Kein Regisseur wildert bekanntlich so exzessiv in der Kinogeschichte wie Quentin Tarantino. Seine Filme sind seit jeher zum Bersten voll mit Genrezitaten und Filmverweisen. Doch eines hat der Kult-Filmemacher bisher noch nicht getan: ein reines Remake zu drehen.
Mindestens genauso bekannt wie für seine überschäumende Liebe zum Kino ist Tarantino allerdings dafür, öffentlich über seine zahlreichen Projekte nachzudenken – und viele davon wieder zu verwerfen. Es gibt weitaus mehr nicht realisierte als tatsächlich umgesetzte Tarantino-Filme, zuletzt stampfte er etwa „The Movie Critic“ ein, der eigentlich seine zehnte (und letzte) Regiearbeit werden sollte. Und obwohl der 61-Jährige erst kürzlich zu Protokoll gab, kein Fan von Neuverfilmungen zu sein (und deshalb auch Denis Villeneuves „Dune“ noch nicht gesehen zu haben), hat er mindestens einmal mit dem Gedanken gespielt, selbst ein Remake zu drehen …
… und zwar von dem Giallo-Klassiker „Die sieben schwarzen Noten“ (1977), der auch unter dem englischen Verweistitel „The Psychic“ bekannt ist. Tarantino ist ein großer Fan von Regisseur Lucio Fulci – einen hierzulande lange verbotenen Zombie-Horror des italienischen Genre-Meisters hat er bei den Dreharbeiten von „Inglourious Basterds“ sogar kurzerhand Brad Pitt vorgeführt. Doch es ist „Die sieben schwarzen Noten“, den der Kult-Regisseur laut dem Cover der US-DVD für „de[n] aufregendste[n] Film in Fulcis Karriere“ hält. Und eine Zeitlang trieb er sich mit der Idee herum, eine neue Fassung mit seinem „Jackie Brown“-Star Bridget Fonda in der Hauptrolle zu realisieren.
Fonda hätte darin den Part von Jennifer O’Neill übernommen, die in „Die sieben schwarzen Noten“ eine Frau mit hellseherischen Fähigkeiten verkörpert, die in den Wänden ihres Hauses ein Skelett entdeckt. Bald darauf wird ihr Ehemann des Mordes beschuldigt – und so tut sie sich mit einem Parapsychologen zusammen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen...
Im Interview mit Ain't It Cool News hat Tarantino über seine Remake-Pläne gesprochen: „Wenn ich es mache, dann mit [Bridget Fonda]. Ich weiß nicht einmal, ob ich es tun werde, aber es ist ein Film, den ich wirklich gerne neu machen möchte. Ich bearbeite ihn ständig in meinem Kopf.“
Bridget Fonda war von Tarantinos Remake-Plänen begeistert – aber blieb realistisch!
Der „Pulp Fiction“-Schöpfer fährt fort: „Ich habe Bridget [den Film] gezeigt und gesagt: ‚Ich denke schon seit drei Jahren darüber nach, ihn neu zu verfilmen.‘ Ich habe ihn ihr also vorgeführt, und sie meinte nur: ‚Oh mein Gott! Er war großartig! Ich habe ihn geliebt!‘ Das war cool. Am nächsten Tag rief sie an und sagte: ‚Ach Quentin! Du machst mich wahnsinnig! Ich laufe die ganze Zeit herum und denke über die Rolle nach und wie ich dieses oder jenes umsetzen würde.‘“ Zugleich sei ihr aber klar, dass sie mindestens fünf Jahre nichts mehr von dem Projekt hören würde – „wenn du es denn überhaupt machst.“
Der „2 Millionen Dollar Trinkgeld“-Star sollte Recht behalten: Wie so viele von Tarantinos Projekten verschwand auch das Remake von „Die sieben schwarzen Noten“ schnell wieder in der Versenkung. Das ist besonders vor dem Hintergrund schade, dass der zweifache Drehbuch-Oscar-Preisträger bisher noch nie einen Horrorfilm inszeniert hat – und viele Fans sicher gerne wissen würden, wie er sich das Genre anverwandelt. Immerhin in „Kill Bill: Vol. 1“ hat seine Liebe zu dem Film ihre Spuren hinterlassen – in Form eines Musikstücks aus dem Soundtrack von Fabio Frizzi, Vince Tempera und Franco Bixio.
Übrigens: Ausgerechnet ein Remake, das im Allgemeinen als besonders unnötig gilt, wird von Tarantino gefeiert. Um welchen Film es geht, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
"Ich habe ihn geliebt": Dieser Thriller-Flop ist für Quentin Tarantino "eines der coolsten Experimente in der Geschichte des Kinos"