Schon seit Ewigkeiten ist es im Film, wie in der Gesellschaft generell, gang und gäbe, dass ältere Herren gern mit jungen Mädchen anbandelten. Mit „Als du mich sahst“ und „A Family Affair“ gab es 2024 dann aber zwei extrem erfolgreiche Streamingtitel, in denen jeweils reifere Frauen (gespielt von Anne Hathaway beziehungsweise Nicole Kidman) Liebesbeziehungen mit deutlich jüngeren Männern eingingen. Mit dem Ende Januar 2025 in die Kinos kommenden „Babygirl“ legt Kidman noch einen weiteren Film mit ähnlicher Prämisse nach – wobei dieser deutlich düstere Züge aufweist als die beiden zuvor genannten.
Natürlich gab es schon früher Werke, die dieses für viele Leute offenbar provokante und noch immer als tabu geltende Szenario in unterschiedlichster Form aufgriffen – „Die Reifeprüfung“, „Harold und Maude“ oder „Der Vorleser“ drängen sich da als Beispiele auf. Aber auch „Tage am Strand“ nahm sich dieses Themas an. Und das sogar auf doppelte Weise sowie mit einem zusätzlichen, die Sache noch um einiges delikater machenden Twist. Wie dieser aussieht, könnt ihr etwas weiter unten in der Inhaltsangabe nachlesen. Oder ihr schaut euch die Sommerromanze am späteren Abend einfach selbst im Free-TV an.
„Tage am Strand“ läuft am heutigen 8. Januar 2025 um 22.25 Uhr auf 3sat. Eine Wiederholung folgt noch in derselben Nacht um 2.45 Uhr. Zudem ist der FSK-12-Titel als Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand* zu haben:
Ein "Softcore-Schmachtfetzen mit umgekehrt sexistischen Vorzeichen"?
Der 2013 veröffentlichte „Tage am Strand“ war der erste in englischer Sprache gedrehte Film von Anne Fontaine. Zuvor hatte die luxemburgische Regisseurin mit dem Biopic „Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft“ und dem Erotikdrama „Nathalie“ bereits diverse Preise abgeräumt. Im Sujet von letzterem kennt Fontaine sich besonders gut aus, gab sie doch selbst einst ihr Debüt als Schauspielerin mit einer Nebenrolle in David Hamiltons berühmt-berüchtigtem „Zärtliche Cousinen“.
„Tage am Strand“ debütierte im Rahmen des renommierten Sundance Festivals in den USA und sorgte dort für einen mittleren Skandal. Während die schauspielerischen Leistungen von Naomi Watts („Mulholland Drive“) und Robin Wright („House Of Cards“) nahezu durch die Bank gepriesen wurden und die Kameraarbeit von Christophe Beaucarne („Mr. Nobody“) ebenfalls viel Lob erhielt, kamen Story und Inszenierung längst nicht so gut weg.
Unter anderem wird das Werk, das auf der im Sammelband „Ein Kind der Liebe“* enthaltenen Novelle „Die Großmütter“ von Nobelpreisträgerin Doris Lessing basiert, als „dekadente Fantasieerfüllung, getarnt als […] Erklärung feministischer Unabhängigkeit“ beschrieben. Auch unser Autor Andreas Günther war davon nur wenig angetan. In der 1 von möglichen 5 Sternen vergebenden FILMSTARTS-Kritik bezeichnet er es als einen „Softcore-Schmachtfetzen mit umgekehrt sexistischen Vorzeichen“, der „mehr an einen Erotikschinken der 1970er wie die ‚Emmanuelle‘-Serie als an die Adaption großer literarischer Kunst“ erinnere.
Schrecken euch diese Umschreibungen ab? Oder hat euch der Trailer Appetit gemacht, zumindest einmal in „Tage am Strand“ reinzuschauen? Am Abend habt ihr die Chance dazu. Der Autor dieser Zeilen empfindet den Film, trotz einiger Drehbuchschwächen, als durchaus sehenswert. Das liegt neben seinen visuellen Vorzügen auch und gerade daran, dass die melodramatisch geschriebenen Freundschaftsdynamiken der Mütter und der Söhne von den Darsteller*innen auf jeweils erstaunlich glaubhafte Weise verkörpert werden.
"Tage am Strand": Das ist die Story
Galeristin Roz (Robin Wright) und Ingenieurin Lil (Naomi Watts) sind seit ihrer Schulzeit beste Freundinnen. Als erwachsene Frauen leben sie Tür an Tür in einem malerischen Küstenort im Südosten von Australien. Lil hat ihren Ehemann vor einer Weile bei einem Autounfall verloren, während es in Rozs Ehe mit Harold (Ben Mendelsohn) kriselt, seit dieser eine Stelle an der weit entfernten Universität von Sydney angetreten hat und nur noch selten daheim ist.
Die jeweils 17-jährigen Söhne der Frauen, Ian (James Frecheville) und Tom (Xavier Samuel), sind zusammen aufgewachsen und ebenfalls ein Herz und eine Seele. Ian kann jedoch schon seit einer Weile seinen Blick kaum von Roz abwenden. Nach einem heißen Tag am Strand gibt sie dann seinem rührend ungeschickten Werben um sie nach und die zwei verbringen die Nacht miteinander.
Der eifersüchtige Tom will nun unbedingt auch mit Lil schlafen. Diese wehrt ihn zunächst schroff ab und stellt Roz wütend zur Rede. Von ihrer eigenen Lust überwältigt, gibt sie sich dann aber doch Tom hin. So lebt und liebt das Quartett, bis Tom eines Tages die gleichaltrige Hannah (Jesscia Tovey) kennenlernt und Ian auf Mary (Sophie Lowe) trifft.
Reizt euch der eingangs erwähnte „Babygirl“ mit Nicole Kidman? Dann könnt ihr im folgenden Artikel von FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler mehr über den Streifen erfahren und euch dazu auch den Trailer anschauen:
Nicole Kidman lässt sich von einem viel jüngeren Liebhaber verführen: Deutscher Trailer zu "Babygirl"*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.