Ein mit dem Nobelpreis ausgezeichneter, wahrhaft epochaler Roman. Ein Regieduo, das zuvor ein innovatives, gefeiertes Langfilmdebüt hinlegte. Ein Mammutprojekt, das über fünf Jahre verschlang und an dem sich mehr als 200 Personen beteiligten. Und 1.800 wunderschöne Gemälde, die als Schlüsselbilder für 79.000 beeindruckende, handgemalte Einzelbilder dienen!
Die Literaturverfilmung „Das Flüstern der Felder“ nimmt den womöglich wichtigsten Roman in der Geschichte Polens, und verdichtet ihn dank atemberaubend hübscher Ölgemälde sowie nahtloser Digitalanimation zu einem bewegenden, 115 minütigen Drama über Liebe, Verrat, Glückseligkeit, den Wankelmut der Bevölkerung und die Poesie der Natur. Seit dieser Woche ist „Das Flüstern der Felder“ fürs Heimkino erhältlich – ganz regulär auf DVD und Blu-ray* sowie als limitierte Sonderedition:
"Das Flüstern der Felder": Polen gen Ende des 19. Jahrhunderts
Jagna Paczesiówna (Kamila Urzędowska) lebt in einem Dorf, das von mehreren Mächten geformt wird: Vom Wandel der Jahreszeiten, von erstaunlich bunten Traditionen, vom Kirchenkalender, von einer patriarchal geprägten Hierarchie und vom ständigen Klatsch und Tratsch, der die Dorfgemeinschaft anzutreiben sowie einzuschüchtern versteht. Die Verflechtung dieser Gewalten prägt Jagnas Schicksal drastisch.
Denn obwohl Jagna mit ihrem Status als unverheiratete Frau zufrieden ist, wird sie dem mächtigsten Bauern des Dorfs versprochen – dem schwer einzuschätzenden Maciej Boryna (Mirosław Baka). Doch Jagna liebäugelt bereits mit dessen Sohn Antek (Robert Gulaczyk), wodurch sich die eh schon komplizierte Beziehung zwischen den beiden Männern weiter anspannt. Jagna wird unweigerlich zum Spielball der Männer sowie zur Zielscheibe zunehmend garstiger Flüsterkampagnen...
Eine Ausnahmeadaption eines Ausnahmeromans
„Das Flüstern der Felder“ ist der zweite abendfüllende Film des Duos DK & Hugh Welchman, das mit seiner für den Oscar nominierten Vincent-van-Gogh-Hommage „Loving Vincent“ Aufsehen erregte. Die Resonanz auf den Animationsfilm, der weltberühmten Ölgemälden Leben einhaucht, regte das Paar dazu an, einen weiteren Gemälde-Trickfilm zu wagen. Jedoch wollte es dem Publikum nicht exakt das geben, wonach viele Filmfans verlangten:
Oft seien die Welchmans gefragt worden, welchem Maler sie als nächstes im Stil von „Loving Vincent“ Tribut zollen. Sie wollten dagegen neue Horizonte für ihren einzigartigen Animationsstil eröffnen. Daher beschlossen sie, Władysław Reymonts gewaltigen Roman „Die Bauern“ zu adaptieren – ein Provinzepos, das in Polen etwa den Status innehält, der hierzulande Thomas Manns „Buddenbrooks“ und in Großbritannien dem Wirken Charles Dickens' eingeräumt wird. Ein literarischer Meilenstein, der für sein Herkunftsland ebenso sinnstiftend ist, wie er dessen Schattenseiten verewigt!
Mit seinem Blick für die Schönheit der Natur sowie facettenreichen Figuren, die ausgelassen miteinander tanzen, sich heftig lieben und erbittert bekämpfen, bedingt „Die Bauern“ einen Film, der völlig anders ist als „Loving Vincent“: Die Handlung ist komplexer, die Kameraführung lebhafter, das Geschehen abwechslungsreicher – was Auswirkungen auf die Produktionsabläufe hatte. Während „Loving Vincent“ innerhalb von rund zwei Jahren entstand, benötigte „Das Flüstern der Felder“ über fünf Jahre.
In dieser Zeit wurden Referenzen gesucht, die ehrfurchtgebietende Vorlage zum Skript eingedampft, Realfilmmaterial gedreht, das der Animationscrew als Orientierung dienen sollte, und zwei Jahre lang in Polen, Serbien, Litauen sowie in der Ukraine gemalt. Das Realfilm-Referenzmaterial wiederum wurde unter anderem von „Babadook“-Kameramann Radosław Radczuk ausgeleuchtet und eingefangen.
Ein Kunstwerk von einem Film
Bildästhetisch orientierten sich DK & Hugh Welchman primär an Gemälden der Strömung „Junges Polen“, die mit betörenden Farbverläufen eine lauschige Stimmung erzeugen, aber glaubhaft machen, dass das oberflächliche Idyll kippen kann. Vereinzelt dienten auch die Haager Schule, die mit vermeintlicher Einfachheit den ländlichen Alltag und wohlige Ruhephasen einfing, sowie die zwischen Realismus und Impressionismus liegende Schule von Barbizon als Inspirationsquelle.
Aus diesem Gemisch formten die Verantwortlichen eine einnehmende Ästhetik, die das ländliche Polen im wahrsten Sinne malerisch in Szene setzt und die Handlung mit ihrer soghaften Wirkung immens bereichert: Wie sich die Gefühls- und Erfahrungswelten der Figuren mit dem Lauf der Jahreszeiten verschränken, lässt sich nur durch diese wunderschönen, lebenden Gemälde mit derart unvergleichlicher, atmosphärischer Kunstfertigkeit ausdrücken.
Den Welchmans und ihrem Team gelingt es, innerhalb weniger Sekundenbruchteile charakterliche Nuancen und die Hintergründe dramatischer Entwicklungen auszudrücken – allein durch Veränderungen des Farbschemas und dadurch, wie grob oder fein die Pinselstriche sind. Weiter glänzen Kamila Urzedowska, die mit ihrem Spiel die aufmüpfige, gutherzige und dennoch in ihrer Sprunghaftigkeit fehlbare Protagonistin äußerst glaubhaft anlegt, und Komponist Łukasz Rostkowski:
Seine Filmmusik macht die Intensität des historisch-bäuerlichen Treibens fürs Heute verständlich, ohne den Film an sich zu reißen. Dadurch bleibt der Trickfilm als einer der schönsten Filme des vergangenen Kinojahres in Erinnerung: „Das Flüstern der Felder“ fängt eine Gemeinschaft in all ihren Tiefen aus Ignoranz, Missgunst und Hetze, aber auch in all ihren Glanzmomenten ein – Freude, Sinnlichkeit und unermüdliche Versuche, für Gerechtigkeit einzustehen.
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