deal geschlossen.
Wie Variety berichtet, hat Netflix sich für zwölf Millionen Dollar die weltweiten Verleihrechte des Kriegsdramas "Beasts of No Nation" mit Idris Elba ("Mandela: Der lange Weg zur Freiheit") in der Hauptrolle gesichert und damit große Hollywood-Konkurrenten ausgestochen. Das ist auch insofern bemerkenswert, als dass Netflix eine Kinoauswertung des Dramas anstrebt und dafür angeblich die Oscar-Saison 2015 anpeilt, also den Zeitraum am Jahresende, in dem viele Filme mit Chancen auf Academy Awards starten.
"Beasts of No Nation" wurde von "True Detective"-Schöpfer Cary Fukunaga inszeniert, er verfasste – basierend auf Uzodinma Iwealas Roman – auch das Drehbuch. Im Mittelpunkt steht Agu (Abraham Attah), ein Kindersoldat, der im Bürgerkrieg eines afrikanischen Landes kämpfen muss. Idris Elba spielt den Kommandanten einer Söldnerarmee.
Wann genau "Beasts of No Nation" bei Abschluss des möglichen Netflix-Deals im Stream und Kino zu sehen sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Die Oscar-Regeln schreiben es allerdings vor, dass der Film vor einer Kinoauswertung in Los Angeles nicht auf andere Weise als im Kino zu sehen sein darf. Eine parallele Veröffentlichung ist allerdings erlaubt. Gut vorstellbar ist daher, dass der Dienst den Film gen Ende 2015 kurz in US-Kinos zeigt, um die Oscar-Qualifikationskritieren zu erfüllen und parallel auch weltweit auf seiner VoD-Plattform veröffentlicht. Für die Mehrheit der Zuschauer - erst recht außerhalb der USA - könnte dies allerdings bedeuten, dass sie den Film gar nicht mehr im Kino zu sehen bekommen, sondern nur via Netflix. Denn der Streaming-Dienst will mit solchen Film-Deals, zu denen sich auch Eigenproduktionen wie eine Reihe von Adam-Sandler-Komödien gesellen, schließlich Nutzer gewinnen. Außer um die Oscar-Kriterien zu erfüllen, macht es daher für Netflix keinen Sinn, den Film weiter in Kinos zu zeigen. Dem Vorteil der schnellen und bequemen Verfügbarkeit des Films zu Hause steht folglich dann der Nachteil gegenüber, dass ein Kinoerlebnis nicht mehr möglich ist.