Diverse Geschichten des Schriftstellers Jules Verne erwiesen sich als visionäre Ideen, die Jahre später nicht weiter Zukunftsmusik darstellen sollten, sondern umsetzbare Wirklichkeit. Doch Verne beschrieb nicht bloß U-Boote oder Reisen zum Mond, sondern dachte sich auch futuristische Eskapaden aus, die rein fiktionaler Natur bleiben sollten.
Dazu zählt sein Abenteuerklassiker „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ – ganz gleich, wie viele Verschwörungstheoretiker*innen von einer Hohlerde schwadronieren. Als Retro-Sci-Fi-Technologie und Fantasy-Elemente vereinendes Abenteuer ist es allerdings aller wissenschaftlicher Ungenauigkeit zum Trotz ein zeitloses Vergnügen.
Für Fans des handgemachten Effektkinos gilt dies ebenso für die erste Hollywood-Verfilmung des Stoffs, die man jetzt wieder im Fernsehen erleben kann: Heute, am 4. Januar 2025, zeigt der mdr ab 20.15 Uhr „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von 1959 und somit einen waschechten Abenteuerklassiker – selbstverständlich ganz ohne Werbung! Zudem findet ihr den Film bei Disney+:
Es ist ein langer, spaßiger Weg zur "Reise zum Mittelpunkt der Erde"
Edinburgh, anno 1880: Geologie-Professor Oliver Lindenbrook (James Mason) wird in den Adelsstand erhoben. Zur Feier dessen bekommt er von seinem Studenten Alec McEwen (Pat Boone) einen außergewöhnlichen Lava-Brocken geschenkt, dessen Gewicht und Beschaffenheit die Neugier des Professors anspornt. Bei der Untersuchung des Gesteins kommt noch dazu eine Botschaft eines verschollenen isländischen Forschers zu Tage, der sich einst vornahm, den Mittelpunkt der Erde zu erkunden!
Also machen sich Lindenbrook und McEwen auf nach Island, um dem Mysterium hinter der Nachricht nachzugehen. Dort angekommen schließt sich ihnen Carla Goetaborg (Arlene Dahl) an, die mit einem kürzlich ermordeten Kollegen Lindenbrooks verheiratet war. Auch der isländische Bauer Hans (Peter Ronson) stößt zu der ungewöhnlichen Truppe hinzu, deren Vorhaben sich von der Nachrichten-Spurensuche und dem Versuch, einen Mord aufzuklären, letztlich zu einer waghalsigen Expedition ins Innere des Planeten wandelt. Dort wird das Team von Lava, fleischfressenden Sauriern und gewaltigen Erdbeben bedroht...
Vernes Vorlage wurde von „Das Haus der Lady Alquist“-Autor Walter Reisch und „Boulevard der Dämmerung“-Autor Charles Brackett zu einer skurrilen, wenngleich nie ironiedurchtränkten Eskapade geformt, bei der der Weg das Ziel ist: Es dauert einige Zeit, bis die titelgebende Reise zum Mittelpunkt der Erde angetreten wird. Und das Drehbuch-Duo legt es mit seiner kurios ausgekosteten Abfolge an Ereignissen, die vom bodenständigen Filmbeginn zum unwirklichen Kern dieses Abenteuers führt, auf ein genüsslich-neckisches Grinsen beim Publikum an.
Farbenfrohe, teils knuffige Bildwelten
„Unser Mann in Rio“-Regisseur Henry Levin setzt dies als unbeschwertes Spannungs- und Effektkino um, in dem verbales Gekabbel als ähnlich aufregendes Spektakel gemeint ist, wie die nach und nach zulegenden Schauwerte. Sobald „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ aber die Erdoberfläche verlässt, stechen die verwinkelten Setbauten und die mannigfaltigen Einfälle, wie durch praktische Tricks unvorstellbare Gefahren dargestellt werden, konsequent ins Auge.
Einzelne Effekte sind zugegebenermaßen eher liebenswert-amüsant als fesselnd (Stichwort: Echsen), doch diese zusätzliche Prise Komik ist in einem farbintensiven Film, in dem eine Ente zu einer tragenden Nebenrolle aufsteigt, wahrlich nicht deplatziert. Bei den Academy Awards wurden das Produktionsdesign, die Spezialeffekte und der kräftige Sound übrigens mit Oscar-Nominierungen bedacht!
Hitchcocks Haus-und-Hof-Komponist Bernard Herrmann wurde für seinen Beitrag zu diesem Film dagegen nicht gewürdigt. Trotzdem hinterließ Herrmanns klangliche Untermalung für diese Abenteuerreise ihre filmkulturellen Spuren: Teile der Original-Filmmusik aus „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ dienten als Inspirationsquelle für Danny Elfmans „Batman“-Erkennungsmelodie!
Der Kassenerfolg von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ inspirierte zudem eine Reihe an Sci-Fi- und Abenteuerfilmen mit ähnlichem Sinn für Ästhetik. Dazu zählt der Sci-Fi-Klassiker „Die Zeitmaschine“, der ein Jahr später die US-Kinos eroberte und dessen Fortsetzung ein ungewöhnliches Crossover mit „Zurück in die Zukunft“ absolvierte:
"Zurück in die Zukunft" trifft sein Vorbild: Die irre Geschichte hinter dem ungewöhnlichen Sequel eines Sci-Fi-Klassikers*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.