Nachdem er in einer aufwendigen Kampfsequenz mit etlichen Statisten an der Seite von Ian McKellen und Luke Evans eine Horde Orks abgewehrt hat (--> zu unserem ausführlichen Setbericht), stellt sich Bilbo-Darsteller Martin Freeman auch noch den internationalen Journalisten, um mit uns über die zu Ende gehenden Dreharbeiten, die Schlacht der fünf Heere und persönliche Andenken vom „Hobbit“-Set zu sprechen.
FILMSTARTS: Wir haben dir heute beim Dreh einer Szene zugeschaut, die nicht nur ganze eineinhalb Minuten am Stück gedauert hat, sondern bei der du auch die Freiheit hattest zu improvisieren – das ist doch ein echter Luxus bei einem Blockbuster dieser Größe, oder?
Martin Freeman: Ja, denn es gibt nicht viele solcher langen Szenen. Oder zumindest nicht viele, die sich so lange anfühlen, weil sie nur aus Action bestehen oder ich bloß im Hintergrund herumstehe, ohne selbst viel zu sagen. Deshalb muss man eine Szene wie diese nutzen und sie aktiv mitgestalten. Denn wenn ein Take nur 20 Sekunden dauert, dann kann man sich nicht so sehr hineinsteigern, sie stoppt einfach. Actus Interruptus! Es macht nicht so viel Spaß, als wenn man die Szene einfach laufen lässt.
FILMSTARTS: In der Szene kämpfst du nicht nur, du tötest auch Orks. Das ist schon sehr anders als der Bilbo, den wir aus dem ersten Film kennen. Was denkst du über seine Reise in den drei Teilen?
Martin Freeman: Er fühlt sich bei solchen Dingen inzwischen ein wenig wohler. Er wird das Kämpfen nie lieben oder genießen und er hat auch immer noch Angst, aber er ist…
FILMSTARTS: Die Angst hat man dir aber nicht angemerkt…
Martin Freeman: Danke, das heißt, ich war scheiße. Das heißt, ich habe meinen verdammten Job nicht richtig gemacht. Wir sollten die Szene besser noch einmal drehen.
FILMSTARTS: Hoffen wir mal, dass du jetzt nicht gefeuert wirst…
Martin Freeman: Ja, aber ernsthaft, er hat sich eben ein Stück weit dran gewöhnt, aus purer Notwendigkeit heraus. Auf seiner Reise musste er mehr davon tun, als er sich je erträumt hätte – und es ist eine lange Reise, die dauert ja nicht nur zwei Wochen oder so, sondern eher zwei Jahre. Er musste sich also anpassen und ist nun weniger angewidert beim Anblick von Blut oder beim Gedanken an einen Kampf als zu Beginn der Reise.
FILMSTARTS: Und nun wird es im dritten Film eine gewaltige Schlacht geben. Wie war es, die zu drehen?
Martin Freeman: Wir sind gerade dabei! Es ist ein sehr zerstückelter Prozess, denn das Schlachtfeld ist so groß wie London und es gibt Hunderttausende beteiligte Kämpfer. Die Dreharbeiten werden wohl ein Mix aus den Stuntleuten und uns, beziehungsweise aus den Digitalkünstlern und uns. Aber der Spaß besteht darin zu sehen, wie die Zuschauer gerade in den Sequenzen eine Verbindung zu den Menschen oder Hobbits aufbauen, in denen wir tatsächlich selbst zu sehen sind. Aber das macht Peter Jackson eben aus: Er schneidet von einer gewaltigen Actionszene weg, um zu zeigen, was das eigentlich alles für den einzelnen bedeutet. So identifiziert sich das Publikum mit einem echten Charakter anstatt nur mit einem Typen, der gerade kämpft. Aber ich mag auch das Kämpfen und ich versuche so viel wie möglich davon selbst zu machen, auch wenn es natürlich Dinge gibt, die ich einfach nicht so gut kann wie mein Stuntdouble.
FILMSTARTS: Wie viel von der Schlacht habt ihr denn bei den Hauptdreharbeiten vor zwei Jahren gedreht und wie viel steht jetzt noch an?
Martin Freeman: Wir haben damals gar nichts von der Schlacht gedreht, das passiert alles jetzt. Die Schlacht wird den Großteil dieser Nachdrehs in Anspruch nehmen, es braucht extrem viel Zeit, eine Menge Planung und logistischen Aufwand, wie ihr ja auch heute gesehen habt. Aber sie ist eben ein wichtiger Teil des Buches und um ihr gerecht zu werden, müssen wir eben einen massiven Part unserer Arbeit für sie verwenden.
FILMSTARTS: Hast du eigentlich mit den Schauspielern aus „Herr der Ringe“ gesprochen, bevor die Arbeit an den „Hobbit“-Filmen begann?
Martin Freeman: Nein, gar nicht. Ich kannte auch gar keinen von ihnen. Ich habe das früher einmal gemacht, als ich mit Peter Greenaway gearbeitet habe, da habe ich Michael Gambon angerufen, der ihn schon von früher kannte und den ich nach Tipps gefragt habe. Ich hatte aber auch einfach ein solches Vertrauen in Peter Jackson, dass ich mich immer sicher genug gefühlt habe, meinen eigenen Weg zu finden.
FILMSTARST: Jetzt seid ihr nach mehr als drei Jahren fast am Ende der Dreharbeiten. Fühlst du auch eine gewisse Erleichterung, dass es bald vorüber ist?
Martin Freeman: Ja, in gewisser Weise tue ich das bei jedem Job. Ich wünsche mir, dass alles endlich ist. Denn so sollte es auch sein. Für mich ist die Idee, dass etwas zu Ende geht, immer ein Grund zum Feiern – und nicht etwa, weil man die Zeit nicht genossen hat, sondern gerade weil man sie genossen hat. Außerdem kann man gar nicht recht glauben, wie viele Menschen den Film da draußen sehen werden… denn den „Hobbit“ zu drehen ist in gewisser Weise vergleichbar mit dem Dreh eines Heimvideos. Wir arbeiten so abgeschieden hier unten, fast wie in einer Neuseeländischen Blase, und wenn wir wieder in die reale Welt zurückkehren, dann merken wir erst: „Oh, wir drehen den Film ja, damit ihn sich andere anschauen.“
FILMSTARTS: Wirst du irgendwelche Souvenirs von den Dreharbeiten mit nach Hause nehmen? Vielleicht die Hobbit-Füße?
Martin Freeman: Definitiv nicht die Füße! Von den Füßen habe ich echt mehr als genug gesehen! Ich habe Bilbos Hausmantel mitgenommen, beziehungsweise nicht einfach mitgenommen, er wurde mir geschenkt. Und Stich, ich habe eine Version von Stich bekommen. Ansonsten gibt es aber auch gar nicht so viel, was man mitnehmen könnte, denn das meiste würde ja gar nicht in mein Haus passen. Denn viele Dinge mögen im Film in Beutelsend klein aussehen, aber in einem normalen Haus nehmen sie dann plötzlich das halbe Wohnzimmer in Anspruch. Nein, ich bin schon sehr zufrieden mit meinem Morgenmantel, er ist einer der Höhepunkte in meinem Schlafzimmer.
„Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ startet am 10. Dezember in den deutschen Kinos!