So richtig haben Drehbuchautor Tony Gilroy ("State of Play - Stand der Dinge") und die "Bourne"-Reihe noch nie zusammengepasst. Über die Buchvorlage von Robert Ludlum sagte er stets, sie hätte eigentlich nie verfilmt werden sollen und bei dem von Paul Greengrass ("Green Zone") inszenierten zweiten Teil der Reihe, "Die Bourne Verschwörung", ging er gar so weit, von einem "Verbrechen gegen die Götter des Geschichtenerzählens" zu sprechen. Im Grunde keine besonders gute Ausgangslage für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Doch die Filme spielten Geld an den Kinokassen ein, sehr viel Geld. Alleine der bisher letzte Ableger der erfolgreichen Reihe, "Das Bourne Ultimatum", konnte ein weltweites Einspielergebnis von mehr als 400 Millionen US-Dollar verzeichnen. Und so kam es, dass Gilroy trotz aller Kritik an den Filmen dennoch für die Drehbücher aller drei bisher erschienen Teile der Action-Thriller-Reihe zumindest mitverantwortlich war.
An der Arbeit des gebürtigen New Yorkers ließ der ehemalige Hauptdarsteller Matt Damon jetzt in einem Interview mit dem Magazin GQ kein gutes Haar. Nach dem durchschlagenden Erfolg der ersten beiden Teile "Die Bourne Identität" und "Die Bourne Verschwörung" wollte das zuständige Studio Universal Gilroy unbedingt auch für das Drehbuch des dritten Teils "Das Bourne Ultimatum" mit an Bord haben. Ein fürstliches Salär und einige spezielle Bedingungen später, willigte Gilroy schließlich ein und begann zu schreiben. Da er jedoch ausgehandelt hatte, völligen kreativen Spielraum zu besitzen und keiner einen Einblick in seine Arbeit besaß, wussten laut Damon zwar alle Beteiligten vom angepeilten Starttermin des Films im August 2007, jedoch hatte keiner eine Ahnung, welche Richtung das Skript einschlagen wird. Als Gilroy letztlich seinen Entwurf einreichte, machte sich Damon nach Panik breit: "Es war einfach unlesbar", sagte der Schauspieler jetzt dem Magazin gegenüber. Im weiteren Verlauf des Interviews fielen im Bezug auf das Drehbuch auch die Begriffe "furchtbar" und "beschämend". In letzter Sekunde wurden die beiden Autoren Scott Z. Burns ("Contagion") und George Nolfi ("Der Plan") engagiert, um zu retten, was noch zu retten ist. Trotz aller Turbulenzen wollte Gilroy dennoch einzig seinen Namen im Abspann sehen, was letzten Endes jedoch nicht passierte.
Bei dem ersten Teil, "Die Bourne Identität", verhielt es sich laut Damon dagegen genau diametral. Nachdem der Film mit zahlreichen Schwierigkeiten während des Drehs zu kämpfen hatte - eine Überschreitung des Budgets um acht Millionen US-Dollar, eine Verschiebung des Starttermins von September 2001 auf Juni 2002 sowie vier Nachdrehs inklusive - fürchtete Gilroy laut Damon anscheinend um seinen Ruf. Um nicht die alleinige Verantwortung für das Drehbuch zu tragen, sprach sich der Autor entschieden dafür aus, William Blake Herron ("Vorbilder?!") mit als Autor in die Credits aufzunehmen. In welcher Art und Weise Herron tatsächlich am Skript beteiligt war, ist strittig.
Auch wenn sich Damon sogar noch im Laufe des Interviews selbst für seine Aussagen rügte und sie als unprofessionell bezeichnete, hatte der Darsteller allem Anschein nach großen Redebedarf. Dies könnte sicherlich damit zusammenhängen, dass Gilroy bei dem am 13. September 2012 erscheinenden "The Bourne Legacy" nun sowohl erneut für das Drehbuch - zusammen mit seinem Bruder Dan – als auch erstmals für die Regie verantwortlich ist. Nach diesen Aussagen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die "Bourne"-Reihe derzeit ohne Matt Damon fortgesetzt wird, auch wenn dieser eine Rückkehr nicht ausschloss.