In „La La Land“ tanzte sie sich in die Herzen der Oscar-Wahlberechtigten, wenige Jahre später packte sie die Academy mit „Poor Things“: Emma Stone wurde durch diese ziemlich unterschiedlichen Filme zur zweifachen Oscar-Gewinnerin. Doch es brauchte nicht den Segen der Academy Of Motion Picture Arts And Sciences, um Stones Talent zu erkennen.
Vielen Filmfans fiel sie bereits Ende der 2000er-Jahre in „Superbad“ und in „Zombieland“ auf. Und spätestens mit Beginn der 2010er machte sie in einer brillanten Jugendkomödie klar, was in ihr steckt. Eben die flimmert wieder durchs Free-TV:
Heute Abend, am 16. Januar 2025, läuft ab 23.30 Uhr „Einfach zu haben“ bei ZDFneo – es gibt also eine der besten Komödien der vergangenen 15 Jahre komplett ohne Werbeunterbrechungen zu sehen! Falls ihr es flexibler angehen möchtet, könnt ihr die freche und romantische Teeniekomödie im Anschluss in der ZDF-Mediathek nachholen.
"Einfach zu haben": Notlügen, Gerüchte und Selbstdarstellung
Die schüchterne und unauffällige Olive Penderghast (Emma Stone) wird von ihrer besten Freundin Rhiannon Abernathy (Aly Michalka) zum Camping eingeladen. Da sie keine Lust hat, aber Rhiannons Gefühle nicht verletzen will, flunkert sie von einer Verabredung. Eine Lüge mit Konsequenzen: Als Rhiannon später nachfragt, wie das Date verlief, lässt sich Olive zu der Antwort drängen, die ihre Freundin hören will – der Abend sei super gewesen und Olive sei mit ihrem Schwarm im Bett gelandet.
Das hört zufällig Olives konservative Mitschülerin Marianne Bryant (Amanda Bynes) mit, die das Aufgeschnappte empört weitererzählt. Nach verflixter Stille-Post-Manier eskaliert die Nacherzählung, bis praktisch die gesamte Schule Olive für sexversessen hält. Da Olives Lieblingslehrer Mr. Griffith (Thomas Haden Church) im Unterricht zufällig den Roman „Der scharlachrote Buchstabe“ über puritanische Bigotterie durchnimmt, fühlt sich Olive jedoch von den Gerüchten beflügelt: Sie gibt ihrem Umfeld, was es will – und verkörpert mit neuem Selbstbewusstsein das leichte Luder...
Stone trumpft auf...
Mit entgleisenden Gesichtszügen, punktgenauem komödiantischem Gespür sowie einem pointiert zwischen Ehrlichkeit, Sarkasmus und Galgenhumor gleitendem Timbre blüht Stone voll auf. Wie Olive erst schnippisch, dann beiläufig und letztlich begeistert ihren einst verhassten Ohrwurm „Pocketful Of Sunshine“ trällert, gibt zudem einen Vorgeschmack auf Stones spätere Musicalleistung. Und sie lässt es erstaunlich leicht aussehen, eine Figur zu verkörpern, die eine Rolle annimmt:
Stone macht es glaubhaft, dass die eigentlich quirlige Olive aufgrund sozialer Dynamiken an ihrer Schule erst mal zum Mauerblümchen wird. Und dank der in ihr brodelnden Energie ist es ebenso plausibel, dass Olive alsbald überkompensiert, ihren zufälligen Imagewandel maßlos übertreibt und sich zur sexuell befreiten Tabubrecherin hochstilisiert.
Schließlich kann sie diese performative Persönlichkeit nutzen, um endlich ihre extrovertierte Seite auszuleben, ihrer Schule den Spiegel vorzuhalten und jenen zu helfen, die ebenfalls mit ihrem Rang in der Hackordnung unzufrieden sind. Wie etwa ihrem Mitschüler Brandon (Dan Byrd), den sie stets mochte, aber aus den Augen verloren hat – und der seinem intoleranten Umfeld mit Olive vortäuscht, er fühle sich zu Frauen hingezogen.
...doch auch sonst ist "Einfach zu haben" einfach toll
Der von Bert V. Royal verfasste Film tänzelt rasant, nicht aber hastig, zwischen Teenie-Freuden und pubertären Sorgen. Und Regisseur Will Gluck verleiht dem zugespitzten Treiben eine gesunde Prise Selbstironie, die das konstruierte Chaos kommentiert, ohne sich je über die Gefühle der Figuren lustig zu machen.
Und dank eines imposanten Malcolm McDowell als Rektor, eines rau-charismatischen Church sowie der fabelhaften Chemie zwischen Stanley Tucci und Patricia Clarkson, die Olives Eltern spielen, bleiben auch die Erwachsenenrollen in Erinnerung. Insofern ist „Einfach zu haben“ eine gelungene Aktualisierung der 80er-Jahre-Jugendkomödien des legendären Regisseurs und Drehbuchautors John Hughes.
Zugleich steht die Komödie in der Tradition solcher Filme wie der Shakespeare-Modernisierung „10 Dinge, die ich an dir hasse“ und dem pikanten Intrigen-Thriller „Eiskalte Engel“. Schließlich ist „Einfach zu haben“ eine (lose, ins Heute verlagerte) Interpretation von „Der scharlachrote Buchstabe“. Rund eineinhalb Jahrzehnte später holte Gluck übrigens mit „Wo die Lüge hinfällt“ erneut einen Klassiker mit Esprit ins Heute (mehr dazu).
Und falls ihr einen weiteren Film sehen wollt, in dem Stone brilliert, solltet ihr euch unseren folgenden Streaming-Tipp (erneut) angucken. Der ist ein herrlich-fieser, nachdenklicher Mix aus Showbiz-Drama, Thriller, Komödie und Satire:
Streaming-Tipp: Dieses einzigartige Hollywood-Meisterwerk sollte jeder Filmfan gesehen haben