In den USA läuft eine Gerichtsverhandlung über Filmrechte, auf die die gesamte Kinobranche schaut und deren Ausgang auch viele Rollenspielfans genau beobachten. Es geht um "Dungeons & Dragons". Der Spielzeugkonzern Hasbro ist der Meinung, dass ihm die Filmrechte an "Dungeons & Dragons" wieder gehören, weil es der Beklagte, Filmproduzent Courtney Solomon mit seiner Firma Sweetpea, versäumt habe, regelmäßig Filme aus dem Material zu machen. Der ist anderer Meinung. Er hat 1994 die Rechte vom damaligen Inhaber TSR erworben und seitdem auch Filme gedreht. Die Sache wird dadurch verkompliziert, dass die Firma TSR 1997 von der Firma Wizards Of the Coast erworben wurde, die seinerseits 1999 von Hasbro erworben wurde. Hasbro, die Spielzeugfirma die auch dafür sorgte, dass "Transformers" einen Kino-Siegeszug antrat, hat also seit 1999 ein Franchise in Besitz, das eine wahre Kino-Goldgrube sein könnte, kann es aber nicht nutzen.
Hinter dem Streit stecken auch zwei Filmstudios. Courtney Solomon arbeitet mit Warner zusammen. Dort gab man bereits ein Drehbuch für einen möglichen neuen Kinofilm auf der Grundlage der komplexen Rollenspielwelt aus "Dungeons & Dragons" in Auftrag. Auch wenn es bei einem ersten Prozess einen Rückschlag gab und ein Richter entschied, dass Warners erstes Drehbuch Rechte von Hasbro verletzt und dieser Film daher nicht gemacht werden darf, scheint man bei Warner noch mit der Idee eines Films zu spielen und unterstützt daher den Beklagten finanziell bei seinem Prozess. Sollte dieser nämlich die Rechte an Hasbro verlieren, würde man dort eher mit Warners Konkurrent Universal zusammenarbeiten. Warners bisherige Arbeit wäre also für die Katz.
Die große Frage, die Richterin Dolly Gee laut eines Berichts des Branchenmagazins Deadline nun klären muss, ist die Frage, ob Produzent Courtney Solomon in den vergangenen Jahren neue "Dungeons & Dragons"-Filme gemacht hat. Unstrittig ist, dass 2000 der von Solomon selbst inszenierte Film "Dungeons & Dragons" erschien. Die 45 Millionen Dollar teure Fantasy-Verfilmung mit unter anderem Jeremy Irons, Marlon Wayans und Thora Birch floppte damals katastrophal und bekam äußerst schlechte Kritiken. Solomon produzierte 2005 noch für den TV-Sender Syfy sowie für den DVD-Markt "Dungeons & Dragons - Die Macht der Elemente". 2012 erschien schließlich noch "Dungeons & Dragons 3: Das Buch der dunklen Schatten".
Laut der Klägerseite nutzen diese beiden Filme nur den Namen, hätten aber nichts mit dem Universum zu tun. Die miesen Direct-to-DVD-Fortsetzungen seien nur ein Versuch gewesen, den Namen auszuschlachten, fallen damit aber nicht unter den 1994 abgeschlossenen Vertrag. Dort wurde festgelegt, dass in bestimmten Zeitabständen neue "Dungeons & Dragons"-Filme produziert werden müssen und andernfalls die Rechte an die ursprünglichen Eigentümer TSR (nun als Hasbro) zurückfallen. Da der letzte wirkliche "Dungeons & Dragons"-Film von 2000 stamme, seien die Rechte längst zurückgefallen. Die Anwältin der Beklagtenseite argumentierte dagegen, dass die Qualität der Filme keine Rolle spielen dürfe. Man werde zeigen, dass "Dungeons & Dragons 3" ein Sequel war, die Rechte also weiterhin bei Solomon liegen.
Es wird erwartet, dass die Verhandlung die ganze Woche über andauert, danach aber zeitnah geklärt ist, wer nun die Rechte hat. "Dungeons & Dragons"-Fans dürften sich auf den Tag der Entscheidung freuen, denn wie es momentan ausschaut, ist dann ein wichtiger Schritt für einen neuen Kinofilm gelegt – egal wer gewinnt. Bei Hasbro macht man laut Deadline keinen großen Hehl daraus, dass man nach Erlangung der Rechte, sofort eine Adaption in Angriff nehmen will. Sollte Solomon gewinnen, scheint man bei Warner ebenfalls entschlossen zu sein, das eigene Projekt voranzutreiben. Da der bislang nicht für Qualität stehende Produzent nach einem Prozess tief in der Schuld von Warner stehen dürfte, sollte es dem Studioriesen auch einfach fallen, seine Mitbestimmung auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.