In der Nacht zum 3. März werden im Dolby Theatre in Los Angeles bereits zum 97. Mal die Oscars verliehen. Zu den großen Favoriten zählen diesmal das monumentale Epos „Der Brutalist“ sowie mit „Wicked“ und „Emilia Pérez“ gleich zwei Leinwand-Musicals. Doch was ist eigentlich mit der allerersten Oscar-Verleihung?
Diese fand am 16. Mai 1929 im Hollywood Roosevelt Hotel statt, moderiert von Stummfilm-Star Douglas Fairbanks. Doch abgesehen vom Schauplatz (L.A.) war damals noch alles anders: Bei der ersten Oscarverleihung handelte es sich so um die bis heute einzige, die nicht von der kinointeressierten Öffentlichkeit verfolgt werden konnte – im Radio wurde sie nicht ausgestrahlt, und der erste US-amerikanische Fernsehsender ging erst 23 Jahre später auf Sendung.
Während die Zeremonie heute durchschnittlich dreieinhalb Stunden beansprucht, war man damals in gerade einmal 15 Minuten durch. Zudem hießen die Oscars noch nicht einmal so (wann und wie die Academy Awards schließlich zu ihrem heute geläufigen Namen kamen, könnt ihr hier nachlesen).
Prämiert wurden damals Filme in 12 Kategorien (mittlerweile sind es 23), von denen es viele heute so nicht mehr gibt. So wurde nicht nur der Beste Film ausgezeichnet, sondern obendrein auch noch die „Beste künstlerische Produktion“. Da Stummfilme noch den Status Quo darstellten, gab es einen Preis für die „Besten Zwischentitel“. Die Regie-Trophäe wurde hingegen gleich zwei Mal vergeben – eine im Bereich „Komödie“, eine zweite im Bereich „Drama“.
Doch kommen wir nun endlich zum wichtigsten Aspekt: den Gewinnern!
Das waren die ersten Filme und Stars, die Oscars gewonnen haben
Als erster Bester Hauptdarsteller ging Emil Jannings aus der Verleihung hervor, der für zwei Filme ausgezeichnet wurde: Josef von Sternbergs „Sein letzter Befehl“ und „Der Weg allen Fleisches“, ein Drama vom späteren „Vom Winde verweht“-Macher Victor Fleming, das leider als verschollen gilt.
Beste Hauptdarstellerin wurde Janet Gaynor – für ihre Leistungen in gleich drei (!) Filmen: Den beiden von Frank Borzage inszenierten Melodramen „Engel der Straße“ und „Das Glück in der Mansarde“ sowie Friedrich Wilhelm Murnaus Meisterwerk „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“, das die Academy zudem in der Kategorie Beste künstlerische Produktion auszeichnete.
Die Regie-Oscars wiederum gingen an Frank Borzage (für das romantische Drama „Das Glück in der Mansarde“) und Lewis Milestone (für die Abenteuerkomödie „Die Schlachtenbummler“). Doch nun spannen wir euch nicht länger auf die Folter und verraten euch, welches Leinwand-Werk als erstes überhaupt in der absoluten Königskategorie gewonnen hat: Die Wahl der Academy fiel damals auf „Flügel aus Stahl“, ein romantisches Kriegs-Epos von William A. Wellman („Ritt zum Ox-Bow“, „Der öffentliche Feind“).
Das ist "Flügel aus Stahl"
Die Handlung des Films ist im Jahr 1917 angesiedelt. Im Mittelpunkt stehen zwei Kriegspiloten (Charles Rogers und Richard Arlen), die beide unsterblich in dieselbe Frau verliebt sind: Mary Preston (Hollywood-Ikone Clara Bow). Während die beiden Männer im Ersten Weltkrieg kämpfen, verschlägt es Mary als Freiwillige des Roten Kreuzes nach Frankreich.
Der Film wurde mit großem Aufwand und einem für damalige Verhältnisse enorm hohen Budget von 2 Millionen US-Dollar realisiert. Der noch heute verblüffende Realismus in den Schlacht- und Luftszenen ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Wellman selbst Flugzeugsführer im Ersten Weltkrieg war und eng mit dem US-Militär zusammenarbeitete – als erster Regisseur einer Hollywood-Produktion überhaupt. Für seine wegweisenden Effekte erhielt „Wings“ (so der Originaltitel) einen weiteren Academy Award.
Wenn ihr wissen wollt, welcher Meisterregisseur öfter als jeder andere mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, dann lest auch den nachfolgenden Artikel:
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