WALL·E - Der letzte räumt die Erde auf
Regie: Andrew Stanton
Darum geht's wirklich: Kapitalismus & Konsum, Verbrechen an der Umwelt, Medienkritik
WALL-E ist ja so verdammt süß – und wenn er sich erst in Roboterdame EVE verguckt, dann schmilzt das Herz des Zuschauers endgültig dahin…
Aber das ist natürlich alles nur dazu da, um Kinokarten zu verkaufen. Im Kern seines Films geht es „Findet Nemo“-Regisseur Andrew Stanton nämlich um knallharte Themen, darunter an erster Stelle die hemmungslose Konsumgier der Menschheit, die die Erde im Film längst unbewohnbar gemacht hat: Und selbst geflüchtet auf eine Raumstation im All haben die Menschen nichts Besseres zu tun, als auf der faulen Haut herumzuliegen und sich noch fetter zu fressen!
Der in der Welt von „WALL-E“ alles dominierende Konzern BNL (steht für „Buy n Large“, also in etwa „Kauf große Portionen“) betreibt bei den Bewohnern der Raumstation Gehirnwäsche schon ab dem Kindesalter (und wer sich mal die Werbeblöcke bei Super RTL angeschaut hat, weiß, dass das gar nicht so weit hergeholt ist). Der technische Fortschritt dient hier nur dazu, es uns noch bequemer zu machen – koste es, was es wolle! Statt etwas Sinnvollem (mit dem man womöglich sogar die Erde hätte retten können) gibt es schwebende Liegestühle – die logische Weiterentwicklung des American Way of Life, bei dem man selbst die 50 Meter zum nächsten Supermarkt konsequent mit dem Auto fährt.
Etwas Ähnliches gilt auch für den Fortschritt bei der Kommunikationstechnologie, denn die Idee der kompletten Vernetzung wird in „WALL-E“ konsequent zu Ende gedacht: Die Menschen kommunizieren hier nämlich gar nicht mehr direkt miteinander, sondern ausschließlich nur noch über Monitore. Deshalb bringt selbst eine kurze zufällige Berührung die Bewohner der Station völlig durcheinander. (Wenn man da mal darüber nachdenkt, wie unter diesen Voraussetzungen überhaupt Babys an Bord der Axiom gezeugt werden, kommt man wohl zwangsläufig zu irgendwelchen gruseligen Klonszenarien.)
Die aktuell wieder stark debattierte manipulative Kraft der Medien ist ebenfalls ein Thema in „WALL-E“: So werden zwei völlig aus dem Zusammenhang gerissene Bilder veröffentlicht, durch die der falsche Eindruck entsteht, EVE hätte WALL-E als Geisel genommen. Die niedliche Variante aufstachelnder Berichterstattung, wie sie von verschiedener Seite ja auch gerade mehreren deutschen Medien im Fall der Ukraine-Krise vorgeworfen wird.
Und noch ein kleines Detail am Rande: Spätestens seit dem Welterfolg von „Gravity“ kennen viele das sogenannte Kessler-Syndrom, das die Zunahme des Weltraummülls etwa durch zufällige Kollisionen von Satelliten beschreibt. In „WALL-E“ ist die Erdumlaufbahn allerdings so mit Schrott vollgestopft, dass der tapfere Müllroboter zu Beginn des Films kaum noch von dem schon lange nicht mehr Blauen Planeten wegkommt.