Wenn es um die skurrileren Kapitel der „Star Wars“-Geschichte geht, sticht ein Werk besonders heraus: das „Star Wars Holiday Special“ aus dem Jahr 1978. Doch obwohl Disney+ nahezu jede erdenkliche „Star Wars“-Produktion im Angebot hat – von den Hauptfilmen über Animationsserien bis hin zu Spin-offs – sucht man dieses Kuriosum vergeblich. Dabei wird auf die Existenz immer wie angespielt. In der Serie „Skeleton Crew“ gibt es zum Beispiel gleich in der Auftaktfolge einen deutlichen Verweis auf das legendäre Fernseh-Event.
Daher fordern Fans immer wieder, dass das Maushaus doch bitte das Special einfach ins Streaming-Angebot packt. Doch das passiert nicht – und wir halten es auch für ausgeschlossen, dass sich daran jemals etwas ändern wird. Warum es wohl fehlt, klären wir gleich. Doch erst einmal wollen wir euch kurz erklären, worum es sich bei dem Special überhaupt handelt.
Was ist das "Star Wars Holiday Special"?
Das „Star Wars Holiday Special“ wurde am 17. November 1978 – also ein Jahr nach dem Start des heute „Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung“ betitelten ersten Films der Saga – im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Die zweistündige Sendung erzählt die Geschichte von Chewbacca und Han Solo, die versuchen, rechtzeitig zum „Life Day“ alias „Tag des Lebens“, einer Art „Star Wars“-Version von Weihnachten, zu Chewies Familie auf Kashyyyk zurückzukehren. Dabei stolpern sie von einem absurden Abenteuer ins nächste.
Die Produktion kombiniert skurrile Sketches, Musical-Nummern und Gastauftritte bekannter Stars der Zeit – darunter Bea Arthur und Jefferson Starship – mit kurzen Szenen der Originalbesetzung, darunter Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher. Besonders bemerkenswert ist der erste Auftritt von Boba Fett in einem animierten Kurzfilmsegment.
Das „Holiday Special“ gilt als eines der berüchtigtsten Werke der Saga. Es wurde von Fans und Kritikern gleichermaßen verrissen und erlangte bald Kultstatus – allerdings mehr als „so schlecht, dass es gut ist“-Kuriosität denn als ernstzunehmendes „Star Wars“-Kapitel.
Interessanterweise ist zumindest ein kleiner Teil des Specials bereits auf Disney+ verfügbar: „Die Geschichte vom treuen Wookie“, ein etwa zehnminütiger animierter Kurzfilm, der Kopfgeldjäger Boba Fett seinen allerersten Auftritt beschert. Dies ist das einzige Element des Specials, das offiziell veröffentlicht wurde.
Warum fehlt das Special denn nun auf Disney+?
Offiziell hat Disney nie erklärt, warum das „Holiday Special“ nicht auf Disney+ verfügbar ist. Doch es gibt einige plausible Überlegungen dazu:
1. Qualitätsbedenken: George Lucas, der Schöpfer von „Star Wars“, hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er das „Holiday Special“ am liebsten aus der Geschichte streichen würde. Es wird oft berichtet, dass Lucas sogar mehrfach geäußert habe, dass er am liebsten „jede Kopie zerstören“ möchte. Auch wenn Disney mittlerweile die Kontrolle über die Marke hat, könnte es sein, dass man aus Respekt vor Lucas’ Abneigung auf eine offizielle Veröffentlichung verzichtet.
2. Lizenzprobleme: Das Special wurde in den 1970er-Jahren von TV-Sender CBS produziert, nicht von Lucasfilm selbst. Es ist möglich, dass die Rechte an bestimmten Bestandteilen der Sendung – wie den Gastauftritten oder den Musiknummern – nicht eindeutig geklärt sind. Solche rechtlichen Hürden könnten eine Wiederveröffentlichung erschweren oder sogar unmöglich machen.
3. Markenimage: Das „Holiday Special“ passt mit seinem trashigen Ruf und der schlechten Produktionsqualität nicht wirklich zum Anspruch an die Marke „Star Wars“. Es könnte sein, dass man das Werk bewusst ignoriert, um das Image zu schützen. Schließlich würden auf Disney+ auch Leute darüber stolpern, die vielleicht nichts über die Geschichte dahinter wissen, die sich nicht über eine skurrile Absonderlichkeit freuen, sondern sich nur fragen: „Was ist das denn für ein Schrott?“
4. Fehlende Nachfrage: Auch wenn das „Holiday Special“ unter Hardcore-Fans Kultstatus genießt und um eine Veröffentlichung gebettelt wird, dürfte es bei der breiten Masse der Disney-Plus-Abonnent*innen auf kaum Interesse stoßen. Die Kosten für eine womöglich aufwändige Restaurierung des wohl nur in schlechter Qualität erhaltenen Specials, für das Einholen von Rechten (siehe oben) und die Veröffentlichung könnten deshalb in keinem Verhältnis zum potenziellen Nutzen stehen.
5. Sonderklauseln im Verkaufsvertrag: Für am wahrscheinlichsten halten wir aber, dass George Lucas beim Verkauf von Lucasfilm an Disney bestimmte Bedingungen gestellt hat. Da Lucas das „Holiday Special“ notorisch verabscheut, ist es denkbar, dass er Disney vertraglich untersagt hat, das Werk jemals offiziell zu veröffentlichen. Auf ähnliche Weise wird auch begründet, warum die unbearbeiteten Originalversionen der klassischen Trilogie bis heute nicht auf Disney+ erschienen sind. Hier soll Lucas das angeblich ausdrücklich verboten haben. Gerade die Verfügbarkeit von „Die Geschichte vom treuen Wookie“ als Ausnahme spricht für diese These. Es ist nämlich der einzige Teil des Holiday Specials, den Lucas angeblich gelungen fand.
"Das Holiday Special" bleibt faszinierende Popkultur – weil es so schwer erhältlich ist
Vielleicht hat das Fehlen auf Disney+ auch einen Vorteil: Gerade, weil es so lange so schwer zugänglich war, wurde das „Star Wars Holiday Special“ zu einem faszinierenden Stück Popkulturgeschichte. Raubkopien und inoffizielle Mitschnitte hatten ihren Anteil daran, dass das Special sich einen festen Platz in den Herzen von Nostalgikern und Trash-Fans erobert hat. Auch wenn es in Zeiten des Internets via YouTube deutlich einfacher verfügbar ist, behält das „Holiday Special“ doch dadurch, dass es es offiziell einfach nicht gibt, seinen mysteriösen Kultstatus als das vergessene Kapitel einer der größten Filmreihen der Geschichte.
Zum offiziellen Kanon der „Star Wars“ gehört das Holiday Special nicht (mehr). Alle Filme und Serien, die dagegen im Kanon sind, findet ihr in unserem großen Timeline-Artikel:
Die komplette "Star Wars"-Timeline: Alle Filme, Serien etc. in der richtigen Reihenfolge - nun auch mit "Skeleton Crew"*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.