In Schweden bekommen Filme in Zukunft nun ein sogenanntes A-Rating, wenn bei ihnen Frauen gleichberechtigt mit Männern dargestellt werden. Um dieses Rating zu bekommen, müssen die Filme den sogenannten Bechdel-Test bestehen. Der Bechdel-Test, benannt nach der Zeichnerin Alison Bechdel, die ihn 1985 in einem Comic-Strip einführte, verlangt von einem Film drei Erfordernisse:
1. Es muss mindestens zwei weibliche Figuren geben…
2. diese müssen miteinander sprechen…
3. und zwar über etwas anderes als Männer.
Laut Verantwortlichen in der schwedischen Kinoindustrie sei es erschreckend, wie wenige Filme diesen Test bestehen. Laut Ellen Tejle, Leiterin eines beliebten Arthouse-Kinos in Stockholm und Mit-Initiatorin des neuen Ratings, schaffe die gesamte "Herr der Ringe"-Trilogie, alle "Star Wars"-Filme oder auch Filme wie "The Social Network" und "Pulp Fiction" es nicht, diesen simplen Test zu stehen. Laut Tejle agieren die Zuschauer sehr positiv auf das vor einem Monat etablierte neue Rating. Vielen habe es die Augen geöffnet. Man hoffe damit zu erreichen, dass es mehr weibliche Geschichten oder Filme aus Frauen-Perspektive in die Kinos schaffen.
Bei dem neuen Rating, mit dem mehrere schwedische Kinos die Filme in ihrem Programm kennzeichnen, sollen auch die TV-Sender mitmachen. Ein Kabelkanal hat bereits beschlossen, demnächst einen A-Rated-Super-Sonntag zu veranstalten, an dem nur Filme wie "Die Tribute von Panem", "Die Eiserne Lady" und Oliver Stones "Savages" gezeigt werden, die den Test bestehen.
Auch aus Hollywood gibt es Lob für die Kampagne. Die Schauspielerin und Produzentin Jada Pinkett Smith verriet, dass sie das System sehr interessant finde und gespannt sei, ob es funktionieren werde. Kritiker meinen allerdings, dass das System nichts bringe, zumal viel zu viele Filme den Test bestehen, die nichts zur Gleichberechtigung beitragen, während andere Filme daran scheitern, aber eine fantastische Aussage zu dem Thema haben. Zudem sei es nicht die Aufgabe des Staates, durch seine Institutionen Vorschriften zu machen, was in einem Film gehöre.
In Schweden gibt es seit Jahren eine Sexismus-Diskussion und die Forderungen nach mehr Gleichberechtigung, die zu Veränderungen und neuen Regularien in verschiedensten Bereichen geführt haben. Der neueste Auswuchs dürfte auch in Hollywood genau beobachtet werden, denn dort gibt es diese Diskussion auch. Laut einer Studie eines Instituts aus San Diego zum Thema der Behandlung von Frauen in Film und Fernsehen seien in den 100 erfolgreichsten Filmen des Kino-Jahres 2011 nur 33% aller Figuren weiblich gewesen, sogar nur 11% aller Hauptfiguren. Dies sei nicht mehr zeitgemäß, wo doch das weibliche Publikum einen immer größeren Anteil habe. Eine Studie der Universität von Pennsylvania stellte unterstützend fest, dass sich dieses 2:1 Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Figuren seit 1950 nicht verändert habe. Es sei aber doppelt so wahrscheinlich, dass eine Frau in einer expliziten Sexszene gezeigt werde als ein Mann. Einige Analysten rieten daher bereits in der Vergangenheit, dass die großen Studios umdenken müssen und ihre Filme stärker auch auf ein weibliches Publikum ausrichten sollen, wenn sie verhindern wollen, dass die Zahl der Kassenflops zunehme.